PDF-Vollversion
PDF-Vollversion
PDF-Vollversion
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2.3.2 Gestalttherapie<br />
Grundlagen<br />
Die Gestalttherapie wurde vom psychoanalytisch ausgebildeten Ehepaar Lore und<br />
Fritz Perls sowie Paul Goodman begründet und ist nach den gestaltpsychologischen<br />
Grundlagen der Humanistischen Psychologie konzipiert (Kriz, 2007). In Europa<br />
wurde dieses Verfahren von Hilarion Petzold als Integrative Gestalttherapie<br />
weiterentwickelt, in der auch Elemente der Bioenergetik, des Psychodramas und der<br />
Atem- und Bewegungstherapie mit einbezogen werden. Die Gestalttherapie beruht<br />
auf hermeneutisch-phänomenologischen, psychoanalytischen, gestalt- und<br />
feldtheoretischen Konzepten, sowie auf erlebnisaktivierenden, selbstaktualisierenden<br />
und fernöstlich-medidativen Ansätzen. Das wichtigste Konzept jedoch ist die<br />
Auffassung der Ganzheit als Gestaltbegriff und jener der Kontakt- und<br />
Beziehungsfähigkeit.<br />
Entgegen den bisherigen Vorstellungen über die Spaltung von Geist und Körper,<br />
fasste Perls das Individuum als einen einheitlichen Organismus auf. Demnach wird<br />
der Mensch in der Gestalttherapie als Einheit von Körper, Geist und Seele gesehen,<br />
eingebettet in einem sozialen und ökologischen Umfeld. Das Weltbild hingegen<br />
besteht aus einem zusammenhängenden Ganzen von Mensch, Natur und Umwelt, in<br />
dem sich alle Elemente in einem ständig veränderten Prozess von Austausch und<br />
Aktivität befinden. Aus gestalttherapeutischer Sicht beruht menschliche Entwicklung<br />
auf einem lebenslangen Prozess von Wachsen und Vergehen. Folglich wird unter<br />
Gesundheit ein Sich-Einlassen auf den fortwährenden Lebensprozess und den<br />
permanenten Kontakt zur Umwelt und zur Innenwelt im Hier-und-Jetzt verstanden.<br />
Mit sich in Kontakt sein bedeutet, die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche<br />
wahrzunehmen. Lebendige Begegnung wird im ständigen Rhythmus zwischen Sich-<br />
Einlassen und Sich-Zurückziehen hervorgerufen.<br />
An der Grenze zwischen Individuum und Umwelt, d.h. an der Kontaktgrenze<br />
geschehen psychische Ereignisse. Ist jedoch ein Individuum nicht in der Lage mit<br />
dem Anderen in Kontakt zu treten, bleibt die Gestalt unvollendet. Wenn die Gestalt<br />
nicht vollendet ist, steckt die Person in unerledigten Situationen und diese drängen<br />
und verlangen nach Vollendung des Zyklus im Sinne der Vollkommenheit der Gestalt<br />
(Hutterer-Krisch & Klampfl, 2009). Je häufiger ein Mensch genötigt ist, seine<br />
50