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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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6. Zur Konstitution von Raum<br />

ausgeht, definiert Löw (2001, 196) Wahrnehmung als ein „Prozess der gleichzeitigen Ausstrahlung von<br />

sozialen Gütern beziehungsweise Menschen und der Wahrnehmungsaktivität des körperlichen Spürens“.<br />

Wahrnehmung ist von der Wahrnehmungsaktivität des Handelnden abhängig und hat somit nicht den<br />

Charakter von etwas Unmittelbarem (Löw 2001, 197). Aus der unendlichen Menge des Wahrnehmbaren<br />

wird nach einem bestimmten Habitus, einem so genannten Wahrnehmungsschema ausgewählt,<br />

was wahrgenommen wird. Die Kriterien <strong>die</strong>ses Schemas werden im Prozess der Sozialisation und der<br />

Bildung geformt, womit <strong>die</strong> Wahrnehmung gemäss Löw (2001, 197) einen vorstrukturierten Charakter<br />

annimmt. Giddens (2007, 98-100) erklärt den der Wahrnehmung zu Grunde liegenden Selektionsprozess<br />

mit drei Kategorien des Erinnerungsvermögens:<br />

1. Das Bewusstsein als sensorische Aufmerksamkeit<br />

2. Das Gedächtnis als zeitliche Konstitution des Bewusstseins<br />

3. Die Erinnerung als das Mittel der Rekapitulation<br />

Die vorliegende Arbeit beruht auf Giddens’ Verständnis von Wahrnehmung als positiven Aufnahmeprozess,<br />

welche erst durch <strong>die</strong> verschiedenen Stufen des Erinnerungsvermögen <strong>einer</strong> Selektion unterliegt.<br />

6.1.2. Syntheseleistung, Spacing und <strong>die</strong> Dualität von Raum<br />

Vorhergehend wurde erwähnt, dass Raum als „relationale Anordnung von sozialen Gütern und Menschen“<br />

verstanden wird. Nachdem <strong>die</strong>se sozialen Güter und Menschen eben besprochen wurden, soll<br />

nun das Augenmerk auf <strong>die</strong> der Raumkonstitution zu Grunde liegenden Prozesse gelenkt werden.<br />

Die Erschliessung der Raumkonstitution bedarf <strong>einer</strong> systematischen Unterscheidung des Anordnenden<br />

und des Angeordneten. Entsprechend beschreibt Löw (2001, 158) zwei gleichzeitig ablaufende<br />

Prozesse:<br />

• Syntheseleistung ist das Zusammenfassen von Gütern und Menschen zu Räumen über<br />

Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Erinnerungsprozesse.<br />

• Spacing bezeichnet das Platzieren von Gütern und Menschen, um Ensembles von Gütern und<br />

Menschen als solche erkenntlich zu machen (Löw 2001, 158). Es handelt sich <strong>einer</strong>seits um den<br />

Moment der Platzierung sowie <strong>die</strong> Bewegung zur nächsten Platzierung.<br />

Im praktischen Handlungsvollzug sind Spacing und Syntheseleistung zwei gegenseitig miteinander<br />

verbundene Prozesse (Löw 2001, 225). Da Löw (2001, 225) Raum nicht als gegeben betrachtet,<br />

sondern seine Konstitution in den Handlungsverlauf miteinbezieht, müssen Räume erst aktiv durch<br />

Syntheseleistung produziert werden. Ermöglicht wird <strong>die</strong> Syntheseleistung durch Wahrnehmungs-,<br />

Vorstellungs- und Erinnerungsprozesse. Die Verknüpfungsleistung von sozialen Gütern und Menschen<br />

zu Räumen ist durch Raumvorstellungen und den k<strong>las</strong>sen-, geschlechts- und kulturspezifischen Habitus<br />

vorstrukturiert (Löw 2001, 225). Spacing-Prozesse werden von Löw (2001, 225) als Aushandlungsprozesse<br />

verstanden. Bezogen auf den öffentlichen Werberaum bedeutet Spacing beispielsweise<br />

das Platzieren <strong>einer</strong> Reklametafel auf einem öffentlichen Platz. Gleichzeitig beschreibt Spacing aber<br />

auch <strong>die</strong> Entscheidung eines Passanten / <strong>einer</strong> Passantin sich auf jenem öffentlichem Platz aufzuhalten,<br />

sich dort zu platzieren. Entsprechend definiert Löw Raum folgendermassen:<br />

„Raum ist eine relationale (An)Ordnung von Lebewesen und sozialen Gütern. Raum wird konstituiert<br />

durch zwei analytisch zu unterscheidende Prozesse, das Spacing und <strong>die</strong> Syntheseleistung. Letztere ermöglicht<br />

es, Ensembles von Gütern und Menschen zu einem Element zusammenzufassen.“(Löw 2001,<br />

158-159)

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