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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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Großformatige Werbung in der Stadt - Lehmann<br />

Abb. 6: Umgang der Städte mit großformatiger Werbung [eigene Darstellung]<br />

Die Städte steuern im Allgemeinen ausgehend von<br />

<strong>einer</strong> mehr <strong>oder</strong> weniger freiwillig akzeptierenden Haltung<br />

mit Genehmigungen und Einschränkungen – etwa<br />

räumlichen und zeitlichen Einschränkungen <strong>oder</strong> auch Beschränkungen<br />

der Werbeformen. Unterschiede zwischen<br />

den Städten gibt es im Grad der Aktivität und in der Grundhaltung<br />

gegenüber Werbung (vgl. Abb. 6).<br />

Fallstu<strong>die</strong>n in München, Frankfurt am Main und Berlin<br />

(vgl. Lehmann 2008) zeigen, dass es in <strong>die</strong>sen Städten<br />

<strong>einer</strong>seits einen hohen Aktivitätsgrad im Bereich großformatiger<br />

Werbung gibt, andererseits aber unterschiedliche<br />

Grundhaltungen und Strategien des Umgangs damit. Tendenziell<br />

kann man für <strong>die</strong> drei Städte unterscheiden:<br />

Die eher restriktive Grundhaltung gegenüber großformatiger<br />

Werbung in München ist ebenso vor dem Hintergrund<br />

<strong>einer</strong> hohen Wertschätzung des „schützenswerten historischen<br />

Stadtbildes“ wie vor <strong>einer</strong> vergleichsweise günstigen<br />

Haushaltssituation der Stadt zu sehen. Werbung an<br />

Baugerüsten bei der Sanierung historischer Gebäude wird<br />

unkritisch gesehen, so spielten Werbeeinnahmen bei vielen<br />

Sanierungen in der Ludwigstraße eine entscheidende Rolle.<br />

In Frankfurt am Main bewegt man sich mit <strong>einer</strong> akzeptierenden<br />

Haltung im Mittelfeld der untersuchten Städte.<br />

Grundlage des Handelns ist hier ein erarbeitetes Konzept<br />

zu Werbung im öffentlichen Raum.<br />

Auch in Berlin prägt <strong>die</strong> Haushaltslage der Stadt den Umgang<br />

mit Werbung im öffentlichen Raum, wenn auch in anderer<br />

Art als in München: Berlin hat „kein Geld“ und große<br />

Sorge, als Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben. Gleichzeitig<br />

ist der Druck auf <strong>die</strong> Berliner Innen<strong>stadt</strong>bezirke von<br />

Seiten der Werbung offenbar hoch. Berlins offensive Haltung<br />

gegenüber Werbung im öffentlichen Raum zeigt sich deutlich<br />

in der Novellierung der Landesbauordnung von 2005:<br />

Seither gilt temporäre Werbung grundsätzlich nicht mehr<br />

als verunstaltend; Werbung auf öffentlichem Straßengrund<br />

sowie Werbung, <strong>die</strong> der Finanzierung von Bauvorhaben<br />

der öffentlichen Hand <strong>die</strong>nt, wird privilegiert.<br />

Steuerungen der bezirklichen Verwaltungen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> offensive Grundhaltung nicht immer<br />

teilen, sind demgegenüber kaum durchsetzungsfähig.<br />

Zusammenfassend <strong>las</strong>sen sich auf der Grundlage<br />

<strong>die</strong>ser Fallstu<strong>die</strong>n folgende Aussagen treffen:<br />

Die vorhandenen formellen und informellen<br />

Steuerungsinstrumente ermöglichen eine<br />

Bandbreite kommunalen Handelns, nicht zuletzt<br />

durch <strong>die</strong> unterschiedliche Ausgestaltung<br />

landesrechtlicher Regelungen. Hierbei sind<br />

Entwicklungen, <strong>die</strong>se rechtlichen Steuerungsmöglichkeiten<br />

aus der Hand zu geben (Beispiel:<br />

Landesbauordnungen von Berlin, Hamburg und<br />

Bremen), skeptisch zu beurteilen. Strategien gleich welcher<br />

Art können mit fortschreitender Deregulierung bzw. Liberalisierung<br />

nicht mehr aktiv gestaltet werden.<br />

Schädlich für jedwede Strategie ist es offensichtlich, wenn<br />

keine gemeinsame Linie verfolgt wird. Auch <strong>die</strong> Werbetreibenden<br />

kritisieren häufig <strong>die</strong> Undurchschaubarkeit und<br />

geringe Verlässlichkeit, <strong>die</strong> dadurch entsteht. Wenn in <strong>einer</strong><br />

Stadt sich „immer jemand findet, der genehmigt“, kann von<br />

Steuerung kaum <strong>die</strong> Rede sein.<br />

Die teilweise vollmundigen Konzepte zum Umgang mit<br />

öffentlichen Räumen finden sich in der alltäglichen Genehmigungspraxis<br />

großformatiger Werbeanlagen genauso wenig<br />

wieder wie grundsätzliche Überlegungen zur Kommerzialisierung<br />

öffentlicher Räume <strong>oder</strong> zur Verbreitung des<br />

Branding in verschiedenen Bereichen (vgl. Abb. 7).<br />

Die zentrale Bedeutung informeller Instrumente wird in<br />

allen drei Städten betont. Hierbei geht es zum einen um Organisation<br />

und Kommunikation innerhalb der Verwaltung<br />

und mit den Werbetreibenden, zum anderen um Konzepte<br />

des Umgangs mit großformatiger Werbung, <strong>die</strong> Einheitlichkeit<br />

und Verlässlichkeit fördern.<br />

Abb. 7: Großformatige Werbung soll nicht in Sichtachsen liegen<br />

(Grundsatzempfehlung zu Baugerüstwerbung an Berliner Denkmalen),<br />

Charlottenburger Tor, Berlin 2005 [Foto: Franziska Lehmann]

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