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Café40 - KPÖ Oberösterreich

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Seite 13<br />

Spektakelkunst<br />

& Tourismus<br />

Rudi Müllehner ist freier Theatermacher. Für die derzeitige Situation der freien Theaterarbeit fällt<br />

es ihm schwer, salonfähige Worte zu finden.<br />

Ich bin 38 Jahre alt, gelernter<br />

Schauspieler, arbeite seit 15 Jahren<br />

in Linz als freier Theatermacher und<br />

leite hier die „bühne04“. Meine Aufgaben<br />

sind vielfältig: Kartenreservierungen<br />

abwickeln, Termine und<br />

Ensemble koordinieren, kalkulieren<br />

und abrechnen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Stücke auswählen, Bühnenbilder<br />

bauen, einleuchten, musizieren,<br />

inszenieren und - nicht zuletzt -<br />

schauspielen.<br />

Auch das Suchen und Finden von<br />

Räumen für Proben und Vorstellungen<br />

gehört zu meinen Aufgaben.<br />

Eine Suche, die sich seit geraumer<br />

Zeit als immer aufwändiger, schwieriger<br />

und manchmal sogar als unlösbar<br />

erweist. Ein engagiertes Team,<br />

ein aufgeschlossenes Publikum und<br />

halbwegs finanzielle Mittel, um produzieren<br />

zu können, das haben wir.<br />

Was uns aber fehlt, sind Räume und<br />

das Geld, diese auszustatten und zu<br />

betreiben. Dass so wenig Mittel für<br />

Kunst und Kultur zur Verfügung<br />

stehen, wie uns immer gesagt wird,<br />

kann angesichts der vielen<br />

Flaggschiffe, die in Linz ankern,<br />

nicht der Fall sein, siehe AEC, Lentos,<br />

Landestheater, seit kurzem Tabakfabrik<br />

und Kulturquartier und<br />

ab April auch das Musiktheater. Ob<br />

letzteres sinnvoll, wichtig oder gar<br />

notwendig ist, das weiß ich nicht.<br />

Was mir aber widerstrebt, das ist<br />

die Jubelberichterstattung im<br />

Vorfeld.<br />

Behinderung der Freien<br />

Die darin mitschwingende Sorge um<br />

die Auslastung ist allerdings berechtigt.<br />

Für den Umbau des Großen<br />

Hauses an der Promenade werden<br />

zudem in Kürze wieder ein paar<br />

Millionen Euro locker gemacht. Alles<br />

schön und gut, würde die großzügige<br />

Dotierung der Großen nicht<br />

zu Lasten der Kleinen gehen, wie<br />

die jüngsten Kürzungen der freien<br />

Theater durch das Land OÖ zeigen,<br />

ganz zu schweigen von den geringen<br />

Summen, die die Stadt Linz uns<br />

jährlich zur Verfügung stellt. Es ist<br />

und bleibt aber vor allem der Raummangel,<br />

der die Arbeit der Freien<br />

massiv behindert. Eine fixe Wirkungsstätte<br />

für uns zu schaffen, das<br />

würde nur einen Bruchteil von dem<br />

ausmachen, was oben genannte Institutionen<br />

jährlich an Subventionen<br />

verschlingen. Dass man uns im Jahr<br />

2009 eine Hafenhalle hinstellt und<br />

diese dann nach dem Kulturhauptstadtjahr<br />

wieder abreißt, ist eine<br />

Provokation. Dass das Land OÖ im<br />

Kulturquartier „Kulturtarife“ verlangt,<br />

die die freie Szene von vornherein<br />

ausschließen, ebenso.<br />

Verantwortung liegt bei<br />

der Politik<br />

Dass im neuen Kulturentwicklungsplan<br />

freie Kulturarbeit ein wichtiges<br />

Thema ist, ist begrüßenswert. Dass<br />

wir – wie der höchste Kulturpolitiker<br />

der Stadt kürzlich in einer Zeitung<br />

zitiert wurde – künftig verstärkt<br />

in Schulen, Volkshäusern und<br />

im öffentlichen Raum auftreten dürfen,<br />

für diesen Vorschlag finde ich<br />

kein salonfähiges Wort. Das ist nämlich<br />

genau der untragbare Status<br />

Quo, den wir seit vielen Jahren haben.<br />

Auch die „Ansprechpartner“,<br />

die es laut dem KEPneu in den großen<br />

Institutionen künftig für uns geben<br />

soll, werden mir keine anderen<br />

Tarife nennen, geschweige denn<br />

Räume und Technik aus dem Hut<br />

zaubern können.<br />

Die Verantwortung liegt bei der Politik.<br />

Wenn eine angemessene Unterstützung<br />

der Freien Szene nicht<br />

stattfindet, so liegt es nicht am Geld,<br />

sondern am politischen Willen. Dieser<br />

Wille hat mit Wertschätzung zu<br />

tun und muss sich daher auch in<br />

Euros niederschlagen, ansonsten<br />

wird es in der Kulturstadt Linz früher<br />

oder später nur noch tourismustaugliche<br />

Prestige- und Spektakelkultur<br />

geben.

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