3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...
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von sozialem Alltagsstress brauchen. Der Übergang vom Experimentierer<br />
zum User ist vollzogen, ohne dass es ihnen rational<br />
bewusst, dafür aber körperlich - somatisch zwangsläufig<br />
ist.<br />
Wenn dies eintritt, darin ist Jugend nicht mehr der Übergangsraum,<br />
in dem ohne großes Risiko <strong>und</strong> gesellschaftlich geschützt<br />
mit der gesellschaftlichen Gewissheit experimentiert<br />
werden kann, dass dies nur vorübergehend <strong>und</strong> im Erwachsenenalter<br />
zu Ende ist. Die statistischen Verlaufskurven zur Jugendkriminalität<br />
bestätigen: Mit Ende der Jugendphase - um<br />
das zwanzigste Lebensjahr - flacht die Kurve ab, das jugendtypische<br />
Muster <strong>des</strong> Risiko- <strong>und</strong> Deliktverhaltens verschwindet.<br />
Bei der zunehmenden Zahl derer aber, die im Jugendalter<br />
schon massive soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Scheitern<br />
an der Schulkarriere oder soziale Isolation erfahren <strong>und</strong><br />
bei denen jugendexperimentelles Verhalten <strong>und</strong> soziales Bewältigungsverhalten<br />
ineinander übergehen, droht eine Verstetigung<br />
<strong>des</strong> riskanten Bewältigungsverhaltens - geht auch das<br />
Gewaltverhalten über die Jugendphase hinaus.<br />
Dabei trifft es vor allem die jungen Männer, die außenfixiert<br />
agieren <strong>und</strong> in Gewaltzonen als letztmögliche Bewältigungsräume<br />
rutschen. In dem Maße, in dem der soziale Druck der<br />
arbeitsgesellschaftlichen Krise - schon in der Schule über die<br />
Eltern vermittelt - in die Jugendzeit hineinreicht, wird externalisiertes<br />
Verhalten zum Bewältigungsverhalten, spalten manche<br />
Jugendliche ihre soziale Hilflosigkeit in Gewalt - vermischt<br />
mit jugendkulturellem Experimentier- <strong>und</strong> Demonstrationsverhalten<br />
- ab. Bei den Schulabbrechern <strong>und</strong> den Herumirrern<br />
zwischen Aushilfs- <strong>und</strong> Billigjobs sind es vor allem die<br />
jungen Männer, die sich selbst nicht finden können <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb,<br />
in der Suche nach identitätsstiftender Handlungssicherheit<br />
unter dem Zwang stehen, auf rigide Männlichkeitsmuster<br />
zurückzugreifen. Mit dem Empfinden <strong>und</strong> der Demonstration<br />
von Maskulinität als zentralem Habituskern rechtsextremistisch<br />
eingestellter junger Männer tritt auch das latente Muster<br />
männlicher Sozialisation, das Zusammenspiel von Idolisierung<br />
<strong>des</strong> Maskulinen <strong>und</strong> Abwertung <strong>des</strong> Weiblichen (s.o.)<br />
orientierungs- <strong>und</strong> verhaltensleitend hervor. Frauen werden<br />
extrem abgewertet, benutzt <strong>und</strong> gleichzeitig sind es Frauen,<br />
die gebraucht <strong>und</strong> gesucht werden, wenn es darum geht, Geborgenheit<br />
<strong>und</strong> gefühlvollen Schutz zu erlangen. Die „eigenen"<br />
Frauen werden <strong>des</strong>halb wie Eigentum gegenüber Fremdgruppen<br />
geschützt. Hier wirkt ein Huster, das ähnlich auch für<br />
Hooligan-Gruppen beschrieben wird: „Ein Fan, der nicht<br />
Manns genug ist, seine Fre<strong>und</strong>in zu verteidigen, muss auch<br />
mit dem Verlust seiner sozialen Position rechnen. [...] Wenn<br />
Mädchen in der Szene auftauchen, dann erwartet man von ihnen<br />
auch die Eigenschaften <strong>des</strong> weiblichen Rollenstereotyps:<br />
Fürsorglichkeit, Opferbereitschaft, Selbständigkeit." „Ihre<br />
Hilfe wird [...] genau in den Bruchstellen der Männlichkeit<br />
gebraucht" (Becker 1990, S. 149f).<br />
ie rechtsextremistische Gruppenkultur wird durch Maskulinität<br />
strukturiert <strong>und</strong> zusammengehalten, ein Zusammenhalt<br />
der immer wieder neu inszeniert <strong>und</strong> demonstriert werden<br />
muss. Jochen Fersten (1993) hat diesen archaischen Aufbruch<br />
aggressiver Maskulinität in ein projektives Schema gebracht.<br />
anach werden männlich beanspruchte, historisch überkommene<br />
Gr<strong>und</strong>funktionen der Nachwuchszeugung (Generativität),<br />
<strong>des</strong> Schutzes <strong>und</strong> der Versorgung in Selbstwertkrisen<br />
wirkungsverkehrt aktiviert: Die öffentliche Betonung männlicher<br />
Potenz, gepaart mit Homophobie <strong>und</strong> Frauenfeindlichkeit<br />
verweist in dieser Interpretation auf die Erzeugerfunktion. Die<br />
öffentliche Betonung von Risikoverhalten, Kampfesmut <strong>und</strong><br />
der Hang zur Konfrontation spiegeln das Schutzmotiv umgekehrt<br />
wider. Und die „Ersatz-Skills" wie gefährliches Fahren<br />
oder Diebstahl von Autos, Teilnahme an organisierter Kriminalität<br />
<strong>und</strong> Bewegen in der Schattenökonomie lassen auf einen<br />
Negativabzug der männlich beanspruchten Tugend <strong>des</strong> Versorgens<br />
schließen (Kernten 1993, S. 53). Hier liegt der Kern<br />
für die Beantwortung der Frage, warum öffentlich demonstrierte<br />
Ausländerfeindlichkeit vor allem männlich ist, denn hier<br />
wirkt der Projektions- <strong>und</strong> Abspaltungsmechanismus wie ihn<br />
Arno Gruen aufgeschlossen hat: Innere Hilflosigkeit wird als<br />
edrohung von Männlichkeit erlebt <strong>und</strong> entsprechend abgespalten<br />
<strong>und</strong> auf „unmännliche" Objekte projiziert. Schließlich<br />
wirkt der Abstraktionsmechanismus: Die Opfer rechtsextremer<br />
männlicher Gewalt erscheinen den Tätern nicht als Opfer,<br />
sondern als eigengeschaffene Bezugssymbole wiederer-<br />
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