23.10.2012 Aufrufe

REISEN - Berliner Behindertenzeitung

REISEN - Berliner Behindertenzeitung

REISEN - Berliner Behindertenzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BBZ – Dezember 2006/ Januar 2007 KULTUR<br />

Im Jahre 2007 findet die Bundesgartenschau<br />

in Thüringen statt. Das<br />

bereits entstandene Ausstellungsareal<br />

in Ronneburg ist nicht barrierefrei<br />

gestaltet. Auf meine Anfrage im<br />

Bundestag antwortete die Bundesregierung:<br />

„Bundesgartenschauen sind<br />

Veranstaltungen des gärtnerischen<br />

Berufsstandes und der durchführenden<br />

Kommunen. ... Der Bund ist<br />

grundsätzlich nicht an der Planung,<br />

Organisation und Durchführung einer<br />

BuGa beteiligt und hat somit keinerlei<br />

Einfluss auf inhaltliche oder bauliche<br />

Gegebenheiten“. Dazu erklärt der<br />

behindertenpolitische Sprecher der<br />

Fraktion DIER LINKE., Ilja Seifert:<br />

Das Wetter versprach strahlenden<br />

Sonnenschein. Da konnte diesmal,<br />

der Termin war wegen starken Regenfällen<br />

vor einigen Wochen, schon<br />

einmal verschoben worden, absolut<br />

nichts dazwischen kommen. Da<br />

spielte auch die Fußball-WM keine<br />

Rolle. Also los nach Rathenow zur<br />

Landesgartenausstellung.<br />

Auf Grund der besseren Auslastung<br />

der Pkws und der hohen<br />

Spritkosten fuhren wir in Fahrgemeinschaften<br />

ins Brandenburgische,<br />

dort trafen wir uns am Eingang der<br />

LAGA. Dabei muss festgestellt werden,<br />

dass die Ausschilderung ab der<br />

Autobahn bis nach Rathenow sehr<br />

gut ist, innerhalb der Stadt jedoch<br />

hinsichtlich der Parkplätze die kleinen<br />

Schildchen fast zu übersehen<br />

waren. Jedoch fand jeder einen Parkplatz,<br />

uns wiesen Ordner nebenan in<br />

einem Einkaufsbereich einen entsprechend<br />

großen Parkplatz zu.<br />

Doch nun ging es los. Eine gelungene<br />

Ausstellung auf einem relativ<br />

kleinen Territorium – kein Vergleich<br />

mit der Größe der Ausstellung vor<br />

einigen Jahren in Eberswalde – man<br />

schwelgte in der Farbenvielfalt und<br />

den Düften vor allem der wunderschönen<br />

Rosen. Gelegentlich liefen<br />

einem die drei Maskottchen, die<br />

Biber Havi, Opti und Flori über den<br />

Weg. Schließlich konnte man auch<br />

nicht übersehen, dass Rathenow die<br />

Optikerstadt schlechthin ist. Auch in<br />

den Bauten und den Blickmöglichkeiten<br />

durch verschiedene Linsen<br />

war dies nicht zu übersehen.<br />

MAL SCHWARZ, MAL WEISS<br />

Bundesregierung darf behindertenfeindliche Gestaltung<br />

der Bundesgartenschau nicht akzeptieren<br />

Wenn eine Veranstaltung bundesweiten<br />

Anspruch hat, sollte sich die<br />

Bundesregierung doch wohl zumindest<br />

insoweit „zuständig“ fühlen,<br />

als sie auf der Einhaltung geltender<br />

Gesetze besteht. Das Bundes-<br />

Behindertengleichstellungsgesetz<br />

(BBG) von 2002 und das Allgemeine<br />

Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />

aus dem Sommer dieses Jahres sind<br />

hier einschlägig. Sie schreiben Barrierefreiheit<br />

vor und verbieten Diskriminierungen.<br />

Wieso sollten diese<br />

Vorschriften weder für die BuGa<br />

GmbH noch für die durchführende<br />

Kommune, also die Stadt Ronneburg,<br />

gelten?<br />

Es gibt keine Veranlassung, „topographische<br />

Gegebenheiten“ als<br />

Vorwand dafür zu nehmen, im Eingangsbereich<br />

zur BuGa Treppen zu<br />

bauen und ein Informationszentrum<br />

im oberen Stockwerk eines Gebäudes<br />

ohne Aufzug unterzubringen.<br />

Vielmehr sollte die natürliche Landschaft<br />

als Herausforderung an pfiffige,<br />

ggf. unkonventionelle, also innovative<br />

Lösungen zur Schaffung von<br />

Barrierefreiheit verstanden werden.<br />

So würde die BuGa ihrer bundesweiten<br />

– und sogar internationalen<br />

– Vorbild- und Orientierungsfunktion<br />

gerecht.<br />

Blumen für jeden Geschmack<br />

Schade ist, dass die angebotenen<br />

Floßfahrten nicht von Rollifahrern<br />

zu nutzen sind. Ansonsten waren alle<br />

Wege ohne Komplikationen zu begehen<br />

oder befahren. Auch ein Behinderten-WC<br />

wurde nicht vergessen,<br />

dieses wurde leider, wie auch anderswo<br />

schon oft erlebt, als Abstellraum<br />

für irgendwelche Stapelkisten<br />

verwendet. Damit war der Wendekreis<br />

doch sehr eingeschränkt.<br />

Es war insgesamt ein gelungener<br />

Ausflug des Motorclub für Versehrte<br />

Berlin e.V., eine der monatlichen<br />

Touren. Der MCV hat diesbezüglich<br />

schon etliche Kilometer in den<br />

Rädern der teils behindertengerecht<br />

umgebauten Kraftfahrzeuge und<br />

auch in den Rädern der Rollifahrer.<br />

Doch nicht nur Rollifahrer sind Mitglied<br />

im Verein, jeder der gern etwas<br />

mehr über uns wissen möchte, kann<br />

27<br />

Solange die Bundesregierung tatenlos<br />

zulässt, dass Veranstaltungen mit<br />

bundesweitem Anspruch derart dreist<br />

geltende Gesetze ignorieren können,<br />

bleibt ihr Bekenntnis zur Teilhabeförderung<br />

behinderter Menschen bloßes<br />

Lippenbekenntnis in Sonntagsreden.<br />

Und ihre tollen Gleichstellungsgesetze<br />

bleiben Makulatur. Das Mindeste<br />

ist, dass die Vergabe von Fördermitteln<br />

an die Schaffung von Barrierefreiheit<br />

gebunden wird. Wenn die<br />

BuGa so behindertenfeindlich bleibt,<br />

wie sie jetzt konzipiert ist, sollte Minister<br />

Seehofer ein Zeichen setzen<br />

und von einem Besuch absehen.<br />

F.d.R. Hendrik Thalheim<br />

Foto: A. Möller<br />

sich jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

zu unserem Treffen im KIZ Marzahn,<br />

Murzahner Ring 15 in der Zeit<br />

von 16.00 – 19.00 Uhr sehen lassen<br />

oder uns unter mcversehrte@aol.<br />

com kontaktieren. Wir freuen uns<br />

immer über neue Gesichter, die<br />

schließlich auch neue Ideen in die<br />

Aktivitäten des Vereines bringen.<br />

Angelika Möller

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!