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Begriffsdefinition und Bestandsanalyse 13<br />
Die Anfänge der „Ökobau-Bewegung“ waren also nicht nur durch den Wunsch nach gesunden<br />
Baumaterialien geprägt, sondern auch durch die ästhetische Abwendung von der als „Betonwüste“<br />
empfundenen Baukultur der 1960er und 1970er Jahre. Dieser Aspekt der Motivation für<br />
„ökologisches“ Bauen ist nach wie vor aktuell. Dem heutigen Städtebau wird häufig mangelnder<br />
Bezug zur Realität und fehlendes Verständnis für komplexe soziale Konsequenzen vorgeworfen:<br />
„Städtebauliche Wettbewerbsbeiträge sind heute vielfach fingerförmig gefächerte Wohnzeilen, die als<br />
Sackgassen in die Landschaft greifen, dazwischen werden [...] vereinzelte Reihenhauszeilen<br />
zusammengewürfelt.“ 49 Seehrich-Caldwell weist auf die Notwendigkeit einer „Rückbesinnung“ mit<br />
Bezug auf die städtebauliche Qualität von historischen Siedlungsentwürfen wie der Borstei in<br />
München oder der Gartenstadt Staaken hin. 50<br />
Den Beginn des „ökologischen Siedlungsbaus“ markiert am deutlichsten die Veröffentlichung des<br />
ersten Standardwerkes zum Thema des „ökologischen Bauens“, das Buch „Siedlungsökologie“ von<br />
Ekhart Hahn. 51 Erste „ökologische“ Wohnbauprojekte wurden ebenfalls seit Anfang der 1980er Jahre<br />
dokumentiert. Als das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ 1984 das Thema auf die Titelseite setzte,<br />
erreichte es zum ersten Mal in großem Umfang das öffentliche Bewusstsein. 52 Dieser Artikel<br />
beschriebt sechs im Bau befindliche „Ökosiedlungen“. Darin wurde der Architekt Frei Otto mit dem<br />
Satz zitiert: „Das ökologische Bauen ist im Kommen“.<br />
Fast gleichzeitig mit der oben dargestellten Entstehung der „Umweltbewegung“ wurde eine<br />
Diskussion begonnen, in der die „ökologischen“ Folgen unserer Wirtschaftsweise sowohl unter dem<br />
Aspekt einer „Mindestbefriedigung von Elementarbedürfnissen“ aller zukünftigen Generationen, als<br />
auch unter Beachtung von „obersten und untersten Grenzen der Umweltbelastung“ betrachtet<br />
wurden. 53 In Folge der Gründung des United Nations Environmental Programme (UNEP) Anfang der<br />
70er Jahre wurde 1974 die „Erklärung der UNEP von Cocoyok“ veröffentlicht, die als erster Schritt in<br />
Richtung eines „sustainable development“ betrachtet werden kann. Die Gründung der World<br />
Conservation Strategy (WCS) im Jahr 1980 stellte den ersten umweltpolitischen Prioritäten-Katalog<br />
dar, der von einer „sustainable utilization (nachhaltige Nutzung)“ sprach. 54 Die Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen beschloss in der Folge im Jahr 1983 die Einrichtung einer Kommission für<br />
Umwelt und Entwicklung. Grundlegend für die weitere Entwicklung des Konzeptes der<br />
„Nachhaltigkeit“ war der Abschlussbericht „Our Common Future“ der Brundtland-Kommission der<br />
United Nations Conference of Environment and Development (UNCED) von 1987, der erstmals den<br />
Begriff „sustainable development“ für ein weites Publikum öffentlich machte. Dieser Report<br />
postulierte die Idee einer wirtschaftlichen Entwicklung, die gleichzeitig die Realisierung ökologischer<br />
und sozialer Ziele zulässt: „Die gegenwärtige Generation soll ihre Bedürfnisse so befriedigen, dass<br />
auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen können.“ 55<br />
49 Seehrich-Caldwell, A.; 1996; S. 39<br />
50 Seehrich-Caldwell, A.; 1996; S. 39<br />
51 Hahn, E.; 1982<br />
52 Hartl, J. und Lee, E.-H.; 2003; S. 3<br />
53 Scharp, M.; 2005; S. 4<br />
54 Günter, M.; 2002; S. 14f.<br />
55 Hauff, V.; 1994; zitiert in: Scharp, M.; 2005; S. 5