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Café40 - KPÖ Oberösterreich

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In der Debatte über die Einführung<br />

von Biosprit bzw. den Bioethanol-<br />

Treibstoff E10 erweist sich Landwirtschafts-<br />

und Umweltminister Nikolaus<br />

Berlakovich als einsamer Rufer<br />

in der Wüste. Warum lässt sich das im<br />

Bauernbund verankerte Regierungsmitglied<br />

für das Vorhaben von den anderen<br />

Parteien und der veröffentlichten<br />

Meinung prügeln? Die Antwort<br />

ist ganz einfach: Berlakovich erweist<br />

sich als „Steher“, weil er damit Interessen<br />

von Raiffeisen vertritt. Der<br />

Zucker-, Fruchtsaft- und Stärke-Hersteller<br />

Agrana – zu hundert Prozent<br />

im Besitz der Giebelkreuzler – hat<br />

sich in Österreich vorausschauend<br />

längst das Monopol auf die Bioethanol-Fertigung<br />

gesichert.<br />

Die Ernährungsorganisation der<br />

UNO verwies darauf, dass die steigende<br />

Bioethanol-Produktion und die<br />

Waren-Termin-Spekulation auf Getreide<br />

den Hunger auf der Welt – von<br />

dem derzeit rund 925 Millionen Men-<br />

Seite 6<br />

Treuer Diener<br />

seines Herrn<br />

Lutz Holzinger nimmt einen der mächtigsten und aggressivsten Konzerne hierzulande unter die<br />

Lupe. Folge vier einer Reihe über Raiffeisen.<br />

schen direkt betroffen sind – weiter<br />

verschärft. Das war für heimische Politiker<br />

ebenfalls ein gefundenes Fressen.<br />

„Der Standard“ berichtete unter<br />

der Schlagzeile „Breite Politikerfront<br />

ist gegen Biosprit E10“. Der umstrittene<br />

Agrotreibstoff E10 ist in Österreich<br />

nun doch nicht wie geplant am<br />

1. Oktober eingeführt worden. Zwei<br />

Wochen vor dem bis zuletzt von<br />

Landwirtschaftsminister Berlakovich<br />

forcierten Starttermin wurde von diesem<br />

die Notbremse gezogen.<br />

Weichen längst gestellt<br />

In letzter Konsequenz sprachen sich<br />

SPÖ, Grüne, FPÖ und BZÖ ebenso<br />

wie Caritas (wegen der Lebensmittelpreise)<br />

und AK (wegen der Treibstoffkosten)<br />

gegen eine Einführung<br />

von E10 im Herbst aus. Alle Beteiligten<br />

haben in der Debatte so getan, als<br />

seien die Weichen für die Beimischung<br />

von Bioethanol zum Benzin<br />

nach einer Richtlinie der Europäi-<br />

schen Union nicht schon längst gestellt<br />

worden. Zur Entlastung von<br />

Umwelt und Ölimporten soll spätestens<br />

bis 2020 dem Benzin ein 10-prozentiger<br />

Anteil von Bioethanol beigemischt<br />

werden. In Österreich liegt<br />

diesem Plan eine sozialpartnerschaftliche<br />

Vereinbarung zwischen Erdölund<br />

Agrarwirtschaft zugrunde, an der<br />

Josef Pröll als Vorgänger von Berlakovich<br />

als Agrar- und Umweltminister<br />

beteiligt war. Vereinbart wurde u.<br />

a. die Befreiung des Biosprits von der<br />

Mineralölsteuer, die den Treibstoff in<br />

der Tendenz um eine Spur günstiger<br />

als andere Otto-Kraftstoffe machen<br />

soll. Dies ist die Grundvoraussetzung,<br />

um den Biosprit E10 zu einem konkurrenzfähig<br />

Preis anbieten zu können.<br />

Subventioniert wird auch der<br />

Rohstoffanbau.<br />

Dreifache Subvention<br />

Damit ist die Adresse des heimischen<br />

Zuckermonopols Agrana erreicht.<br />

„Die Presse“ schrieb: „Zwei<br />

Drittel der 500.000 Tonnen Getreide<br />

pro Jahr, die für eine Vollversorgung<br />

des Landes mit E10 notwendig<br />

sind, kommen schon heute aus<br />

Österreich und werden von der<br />

Agrana im Ethanolwerk im niederösterreichischen<br />

Pischelsdorf verarbeitet.“<br />

Resümierend heißt es weiter:<br />

„Um E10 an den Kunden zu bringen,<br />

muss der Sprit gleich dreimal gefördert<br />

werden: bei der Herstellung,<br />

der Produktion und schlussendlich<br />

beim Verkauf.“<br />

Das Engagement des Raiffeisen-Konzerns<br />

in alternative Energien ist bisher<br />

nicht sehr glücklich verlaufen.<br />

Umso wichtiger scheint es zu sein,<br />

dass sich die Investitionen in Pischelsdorf<br />

zu rechnen beginnen. Vermutlich<br />

riskiert Berlakovich deshalb eine negative<br />

Presse. Als Vertrauensmann<br />

der Agrarier in der Regierung muss er<br />

in der Frage stehen wie ein Bock. Der<br />

Dank von Raiffeisen ist ihm sicher.

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