Abschied vom Erinnern – Leben mit Demenz - Asklepios
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Medizin & Wissenschaft<br />
Überleben <strong>–</strong> wie viel<br />
darf ein Jahr mehr kosten?<br />
Symposium „Kardiovaskuläre Medizin <strong>–</strong> von der Prävention zur Intervention"<br />
Über 400 Herzspezialisten trafen sich auf Einladung der Kardiologischen Abteilung der <strong>Asklepios</strong> Klinik St. Georg<br />
zum Symposium „Kardiologie live <strong>–</strong> Kardiologie heute" in Hamburg. Auf dem hochkarätigen Kongress diskutierten<br />
Experten unter anderem die Bedeutung von Biomarkern und Genetik in der Prävention, die Stammzelltherapie und<br />
den Einsatz beschichteter Stents. Im Zentrum stand hier die provokante Frage: „Überleben <strong>–</strong> wie viel darf ein Jahr<br />
mehr kosten?“<br />
Das englische Gesundheitsinstitut<br />
NICE (National Institute for<br />
Health and Clinical Excellence)<br />
empfiehlt, teurere Stents (DES)<br />
nicht einzusetzen, weil der finanzielle<br />
Aufwand durch die<br />
Vorteile der neuen Gefäßstützen<br />
nicht gerechtfertigt werde.<br />
Im englischen Gesundheitssystem<br />
gibt es eine willkürlich<br />
gezogene Grenze für Kosteneffektivität<br />
bei 30.000 Pfund pro qualitätsadjustiertem<br />
<strong>Leben</strong>sjahr (QALY). Laut<br />
NICE wird diese Grenze bei der Behandlung<br />
<strong>mit</strong> DES überschritten. Dabei stellt<br />
die NICE-Analyse weder die Wirksamkeit<br />
noch die Sicherheit der DES in Frage, sondern<br />
allein die Kosteneffektivität.<br />
Nach Meldungen über eine Häufung späterer<br />
Gefäßverschlüsse in Folge der Behandlung<br />
<strong>mit</strong> Drug Eluting Stents (DES),<br />
also <strong>mit</strong> Medikamenten beschichteten<br />
Gefäßstützen, gegenüber den einfachen<br />
SAPIEN-Aortenklappenprothese<br />
Bare Metal Stents<br />
(BMS), sorgte<br />
eine Stellungnahme<br />
des<br />
e n g l i s c h e n<br />
Gesundheitsinstituts<br />
NICE<br />
für Aufsehen<br />
in der Fachwelt.<br />
Die DES<br />
sind <strong>mit</strong> Wirkstoffenbeschichtet,<br />
die einen erneuten Verschluss des behandelten<br />
Herzkranzgefäßes verhindern<br />
sollen und werden vor allem bei Risikopatienten<br />
wie Diabetikern eingesetzt.<br />
Diese Haltung stößt bei deutschen Experten<br />
und Fachgesellschaften auf harsche<br />
Kritik, ebenso wie die willkürliche<br />
Auswahl der für die NICE-Untersuchung<br />
ausgewerteten Studien und weitere inhaltliche<br />
Mängel. Diese auf das britische<br />
Gesundheitssystem ausgerichteten Er-<br />
gebnisse ließen sich auf das deutsche System<br />
nicht übertragen, so die einhellige<br />
Meinung.<br />
Eine große gesundheitsökonomische Studie<br />
für Deutschland, die unter maßgeblicher<br />
Beteiligung der Techniker Krankenkasse<br />
die Kosteneffektivität der DES<br />
untersucht hat, komme zu völlig anderen<br />
Ergebnissen: „Diese GERSHWIN-Studie<br />
(German Stent Health Outcome and Economics<br />
Within Normal Practice) zeigte,<br />
dass die Kosten der DES-Therapie anfangs<br />
zwar deutlich höher liegen als <strong>mit</strong><br />
den billigeren BMS. Jedoch unterscheiden<br />
sie sich bereits nach sechs Monaten nicht<br />
mehr signifikant”, betonte Prof. Dr. Karl-<br />
Heinz Kuck, Chefarzt der Kardiologie in<br />
der Klinik St. Georg. „Die Analyse des<br />
