November 2002 - Evang.-Luth. Kirchengemeinde Nürnberg-Eibach
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„Bekennen in der Friedensfrage“<br />
Der folgende Artikel stammt von einem<br />
meiner Freunde: Generalsuperintendent<br />
Dr. Rolf Wischnath aus Cottbus in<br />
Brandenburg. Generalsuperintendenten<br />
heißen in der brandenburgischen<br />
Landeskirche die Personen, die man bei<br />
uns früher Kreisdekan genannt hat und<br />
jetzt Regionalbischof nennt. Der Aufsatz<br />
von Rolf Wisch-nath ist in seinem Buch<br />
„Herausforderung zum Widerspruch“ - Rolf<br />
Wischnath über Unbequemlichkeiten von<br />
Glaube Politik und Kirche - enthalten. Das<br />
Buch ist im Oktober erschienen. Die<br />
Beschlüsse, an die Rolf Wischnath im<br />
folgenden Aufsatz erinnert, halte ich<br />
persönlich auch heute für wegweisend.<br />
Rainer Oechslen<br />
Bekennen in der<br />
Friedensfrage (<strong>2002</strong>)<br />
Fünfzehn Jahre nach der<br />
Bundessynode Görlitz - Zwanzig<br />
Jahre nach der Reformierten<br />
Friedenserklärung<br />
Das „Bekennen in der Friedensfrage“<br />
begann im Westen mit einer Ohrfeige:<br />
„Problematische ‚Ausgewogenheit',<br />
Zweideutigkeit und Unentschlossenheit in<br />
der <strong>Evang</strong>elischen Kirche in Deutschland<br />
haben dieses Sondervotum<br />
herausgefordert“, schrieb der Moderator<br />
des Reformierten Bundes in der<br />
Bundesrepublik, der Göttinger<br />
Theologieprofessor Hans-Joachim Kraus<br />
im Vorwort einer Schrift, die äußerlich<br />
aussah wie eine Denkschrift der EKD. Es<br />
war im August 1982, als die Erklärung der<br />
Leitung („Moderamen“) des Reformierten<br />
Bundes „Das Bekenntnis zu Jesus<br />
Christus und die Friedensverantwortung<br />
der Kirche“ erschien. Und die unerwartete<br />
Publizität, die diese kleine Schrift erhielt,<br />
war dem Sommerloch zu verdanken - und<br />
der theologischen Gewieftheit des<br />
damaligen Kirchenredakteurs des<br />
Frankfurter Allgemeinen Zeitung Karl-<br />
Alfred Odin.<br />
Er schrieb einen Leitartikel, mit dem er den<br />
Text überhaupt erst richtig bekannt<br />
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machte und ihn als ein ungeheuerliches<br />
Dokument analysierte und nachwies, dass<br />
der Reformierte Bund aus der EKD-<br />
Einheitsfront der ethischen Noch-<br />
Legitimierung des atomaren<br />
Waffensystems ausgebrochen war und<br />
den einen Hauptsatz der<br />
Friedensdenkschrift der EKD vom Herbst<br />
1981 scharf und klar aufkündigte: „Die<br />
Kirche muss auch heute... die Beteiligung<br />
am Versuch, einen Frieden in Freiheit<br />
durch Atomwaffen zu sichern, weiterhin<br />
als eine für Christen noch mögliche<br />
Handlungsweise anerkennen.“<br />
Hiergegen hieß es im Anschluss an die<br />
Erkenntnisse der holländischen Kirchen in<br />
der Erklärung des Moderamens: „Die<br />
Friedensfrage ist eine Bekenntnisfrage.<br />
Durch sie ist für uns der ‚status<br />
confessionis' (d.i. der Bekenntnisfall)<br />
gegeben, weil es in der Stellung zu den<br />
Massenvernichtungsmitteln um das<br />
Bekennen oder Verleugnen des<br />
<strong>Evang</strong>eliums geht. ... Den<br />
Massenvernichtungsmitteln gilt von Seiten<br />
der Christen ein aus dem Bekenntnis zu<br />
GOTT dem Schöpfer, Versöhner und<br />
Erlöser gesprochenes bedingungsloses<br />
‚Nein!', ein ‚Nein ohne jedes Ja'.“<br />
Mit dem „Nein ohne jedes Ja“ war eine<br />
Formulierung gefunden, die zusammen<br />
mit den Halstüchern in lila Farbe und der<br />
ebenfalls aus Holland stammenden<br />
Karikatur mit dem Fußtritt gegen die A-<br />
Bombe zum einigenden Symbol der<br />
christlichen Friedensbewegung in den<br />
80er Jahren wurde. Zugleich aber war ein<br />
heftiger innerkirchlicher Streit vom Zaun<br />
gebrochen mit weitgehenden Erosionen<br />
und Verwerfungen in der EKD-West.<br />
So verstieg sich die Vereinigte<br />
<strong>Evang</strong>elisch <strong>Luth</strong>erische Kirche in der<br />
Stellungnahme ihrer Kirchenleitung zu<br />
dem Satz: „Wir können dem Aufruf des<br />
reformierten Moderamens nicht<br />
zustimmen, politische Entscheidungen -<br />
selbst solche auf Leben und Tod - zu<br />
Bekenntnisfragen der Kirche zu erklären.<br />
Die Kirche steht und fällt mit ihrem<br />
Bekenntnis zu Jesus Christus. ... Allein im<br />
Glauben an ihn entscheiden sich Heil und