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Nadja Haverkamp: Zum Problem der Inkommensurabilität<br />

chen Forschung. Interdisziplinäre Theoriebildung anlässlich konkreter Forschungsfragen<br />

impliziert weder die generelle Einheit der Sportwissenschaft<br />

noch eine "Unifikations-Rhethorik" (Drexel, 2001, S. 10; vgl. auch 1995, S.<br />

128).<br />

Ausschließlich im Zusammenhang mit der interdisziplinären Theoriebildung<br />

soll eine Antwort auf die Fragen von Höner versucht werden:<br />

"Ab welcher 'Distanz' zwischen zwei Disziplinen ist mit Inkommensurabilitäten<br />

zu rechnen? Wie lassen sich diese Distanzen analysieren?<br />

Handelt es sich bei dem Beispiel von Heckhausen und Strang (1988)<br />

schon um ein 'Paradigmen-Crash', bei dem zwei inkommensurable<br />

Größen (Laktatkonzentration und Volitionsstärke) miteinander in Beziehung<br />

gesetzt werden? Welche Rolle spielt es, dass diese Beziehung<br />

auf der Operationalisierungsebene aufgestellt wird?" (2001, S. 26)<br />

Drexel ist geneigt, die Anforderungen an Kommensurabilität sehr hoch anzusetzen,<br />

so dass die Bedingungen für Inkommensurabilität entsprechend häufig<br />

erfüllt sind (vgl. 1985, S. 105 f.; 1995, S. 130 ff.; 2001, S. 12). Mit dieser strengen<br />

Auslegung läuft man Gefahr, den Begriff der Inkommensurabilität inhaltlich<br />

zu entleeren. Die folgende Darstellung soll hingegen die Kommensurabilität<br />

stärken und einer Entleerung entgegenwirken, dies jedoch nicht im Sinne<br />

eines Pauschalarguments, das eine Einzelfallprüfung überflüssig machen<br />

würde, sondern im Sinne einer Konkretisierung, die Hinweise darauf gibt, welche<br />

Untersuchungseinheiten unter welchen Aspekten zu prüfen sind.<br />

Wie bei den bisher genannten Autoren stützt sich die Argumentation auf<br />

Kuhn und seine Interpreten (vor allem Hoyningen-Huene, 1989 1 ).<br />

2. Aspekte der Inkommensurabilität<br />

2.1 Diachrone Wissenschaftsentwicklung versus synchrone Theoriebildung<br />

Die Feststellung und Benennung inkommensurabler Paradigmen sind das<br />

Ergebnis der Kuhnschen wissenschaftsphilosophischen Reflexion und Rekonstruktion<br />

der Entwicklung besonderer Wissenschaftsgebiete. "Kuhn geht es<br />

um eine allgemeine Theorie der Wissenschaftsentwicklung, [...]" (Hoyningen-<br />

Huene, 1989, S. 15) und seine "Perspektive zielt zunächst [...] auf ein allgemeines<br />

Phasenmodell" (Hoyningen-Huene, 1989, S. 37).<br />

Eine retrospektive Analyse, wie sie Kuhn anvisiert, unterscheidet sich von<br />

dem konstruktiven Prozess einer interdisziplinären Theoriebildung hinsichtlich<br />

Vorgehen und Ziel. Dies zieht in Bezug auf die Anwendbarkeit des von Kuhn<br />

eingeführten Begriffs "Inkommensurabilität" zwei Einschränkungen nach sich:<br />

Erstens: Identifizierung der Untersuchungseinheiten<br />

1 Kuhn selbst hat die Rekonstruktion seiner Wissenschaftsphilosophie von Hoyningen-Huene<br />

autorisiert: "Leser, die sich um die Auflösung der Rätsel sorgen, die man in meinen Schriften<br />

finden kann, werden für lange Zeit in seiner [Hoyningen-Huenes] Schuld stehen. Niemand<br />

anders, ich selbst eingeschlossen, spricht mit größerer Autorität über Natur und<br />

Entwicklung meiner Ideen" (1989, S. 4).<br />

Ze-phir 9 (2002) 1 19

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