Café40 - KPÖ Oberösterreich
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Seite 5<br />
Dunkelrote<br />
Spaßbremsen<br />
Kommt der Kommunismus wieder? Oder wovor fürchtet sich die<br />
antikommunistische Presse wirklich? Von Günter Hopfgartner.<br />
Eigentlich ist es ja die Wahrheit und<br />
nichts als die Wahrheit: Kommunisten<br />
sind Spaßbremsen! Jedenfalls wenn<br />
es darum geht, die große Party des<br />
freien Marktes richtig abgehen zu lassen<br />
bis das Dach wegfliegt.<br />
Insofern kann man zum Beispiel dem<br />
grobschlächtig konservativen Grazer<br />
Bürgermeister Nagl und seiner sozialdemokratischen<br />
Steigbügelhalterin<br />
Schröck nur zustimmen: die Kommunistin<br />
Elke Kahr durfte auf gar keinen<br />
Fall in irgendwelche Verantwortung<br />
eingebunden werden. Auf die wäre<br />
kein Verlass, jedenfalls nicht in dem<br />
Sinne, wie man es von gestandenen<br />
PolitikerInnen in diesem unserem<br />
Lande erwarten darf, dass sie sich<br />
nämlich im realpolitischen Morgen<br />
nicht mehr um das Geschwätz des<br />
wahlkämpfenden Gestern kümmern.<br />
Weitere Privatisierungen kommunaler<br />
Dienste etwa waren mit ihr nicht<br />
zu diskutieren, wären mit ihr auch<br />
künftig nicht durchzusetzen.<br />
Und das ist keine Frage der persönlichen<br />
Befindlichkeit, sondern eine politische<br />
Grundsatzfrage, wie etwa<br />
Christian Ortner in einem ansonsten<br />
recht einfältigen antikommunistischen<br />
Schmähartikel nach dem Grazer KP-<br />
Wahlerfolg richtig bemerkte: Das<br />
grundlegende Problem mit den KommunistInnen,<br />
über das auch die per-<br />
sönliche Liebenswürdigkeit einzelner<br />
VertreterInnen dieser politischen<br />
Spezies nicht hinwegtäuschen könne,<br />
sei, so Ortner, ihre negative Haltung<br />
zum Privateigentum. Zum privaten<br />
Eigentum an Produktionsmitteln<br />
möchte man ergänzen, aber ansonsten<br />
hat der Stahlhelm-Neoliberale durchaus<br />
den Punkt getroffen: Letztenendes<br />
sehen KommunistInnen die Lösung<br />
für Finanz- und<br />
Wirtschaftskrisen, Ausbeutung, gesellschaftliche<br />
Segmentierung und<br />
Armut als jenseits der Grenzen des<br />
kapitalistischen Systems. Jenseits des<br />
„Privateigentums an Produktionsmitteln“,<br />
wie Ortner sagen würde.<br />
Eine Perspektive jedenfalls, die da<br />
und dort an Plausibilität gewinnt, seit<br />
die Performance des real existierende<br />
Kapitalismus sich derart erkennbar<br />
desaströs gestaltet.<br />
Und an jenem Punkt kommen auch<br />
hierzulande die KommunistInnen ins<br />
Spiel, als Spielverderber nämlich, die<br />
nicht nur an der schönen neoliberalen<br />
Welt des Kapitalismus herummäkeln,<br />
sondern die, gegen alles „There is no<br />
alternative“-Geraune, die Möglichkeit<br />
einer ganz anderen Welt denkmöglich<br />
und damit „im Spiel“ halten - und<br />
letztlich Verrat am herrschenden<br />
Konsens der Markt-Demokraten<br />
üben. Spaßbremsen, elendige!<br />
Bauern<br />
Schwarze<br />
Finsternis<br />
Gegen angebliche Sozialschmarotzer<br />
boxte Ex-Vizekanzler Josef<br />
Pröll, mittlerweile hochbezahlter<br />
Manager der Raiffeisen-Firma<br />
Agrana, eine Transparenzdatenbank<br />
durch. Geht es hingegen um<br />
die Transparenz der Agrarförderungen<br />
herrscht tiefste Finsternis,<br />
seit die früher übliche Veröffentlichung<br />
solcher Subventionen abgeschafft<br />
wurde. Kritik an Bauernprivilegien<br />
wird von den Agrariern<br />
Berlakovich, Hiegelsberger & Co.<br />
als Neidkomplex abgetan.<br />
90 Prozent der 173.000 Bauern<br />
sind steuerlich pauschaliert, sie<br />
brauchen im Gegensatz zu „normalen“<br />
Selbständigen keinerlei Buchhaltung<br />
führen. Im Ergebnis spart<br />
sich der Durchschnittsbauer<br />
15.000 Euro und zahlt 260 Euro<br />
Einkommensteuer – im Jahr. Und<br />
der Staat fällt um etwa 400 Mio.<br />
Euro um.<br />
Der Bauernbündler Pröll erhöhte<br />
die Pauschalierungsgrenze auf<br />
100.000 Euro Einheitswert. So<br />
zahlen auch 70-Hektar-Betriebe in<br />
Gunstlagen kaum Steuern. Durch<br />
fiktiv niedrige Einkommen dank<br />
Pauschalierung zahlt die Landwirtschaft<br />
niedrige Sozialversicherungsbeiträge.<br />
Daher muss der<br />
Staat bei den Bauernpensionen 81<br />
Prozent Zuschuss leisten – aus<br />
Steuergeldern der Lohnabhängigen.<br />
Bekanntlich ist die Wahrheit den<br />
Menschen zumutbar. Das gilt auch<br />
für Agrarförderungen und Steuerprivilegien.<br />
Leo Furtlehner