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Nadja Haverkamp: Zum Problem der Inkommensurabilität<br />

führen jedoch weder zur Inkommensurabilität noch zu einem Paradigmen-<br />

Crash!<br />

Die gerade aufgestellte Behauptung betrifft das Verhältnis der beiden ursprünglichen<br />

Theorien zueinander. Damit ist jedoch noch keine Entscheidung<br />

über das Verhältnis einer interdisziplinären Theorie zu ihren Ursprungstheorien<br />

getroffen (vgl. auch Kap. 2.2). Wenn aus zwei (oder mehreren) Theorien<br />

eine neue interdisziplinäre Theorie gebildet wird, entsteht auch ein neuer<br />

Sprachzusammenhang. In diesen werden u. U. Begriffe aus den ursprünglichen<br />

Theorien in einen neuen Kontext übernommen, so dass Bedeutungsverschiebungen<br />

zu erwarten sind. Eine hieran und an Kap. 2.2 anknüpfende Debatte<br />

könnte sich mit der Frage befassen, inwieweit Inkommensurabilität zwischen<br />

interdisziplinären Theorien und deren ursprünglichen Theorien auftritt<br />

bzw. auftreten kann.<br />

3. Fazit<br />

Um Inkommensurabilität (bzw. Kommensurabilität) adäquat auf die interdisziplinäre<br />

Theoriebildung anwenden zu können, ist dieser Aspekt aus dem<br />

Phasenmodell (dem Hauptbestandteil der Kuhnschen Wissenschaftsphilosophie!)<br />

herauszulösen. Damit gehen Einzelaspekte – wie Theoriewahl, Reduzierbarkeit<br />

– verloren. Weiterhin sollte aufgrund mangelnder Schärfe und<br />

Handhabbarkeit auf die Begriffe "Paradigma" und "wissenschaftliche Gemeinschaft"<br />

verzichtet werden, so dass sich die Diskussion auf Theorien als Untersuchungseinheiten<br />

einigen könnte.<br />

Als einziges Kriterium für Inkommensurabilität bleibt lediglich der Aspekt der<br />

Übersetzbarkeit übrig. Unter diesem Aspekt lässt sich schließlich ein gemeinsames<br />

Verständnis von Distanz und Inkommensurabilität herstellen:<br />

Bei völliger Verschiedenheit von Gegenstandsbereich und Sprache (größtmögliche<br />

Distanz) können sich Theorien nur ergänzen, sich aber nicht nicht<br />

vertragen. Ob eine Verbindung solcher Theorien sinnvoll und möglich ist, ist<br />

keine Frage von Kommensurabilität. Probleme tauchen bei "etwa gleichem<br />

Gegenstandsbereich" verbunden mit Ähnlichkeiten in der Sprache auf und<br />

zwar hinsichtlich zweier Dimensionen: 1. Anzahl der gleichen Begriffe und 2.<br />

Ausmaß der Bedeutungsverschiedenheiten bzw. damit einhergehend das<br />

Ausmaß der Unübersetzbarkeit. Ausgehend von der größtmöglichen Distanz<br />

nähern sich zwei Theorien bei steigender Anzahl gleicher Begriffe an. Andererseits<br />

ist die Distanz als um so größer aufzufassen, je gravierender die Bedeutungsverschiedenheiten<br />

sind. Damit ist das Verhältnis von Distanz zur ersten<br />

Dimension umgekehrt und zur zweiten direkt proportional. Inkommensurabiltät<br />

besteht eher bei einer großen Anzahl gleicher Begriffe (direkte Proportionalität)<br />

und erhöht sich zusätzlich mit zunehmenden Bedeutungsverschiedenheiten<br />

(direkte Proportionalität). Die Proportionalität zwischen Distanz und Inkommensurabilität<br />

ist bzgl. der beiden Dimensionen somit nicht einheitlich.<br />

Nach dieser Darstellung tragen pauschale Inkommensurabilitätseinwände<br />

bei jeglicher Form der Verknüpfung von interdisziplinären Elementen (Größen,<br />

Modellen etc.) nicht mehr. Statt dessen ergeben sich konkrete Hinweise für die<br />

Prüfung von Einzelfällen und Aufdeckung von Inkommensurabilitäten bzw. de-<br />

Ze-phir 9 (2002) 1 23

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