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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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man mehr Zuschauer hineinbekommen und nicht primär <strong>die</strong> Zuschauer<br />

ansprechen, <strong>die</strong> bereits drin sind. Und nur wenn mehr Zuschauer da sind,<br />

essen auch mehr Leute Eis. Das müsste in der Kombination laufen: wer<br />

Werbung drinnen platziert, der wirbt wiederum draußen für den Tierpark,<br />

damit man hier eine schlüssige Kette hat, <strong>die</strong> für jeden Sinn macht, um am<br />

Ende mehr Leute in den Tierpark zu bekommen. Dann macht das auch<br />

Sinn, allerdings nur für ein Produkt, bei dem es nicht absurd wird.<br />

Schmid: Sie haben schon ein Konzept dafür.<br />

Barzen: Ja, der Tierpark hat mich schon beschäftigt.<br />

Schmid: Herr Prof. Greipl, wäre so etwas noch zu akzeptieren?<br />

Greipl: Ich habe das Tierparkkonzept nicht so verfolgt, aber mich wundert, dass<br />

<strong>die</strong> Rückseiten der Paviane noch nicht als Werbeträger entdeckt wurden.<br />

Eine Geschichte noch zu dem, was Herr Ude und Herr Deimer gesagt<br />

haben. Eine Stadt ist kein Unternehmen, sondern eine politische<br />

Veranstaltung. Das drückt sich zuletzt auch darin aus, ob sie mit ihrem<br />

öffentlichen Raum politisch gestaltend umgeht <strong>oder</strong> ob sie sagt, dass es ein<br />

Wirtschaftsgut ist, dass sie verwerten muss. Mir gefallen <strong>die</strong> Kanaldeckel in<br />

Rom sehr gut, auf denen spqr steht: senatus populusque romanus, <strong>die</strong> alte<br />

Abkürzung. Das zeigt seit 2000 Jahren den Stolz auf das Gemeinwesen.<br />

Deimer: Ich sammle Fotografien von alten Kanaldeckeln und habe auch ein<br />

wunderbares Buch über <strong>die</strong> New Yorker Kanaldeckel. Das ist auch ein<br />

Stück Entwicklungsgeschichte, nicht nur technologisch, sondern auch von<br />

der ästhetischen Seite der Produkte her, <strong>die</strong> funktionell in <strong>einer</strong> Stadt<br />

gebraucht werden. Ich würde sagen, alles gehört jedem: der Platz gehört im<br />

Prinzip jedem und man darf davon nicht einfach Besitz ergreifen von<br />

bestimmter Seite. Deshalb ist <strong>die</strong> Maßstäblichkeit so wichtig. Ich würde Ihre<br />

Intentionen nicht zurückweisen, wenn sie an der richtigen Stelle platziert<br />

sind. Wenn sie von der Art der Darstellung, der Materialwahl, der<br />

Maßstäblichkeit zum jeweiligen Baukörper richtig angebracht ist, finde ich<br />

Werbung toll.<br />

Schmid: Noch einen Aspekt möchte ich ansprechen: Das Augsburger Stadttheater<br />

wollte mit Fahnen und Plakaten für eigene Inszenierungen werben und ist<br />

von den Denkmalschützern angegriffen worden. Wir kennen das auch aus<br />

München: Der Architekt Braunfels hat sich über <strong>die</strong> Pinakothek der<br />

M<strong>oder</strong>ne sehr beklagt, dass dort ein Plakat für eine Ausstellung wirbt. Wie<br />

sieht es aus mit Werbung in eigener Sache, Herr Ude?<br />

Ude: Ich habe Anfang der 90er Jahre sogar <strong>die</strong> Theater und Museen der Stadt<br />

und des Staates zusammengerufen, damit wir etwas Werbung machen<br />

dürfen, z. B. Fahnen, wie sie heute an der Oper zu finden sind, <strong>oder</strong><br />

Transparente, wie wir sie auch aus Venedig von der Rialto-Brücke <strong>oder</strong><br />

dem Dogenpa<strong>las</strong>t kennen und vielen Palazzi am Canale Grande. Das<br />

gehört meines Erachtens zur lebendigen Stadt dazu, dass man auch<br />

erfährt, wo etwas los ist. Die andere Frage ist, ob hier wieder eine<br />

maßstabslose Werbung eingeführt wird. Das ist eine ganz kitzlige Frage<br />

beim Thema Pinakothek der M<strong>oder</strong>ne. Ich habe mit Stephan Braunfels<br />

darüber diskutiert. Er sagte, natürlich sei ein Plakat, das noch dazu<br />

Architektur zeigt, nämlich Architektur von Semper, für einen Architekten<br />

etwas Attraktives und da wolle er sich eigentlich nicht quer legen. Es geht<br />

aber um <strong>die</strong> Frage des Dammbruchs: Wenn er einmal zulässt, dass an der<br />

Wand der Pinakothek der M<strong>oder</strong>ne, <strong>die</strong> als geschlossenes Bauwerk<br />

gedacht ist und in Erscheinung treten soll, eine Großflächenwerbung<br />

gemacht wird, dann ist <strong>die</strong> nächste Werbung nicht mehr schwarz-weiß,<br />

sondern farbig, und <strong>die</strong> übernächste nicht mehr für eine Eigenveranstaltung,<br />

sondern für irgendeinen Sponsor und schon sind wir dabei, dass <strong>die</strong><br />

Pinakothek als ein weltweit gefeiertes Architekturwerk eine<br />

überdimensionale Werbefläche ist. Deshalb verstehe ich, dass er den

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