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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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Anfängen wehren will, um eine klare rechtliche Grenze zu ziehen, auch<br />

wenn mich das Semper-Plakat nicht stören würde. Es geht aber ums<br />

Prinzip.<br />

Schmid: Was sagt der Denkmalschützer?<br />

Greipl: Dem stimme ich zu. Das Problem ist hier auch der Einstieg in eine<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> nicht mehr zu stoppen ist. Außerdem sind <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>se Werbung für <strong>die</strong> Semper-Ausstellung sehen, schon fast drin. Hier<br />

sehe ich den Zweck nicht.<br />

Sing: Es ist ein öffentliches Gebäude und da hängt Werbung für eine Semper-<br />

Ausstellung. Ich weiß nicht, was daran schlimm sein soll. Ich kann <strong>die</strong>sen<br />

Habitus des Architekten nicht ganz nachvollziehen, denn <strong>die</strong>ses Gebäude<br />

ist mit staatlichen Mitteln und Spenden gebaut worden, es wird genutzt und<br />

zur Nutzung des Gebäudes gehört meines Erachtens auch dazu, dass man<br />

Plakate aufhängt, wenn das ästhetisch passt, mit Hinweis, was in der<br />

Pinakothek der M<strong>oder</strong>ne zu sehen ist. Hiermit müsste auch ein Architekt<br />

einverstanden sein, denn sonst soll er sich seine Pinakothek auf <strong>die</strong> grüne<br />

Wiese stellen, wo er sein Kunstwerk pflegen kann. Es ist ein Gebäude, das<br />

genutzt wird; Nutzungen wandeln sich und da gehört meines Erachtens<br />

auch hinzu, dass man so ein Banner aufhängen kann.<br />

Schmid: Zum Schluss noch eine Frage: Es gibt nicht nur Werbeplakate für<br />

Waschmittel und Lebensmittel, sondern gerade vor dem Wahlkampf auch<br />

viele Wahlplakate, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stadt auch nicht schöner machen. Hier könnte<br />

man mit gutem Beispiel vorangehen und sagen, dass man sich hier<br />

beschränkt.<br />

Deimer: Das machen wir schon seit Jahren. Wir haben <strong>die</strong> politischen Parteien<br />

soweit gebracht, dass sie sich disziplinieren und eine bestimmte Zahl von<br />

großen Tafeln, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stadt aufstellt, benutzen und damit das wilde<br />

Plakatieren unter<strong>las</strong>sen. Es ist klar, dass es ein paar Verrückte gibt, <strong>die</strong><br />

meinen, man könnte heute noch mit Plakaten beeindrucken, das kann man<br />

nicht verhindern. Man kann aber eine gewisse Ordnung herbeiführen, wenn<br />

man sich zu <strong>die</strong>ser Erkenntnis zusammenrauft, dass alles in <strong>einer</strong> gewissen<br />

Relation gemacht wird.<br />

Schmid: Hässlich sieht es nach der Wahl aus, wenn <strong>die</strong> Plakate langsam verfallen.<br />

Ude: Wir sollten zugeben, es ist kein gutes Beispiel, das <strong>die</strong> Politik hier setzt. Wir<br />

sind alle hier Sünder, wenn es um <strong>die</strong> eigene Wahl geht. Wir haben uns<br />

aber immerhin zu zeitlichen Begrenzungen aufgerafft. Früher ging es das<br />

ganze Jahr über hindurch und das nächste Jahr war fast immer auch ein<br />

Wahljahr. Wir sind jetzt zu engeren Zeiten gekommen und ich hoffe, dass<br />

<strong>die</strong> Parteien aus finanziellen Gründen auch zu quantitativen<br />

Beschränkungen kommen. In m<strong>einer</strong> Schulzeit gab es noch eine Holzwand<br />

von der Stadt und jede Partei war mit einem Plakat vertreten. Das finde ich<br />

viel demokratischer, als wenn es auf <strong>die</strong> Finanzkraft ankommt, ob man<br />

ganze Ausfallstraßen zupf<strong>las</strong>tert <strong>oder</strong> nicht. Das wird sicherlich keine<br />

Stimmen bringen, sondern Antipathie.<br />

Schmid: Das war Alpha-Forum City zum Thema: Wie viel Werbung verträgt <strong>die</strong><br />

Stadt? Auch wenn <strong>die</strong> zusätzlichen Einnahmen manchmal verlockend sind,<br />

<strong>die</strong> Städte müssen darauf achten, ihre Identität nicht zu verkaufen.<br />

Andererseits gehört Werbung zu unserem Alltag und wir Bürger bestimmen<br />

letzten Endes, wie viel wir davon in unserer Stadt sehen wollen. Wie immer<br />

können Sie das Gespräch im Internet nachlesen. Ich danke Ihnen fürs<br />

Zuschauen und auf Wiedersehen.

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