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Café40 - KPÖ Oberösterreich

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Seite 8<br />

Keine lustige<br />

Erfahrung<br />

Marty Huber über das, was das Arbeitsmarktservice am besten kann: Arbeitslose sekkieren und<br />

wo es geht, die Ansprüche verweigern.<br />

Auf Arbeitslosengeld angewiesen zu<br />

sein, ist keine lustige Erfahrung. Alltagsschikanen<br />

gepaart mit ungewissen<br />

Auskünften, unnütze Kursangebote<br />

und ein Strafregime, dass nur<br />

von wenigen Rechtsbereichen getoppt<br />

wird: Eine Sperre heißt sechs<br />

Wochen kein Arbeitslosengeld und<br />

aus. Dazu kommt ein ausgesprochen<br />

mangelhaftes Jobangebot – kein<br />

Wunder, ist doch ein Großteil des<br />

österreichischen Arbeitsmarkts am<br />

AMS vorbei organisiert. Kompliziert<br />

wird es bekanntermaßen auch, wenn<br />

Zuverdienste ins Spiel kommen, insbesondere<br />

selbstständige.<br />

Arbeitslosenversicherung und<br />

Selbstständigkeit sind in Österreich<br />

systematisch inkompatibel. Das ist<br />

nichts neues, aber je enger die Spielräume<br />

am und durch das AMS werden<br />

(Finanzkrise, allgemeines Featuring<br />

von Law and Order), desto<br />

größer werden die Probleme: Vor-<br />

derhand simple Fragen wie Wasdarf-ich-wie<br />

dazuverdienen werden<br />

schnell zu komplexen Planspielen –<br />

ohne rechtskräftige Beauskunftung,<br />

wieso denn auch – und noch blöder<br />

kann das ausgehen, wenn einfach<br />

mal gearbeitet wird: Rückforderungen<br />

stehen da schnell auf der Türmatte.<br />

Versicherung vor<br />

Arbeitslosen<br />

Im Extremfall kann das dann auch<br />

ein paar Jahre betreffen, und das<br />

vollkommen korrekt: Wir stellen uns<br />

vor, eine kommt nach einem halbwegs<br />

gut bezahlten selbstständigen<br />

Auftrag auf die Idee, dass sie ja Anspruch<br />

auf Arbeitslosengeld haben<br />

könnte (nicht, dass das heutzutage<br />

einfach wäre). Gedacht, getan. Und<br />

siehe da, wenn die Meldung an die<br />

SVA noch nicht ergangen ist, besteht<br />

auf dem Papier tatsächlich Anspruch<br />

auf Arbeitslosengeld – Nachfrage<br />

hin oder her, solange keine SVA-Versicherung<br />

aufrecht ist, gibts (vorläufig)<br />

Geld. Zwei Jahre später kommen<br />

Einkommensteuerbescheid und<br />

rückwirkende Einbeziehung in die<br />

SVA: Donnerwetter! Nun steht die<br />

Arbeitslosigkeit in der Definition<br />

des AMS am Prüfstand, und siehe<br />

da: Tätigkeit war damals aufrecht,<br />

ist heute aufrecht, ergo bestand nie<br />

Arbeitslosigkeit, ergo, Arbeitslosengeld<br />

zurück bis jetzt.<br />

In Wahrheit ist das natürlich ein<br />

bisschen komplizierter, and whoever<br />

knows, was die einzelnen SachbearbeiterInnen<br />

entscheiden. Tatsache<br />

ist, derlei passiert; ohne juristische<br />

Bremsmöglichkeit, ohne Möglichkeit<br />

rückwirkend eine Sozialversicherung<br />

abzuschließen – von Pensionsmonaten<br />

reden wir da erst gar nicht.<br />

Das erstaunliche: Das Ding nennt<br />

sich Versicherung, Arbeitslosenversicherung<br />

– im Verwaltungssprech<br />

passt das ja auch wieder: Versicherung<br />

VOR Arbeitslosen.<br />

Menschen verwalten<br />

Da passen dann auch die jüngsten<br />

Entwicklungen ins Bild: Gerade beschlossen,<br />

müssen Personen, die<br />

über längere Zeiträume bzw. chronisch<br />

erkrankt sind oder auf die<br />

rechtliche Anerkennung ihrer (Teil)-<br />

Invalidität warten, alsbald sie vom<br />

AMS betreut werden. Hintergrund<br />

sind wohl die Frühpensionszahlen:<br />

Jede Verlängerung eines Invaliditätspensionsantrags<br />

gilt als Frühpensionsfall<br />

– aber anstatt Betroffene<br />

einfach dauerhaft in Frühpension zu<br />

schicken, verbunden mit der Möglichkeit,<br />

von selbst und mit selbstgewählter<br />

Unterstützung zurück in die<br />

Arbeitswelt zu kommen, wurde eine<br />

Institution gesucht, die Menschen<br />

verwalten kann.<br />

Wer kommt da in Frage, wenn nicht<br />

das AMS.

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