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3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...

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otschaft: Niemand will dir deine Körperlichkeit nehmen, es<br />

gibt aber auch andere, die wollen etwas von dir, auch wenn sie<br />

nicht so stark sind <strong>und</strong> fühlen sich wohler, wenn du dich zurücknimmst.<br />

Auch dann erhältst du Anerkennung! Drohgebärden<br />

sind aber oft Teil der Sprache der Jugendlichen, ein Umwegverhalten,<br />

mit dem sie erst ihren Raum abstecken (dabei<br />

oft hilflos sind) <strong>und</strong> dann etwas damit mitteilen. Die Mitarbeiter<br />

fühlen sich in dem Maße nicht bedroht, in dem sie merken,<br />

dass die Jugendlichen die Beziehung zu ihnen brauchen. Dominante<br />

Körperlichkeit wird ja vor allem auch dann demonstriert,<br />

wenn die Jugendlichen periodisch zeigen wollen, dass sie<br />

noch da sind <strong>und</strong> dass sie beachtet werden wollen.<br />

Jugendliche hängen Idolen nach. Sie gehören zur Szenerie der<br />

Unwirklichkeit (das Unwirkliche wirklich machen) der Pubertät.<br />

Idole kann man den Jugendlichen pädagogisch nicht nehmen,<br />

wenn man es versucht, ist die Wirkung eher kontraproduktiv.<br />

Idole symbolisieren Wünsche, Träume <strong>und</strong> Sehnsüchte<br />

der Jugendlichen im pubertären Spannungsfeld. Die Erreichbarkeit<br />

dieser Träume spielt in der Unwirklichkeit der Pubertät<br />

keine Rolle. Deswegen sind sie auch gegen pädagogische Beeinflussungen<br />

weitgehend immun. Sozialarbeiter sind keine<br />

Idole, sie können aber Vorbilder sein. Diese Vorbildwirkung<br />

entwickelt sich nach Erfahrung der Wiener Jungenarbeiter<br />

weniger in der normativen Vorbildwirkung - also vor allem<br />

moralisch-ethisch -, sondern eher funktionell. Es beeindruckt<br />

die Jungen, dass es „ihr" Jugendarbeiter geschafft hat mit dem,<br />

was er mit ihnen macht, einen Job zu kriegen, der den Jugendlichen<br />

auch noch zugute kommt. Man kann von ihm profitieren<br />

<strong>und</strong> mit der Zeit spielt sich auch das Gefühl ein, dass er<br />

wichtig für einen ist. Dann kann auch sein Verhalten für einen<br />

selbst attraktiv werden, wird man neugierig wie er sich als<br />

Mann, der sich von den gängigen Männerbildern der Väter,<br />

Lehrer, älterer Fre<strong>und</strong>e u.a. unterscheidet, verhält. Zu Idolen<br />

werden meist Schauspieler, Popstars, Fußballer. Bei Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> - auch bei denen, die hier geboren<br />

sind - sind die Idole sehr stark an die Heimatländer geb<strong>und</strong>en.<br />

Es sind die Idole der „interkulturellen Zwischenwelten"<br />

(Gemende 2003), die man als eigene` in dem Land<br />

braucht, in dem man zwar geboren ist, in dem man aber immer<br />

wieder fühlt, dass man nicht so richtig zum Zuge kommt.<br />

120<br />

as Homosexualitätstabu sitzt heute - trotz aller Liberalisierung<br />

- noch tief. Gerade in der inneren Auseinandersetzung<br />

<strong>des</strong> Jungen mit sich selbst <strong>und</strong> seinem Mannwerden, aber genauso<br />

im Kontrollhandeln der Eltern sowie im Integrations<br />

druck der sozialen Umwelt entfaltet es seine blockierenden<br />

psychosozialen Wirkungen. In ihm ist die Verkettung der sexuellen<br />

Natur <strong>des</strong> Menschen mit sozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Bezügen konfliktreich ausgeprägt. Dass dieses Tabu vor<br />

allem Jungen <strong>und</strong> junge Männer trifft, bei Mädchen eher übergangen<br />

wird, verweist auf die besondere Verfügbarkeit <strong>des</strong><br />

Mannes im industriekapitalistischen Verwertungsprozess.<br />

Nicht von ungefähr wurde das Homosexualitätstabu zu Beginn<br />

der industriellen Modernisierung <strong>und</strong> heterosexuellen<br />

Matrix der Arbeitsteilung virulent: „Die gleichgeschlechtliche<br />

Sexualpraxis wurde erst, als sie nicht mehr in eine zugespitzte<br />

Geschlechterdichotomie passte <strong>und</strong> sie zu sprengen drohte,<br />

massiv verrätselt. Die Konstruktion der Homosexualität bestand<br />

vor allem in der Etablierung eines Erklärungsbedarfs"<br />

(Hirschauer 1992, S. 338).<br />

Diese Spannung zur Heterosexualität ist bis heute das Gr<strong>und</strong>problem<br />

der Anerkennung der Homosexualität, aber auch der<br />

homosexuellen Lebensführung <strong>und</strong> Lebensbewältigung selbst,<br />

die darin befangen ist. Erst in der gegenwärtigen „modernwestlichen<br />

Homosexualität" beginnt sich dieser Konflikt zumin<strong>des</strong>t<br />

im subjektiven Sexualempfinden schwuler Männer<br />

aufzulösen. Die Menschen beziehen sich nun „in der vollen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Geschlechts aufeinander. Der Schwule begehrt<br />

in dem anderen den Mann, die Lesbe in der anderen die Frau -<br />

<strong>und</strong> keine Zwischenstufe' [...] Als Mann deal Mann [...] in sexuelle<br />

Interaktion zu verstricken - erst das macht die schwule<br />

[...] Situation aus" (Lautmann 2002, S. 396).<br />

Auch die Psychoanalyse, die sich seit Freud um die Bestimmung<br />

der Homosexualität primär aus den frühkindlichen Objektbeziehungen<br />

heraus bemüht hat <strong>und</strong> damit genauso heterosexuell<br />

befangen blieb, schwenkt heute in ein multifaktorielles<br />

Erklärungsmodell ein, in dem anlagebedingte Faktoren, psychosexuelle<br />

Entwicklungsmuster <strong>und</strong> familiale <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Reaktionen aufeinander bezogen werden. Dabei

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