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Ziel des Widerstands ist entweder eine progressive Veränderung, eine Bewahrung<br />

des gegenwärtigen Zustandes oder auch die Rückführung auf eine frühere<br />

Lebenspraxis, trotz veränderter Bedingungen (Neyer, 1989). Bei allen Intentionen<br />

geht es darum, ein Recht einzufordern, Unrecht zu beseitigen, Befreiung zu<br />

erreichen oder Machthaber zu entheben. Grundsätzlich gibt es zwei Motivgruppen für<br />

sozialen Widerstand, religiöse und politische Motive. Es gibt zahlreiche Beispiele aus<br />

der Geschichte, denn schon Aristoteles kritisierte die damaligen<br />

Alleinherrschaftsformen (Roth & Ladwig, 2006). Aber auch in der jüdisch-christlichen<br />

Tradition wurde religiös und politisch motivierter Widerstand ausgeübt. Selbst Jesus<br />

führte einen Aufstand gegen die Schriftgelehrten und Reichen und wurde somit<br />

Vorbild für künftige Widerstandsbewegungen. Genau genommen kann die gesamte<br />

Lebenseinstellung der Urchristen als passiver Widerstand gegen das Römische<br />

Reich und Judentum interpretiert werden. Allerdings änderte sich das mit dem neuen<br />

Testament, welches die Christen zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtet. Im<br />

Laufe der Geschichte wurde Widerstand fortwährend gegen Beeinträchtigung des<br />

kulturellen Lebens, gegen den Verstoß von Sitten und Normen und gegen<br />

Machtkonzentration und Willkürherrschaft geleistet und veränderte dadurch die<br />

jeweilige Gesellschaftsordnung in politischer, rechtlicher und moralischer Hinsicht.<br />

Man denke hier beispielsweise an die Französische Revolution, die Arbeiter- und<br />

Gewerkschaftsbewegung oder an den Fall der Berliner Mauer.<br />

Widerstand als Kontroverse gab und gibt es in allen Gesellschaftsformen, doch ob<br />

ein ausgeübter Widerstand gerechtfertigt ist, d.h. ob es sich tatsächlich um eine<br />

tyrannische Obrigkeit handelt, gegen die vorgegangen wird, ist nicht immer eindeutig.<br />

Es liegt in der Betrachtung der jeweiligen Kontrahenten, ob eine Herrschaft legitim<br />

oder moralisch bedenklich ist. Die oppositionelle Seite wird den Widerstand stets<br />

anders beurteilen, als diejenigen, gegen die er gerichtet ist. Abgesehen davon, erhält<br />

Widerstand auch eine unterschiedliche Bewertung, denn nach dem Sturz einer<br />

Diktatur wird er üblicherweise als heldenhafte Tat gewürdigt, wogegen Widerstand in<br />

einem liberalen Verfassungsstaat wenig Schauplatz bietet (Roth & Ladwig, 2006).<br />

Daher erfolgt der Umgang mit Widerstand, je nach politischer Lage und<br />

Vorkommnissen in einer Gesellschaft, auf stets unterschiedlicher Weise. Er kann<br />

entweder in Form von provokanter Herbeiführung, gewaltsamer Niederschlagung,<br />

Repressalien jeglicher Art oder durch Stigmatisierung der Oppositionellen als<br />

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