learning from las vegas oder die identität einer stadt

In Berlin waren 1916 während des Ersten Weltkrieges sämtliche Lichtreklamen abgeschaltet worden und hatten
erst ab 1921 langsam wieder eine Verbreitung gefunden. Ein Ortsstatut gegen Verunstaltung von 1923
beschränkte die Reklamen auf das Erdgeschoss, und die Energieknappheit tat ihr übriges.
Nachdem 1926 Martin Wagner Stadtbaurat geworden war, hatten die Film- und Elektroindustrie mit ihren
diesbezüglichen Initiativen und ihrem nicht zu unterschätzenden Einfluss Erfolg, sodass die Bestimmungen
gelockert wurden und bald eine zunehmende Lichtfülle spürbar wurde.
Gleichzeitig begann eine ausführliche Debatte, die sich jenseits des Phänomens der Lichtreklame mit der Rolle
des künstlichen Lichts als neuem Baustoff befasste, weiterhin mit Gestaltungsfragen der nächtlichen Stadt,
städtebaulichen Wirkungen, der Abgrenzung zu Amerika und schließlich mit utopischen Visionen einer
immateriellen Architektur als ultimativer Erfüllung der Moderne.
Zahlreiche prominente Vertreter der Avantgarde meldeten sich zu Wort (darunter Ernst May, Ludwig
Hilberseimer, Hugo Häring, Erich Mendelsohn, Marcel Breuer, Martin Wagner usw.).
Sie alle planten sorgfältig die nächtliche Erscheinung ihrer Bauten und beschrieben sie teils, wie schon erwähnt
als eine substanzlose Architektur aus Licht und Farbe. Man erhoffte sich von der Illumination eine Bereicherung
und Weiterführung der Architektur, was einerseits sicherlich zutreffend war, andererseits auch zu massiver
Kritik führte.
Nachtansicht der Osram-Werke in der Rotherstraße, Hans Poelzig, Capitol-Kino, Nachtansicht, 1925
Berlin, 1925
Nachtansicht des Salamander- Geschäfts, Berlin Fritz Lang, Metropolis (1927), Nachtansicht des Neuen Turms von Babel