NICE-Instituts ist inadäquat und wird der<br />
positiven Gesamtbilanz der Drug Eluting<br />
Stents als Meilenstein bei der Behandlung<br />
der koronaren Herzkrankheit in keiner<br />
Weise gerecht”, sagte Prof. Kuck.<br />
Zusammengedrückte<br />
Klappenprothese auf<br />
Implantationsballon<br />
Prof. Dr. Heiner Greten <strong>vom</strong> Herzzentrum Mit mehr als einer Million Betroffenen<br />
St. Georg wies darauf hin, dass „Kardiovas- allein in Deutschland ist das Vorhofflimkuläre<br />
Erkrankungen weltweit die Haupt- mern bereits heute die häufigste Herz-<br />
Todesursache sind“ und auch bleiben werrhythmusstörung und eine echte Volksden.<br />
„2005 forderten diese Krankheiten krankheit. Aufgrund der zunehmenden<br />
etwa 17,5 Millionen Menschenleben. Das Alterung der Gesellschaft werde sich di-<br />
sind 30 Prozent aller global aufgetretenen ese Zahl bis 2050 verdreifachen, schätzen<br />
Todesfälle. Im Jahr 2015 werden etwa 20 Experten. Dabei ist Vorhofflimmern nicht<br />
Millionen Menschen an kardiovaskulären nur <strong>mit</strong> einem Verlust an <strong>Leben</strong>squalität<br />
Erkrankungen sterben und so<strong>mit</strong> erheb- verbunden, sondern auch <strong>mit</strong> einer erlich<br />
zu den steigenden Gesundheitskosten höhten Sterblichkeit an Folgekrankheiten,<br />
in der Welt beitragen.<br />
vor allem dem Schlaganfall.<br />
Vor allem in<br />
„Mit Hilfe der sogenannten<br />
den Ent-<br />
Katheterablation, die in<br />
wicklungs<br />
der Klinik St. Georg<br />
ländern, auf<br />
maßgeblich <strong>mit</strong> entwi-<br />
die 80 Prozent<br />
ckelt wurde, kann Vor-<br />
dieser hohen<br />
hofflimmern heute in<br />
Todesrate ent-<br />
vielen Fällen gefallen.“heilt<br />
werden”,<br />
Das persön-<br />
sagte Profeslichekorosor<br />
Kuck.<br />
nareRisi- Doch das<br />
ko wird<br />
Verfahren<br />
durch die<br />
sei kompliRisikofakziert<br />
und<br />
toren Alter,<br />
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erhöhter Blut-<br />
viel Gedruck,<br />
erhöhtes<br />
schick und<br />
LDL-Choleste-<br />
Erfahrung,<br />
rin, Diabetes und<br />
was in An-<br />
Rauchen gesteigert.<br />
betracht der<br />
Die Bestimmung sogenannter<br />
Positionierung der Prothese<br />
großen Patientenzahl zu-<br />
Biomarker kann den prädiktiven Wert nehmend zu Engpässen bei der Behand-<br />
von Risikofaktoren erhöhen. Gleiches gilt lung führe. „Roboter-gestützte Verfahren<br />
für die Bestimmung genetischer Marker. wie das vor vier Jahren in der St. Georg<br />
Gegenwärtig gibt es mindestens zwölf eingeführte Magnetlabor und andere<br />
genetische Marker, die <strong>mit</strong> erhöhtem Entwicklungen können die Behandlung<br />
koronarem Risiko korrelieren. Für die unterstützen und vereinfachen”, so Kuck.<br />
große Gruppe von Patienten <strong>mit</strong> inter- „Aber auch sie müssen von Menschenmediärem<br />
Risiko erhöht die Bestimmung hand geführt werden. Eine vollständig<br />
von Biomarkern und genetischen Mar- automatisierte Behandlung bleibt noch<br />
kern den Aussagewert.<br />
ein Traum.”<br />
20 <strong>Asklepios</strong> intern 38/2008 <strong>Asklepios</strong> intern 38/2008 21<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck<br />
Leitender Arzt der Kardiologie<br />
<strong>Asklepios</strong> Klinik St. Georg<br />
Lohmühlenstr. 5, 20099 Hamburg<br />
E-Mail: k.kuck@asklepios.com