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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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Franziska Lehmann<br />

Großformatige Werbung in der Stadt<br />

Zum Umgang mit <strong>einer</strong> sich ausbreitenden Form von Kommerzialisierung öffentlicher Räume<br />

Im öffentlichen Raum der Großstädte mehren sich seit einigen Jahren großformatige Werbeflächen. Ihr unverhohlener Anspruch<br />

auf Präsenz und Dominanz ist nicht nur einzuordnen in Branding-Strategien der Unternehmen, sondern auch in eine Zeit, in der<br />

<strong>die</strong> Kommerzialisierung öffentlicher Räume voranschreitet. Die Antworten der Städte reichen von einem weitgehenden Laisser-<br />

faire bis hin zu einem Totalverbot von Werbung im öffentlichen Raum (in São Paulo im Jahr 2007). Im Rahmen <strong>einer</strong> Dissertation<br />

am Stu<strong>die</strong>ngang Stadtplanung der HafenCity-Universität Hamburg wurde den Fragen nachgegangen, warum und wie <strong>die</strong>s zum<br />

Thema der Stadtplanung wird und welche möglichen Strategien und Steuerungsinstrumente verfügbar sind.<br />

m Zusammenhang mit der Diskussion um öffentliche<br />

IRäume werden immer wieder auch <strong>die</strong> Folgen durch<br />

Kommerzialisierung und Privatisierung thematisiert. 1 Ein<br />

sichtbares Zeichen <strong>die</strong>ser Kommerzialisierung sind unter<br />

anderem <strong>die</strong> in vielen – nicht nur europäischen – Städten<br />

immer stärker auftretenden großformatigen Werbeflächen.<br />

An Baugerüsten wird für nahezu alles geworben, was konsumiert<br />

werden kann, in <strong>einer</strong> Monumentalität, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

räumliche Wirkung anderer Werbeme<strong>die</strong>n weit übersteigt<br />

(vgl. Abb. 1). Hierbei sind insbesondere auch <strong>die</strong> Fassaden<br />

herausragender, <strong>stadt</strong>prägender Gebäude für <strong>die</strong> Werbebranche<br />

interessant.<br />

Die öffentliche Hand steht hier in dem Konflikt, zum einen<br />

<strong>die</strong> öffentliche Nutzung der öffentlichen Räume und<br />

<strong>die</strong> Stadt<strong>identität</strong> insgesamt zu stärken und vor übermächtiger<br />

privater Nutzung schützen, zum anderen von dem<br />

Geld, das sich mit Werbung im öffentlichen Raum ver<strong>die</strong>nen<br />

lässt, einen Teil in <strong>die</strong> öffentlichen Kassen zu lenken.<br />

So werden inzwischen zahlreiche Sanierungen historischer<br />

Gebäude mit Werbung an den Baugerüsten finanziert, was<br />

insbesondere bei denkmalgeschützten Gebäuden immer<br />

wieder öffentliche Diskussionen auslöst. 2<br />

Insgesamt bestehen zahlreiche Bedenken und Befürchtungen,<br />

was <strong>die</strong> Folgen großformatiger Werbeflächen<br />

im öffentlichen Raum betrifft. Für einige <strong>die</strong>ser Befürchtungen<br />

<strong>las</strong>sen sich Indizien finden, andere bewegen<br />

sich im Bereich der Spekulationen und Geschmacksfragen.<br />

Hier muss bewusst sortiert und unterschieden werden,<br />

um inhaltliche und räumliche Bereiche definieren zu können,<br />

in denen aus <strong>stadt</strong>planerischer Sicht Steuerungsbedarf<br />

besteht; und auch, um Bereiche zu identifizieren, in<br />

denen Kooperationen mit der Werbebranche möglich und<br />

sinnvoll sind.<br />

Was ist großformatige Werbung?<br />

Bei großformatigen Werbeflächen sprechen wir von Werbeflächen<br />

in <strong>einer</strong> Größe ab zehn bis hin zu mehreren tausend<br />

Quadratmetern. Sie werden als temporäre Flächen an<br />

Baugerüsten angebracht <strong>oder</strong> dauerhaft in <strong>die</strong> Fassaden von<br />

Parkhäusern <strong>oder</strong> Kinos integriert, hängen an Brandwänden<br />

<strong>oder</strong> werden als freistehende Flächen <strong>oder</strong> auf Dächern<br />

installiert. Historische Gebäude und Denkmale werden genauso<br />

zu Werbeträgern wie jedes andere Gebäude. Aus Italien<br />

kommt <strong>die</strong> – inzwischen auch in Deutschland sich immer<br />

weiter verbreitende – Form der Fassadenreproduktion<br />

mit integrierter Werbefläche (vgl. Abb. 2). Maßstabssprünge<br />

und Werbung ohne jeden Bezug auf den Ort sind dabei an<br />

der Tagesordnung (vgl. Abb. 3).<br />

Zu Beginn der 1990er Jahre ermöglichten technische<br />

Entwicklungen das Bedrucken von entsprechend großen<br />

Vinylgitternetzen, so dass nur noch <strong>die</strong> Gebäudegröße der<br />

möglichen Werbeflächengröße Grenzen setzt. Neu sind<br />

allerdings nicht großformatige Werbeflächen an sich, sondern<br />

ihre weite Verbreitung und der nochmalige Sprung<br />

in der Flächendimension. Die immer größer werdenden<br />

Formate waren schon Anfang des 20. Jahrhunderts nicht<br />

nur Ergebnis technischer Entwicklungen, sondern passten<br />

sich auch der gestiegenen Mobilität (Wahrnehmungen von<br />

Werbereizen im öffentlichen Raum auch bei schnellerer<br />

Fortbewegung) und den Änderungen der Kommunikationsformen<br />

im öffentlichen Raum (z. B. Lichtwerbung) an.<br />

Schon zu <strong>die</strong>ser Zeit wurden erstmals Größen erreicht, wie<br />

wir sie heute von Riesenpostern kennen (z. B. 1929: Lichtwerbeanlage<br />

am Kurfürstendamm mit 6.000 Glühbirnen auf<br />

360 m2). Die seit Ende des 19. Jahrhunderts aufkommenden<br />

Markenunternehmen waren dabei <strong>die</strong> Nachfrager der neuen,<br />

spektakulären und teuren Werbeformen (vgl. Reinhardt<br />

1993).<br />

Der Zyklus bei vielen neuen Werbeformen der vergangenen<br />

gut hundert Jahre ist immer ähnlich: Es kommt<br />

eine neue, spektakuläre Form auf, es gibt öffentliche Diskussionen<br />

und Ablehnung. Dann folgen Reaktionen der öffentlichen<br />

Hand – Steuerungsversuche, unter anderem durch<br />

rechtliche Regelungen, <strong>die</strong> jedoch häufig uneindeutig sind<br />

und zu Problemen und Prozessen führen. Schließlich gibt<br />

es ein „Einpendeln“, das heißt entweder verschwindet <strong>die</strong><br />

Werbeform <strong>oder</strong> sie etabliert sich auf einem Mengenmaß,<br />

das von den rechtlichen Regelungen ebenso abhängt wie<br />

von der Akzeptanz <strong>die</strong>ser Werbeform – und dem Aufkommen<br />

wieder neuer Werbeformen.

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