3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...
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nicht nur die Abwehr der notgedrungen weiblichen Verinnerlichungen<br />
ist, mit denen die Männer allein nicht auskommen"<br />
(Möller 1983, S. 232). Aus dieser Mangelsituation resultiert -<br />
wir haben es bereits am Fall <strong>des</strong> Aufwachsens von Jungen beschrieben<br />
- die Idolisierung <strong>des</strong> Männlichen <strong>und</strong> damit zwangsläufig<br />
die Abwertung <strong>des</strong> Weiblichen. Jungen <strong>und</strong> Männer haben<br />
es dadurch schwer, ein selbstbestimmtes, das heißt aus dem<br />
Selbst kommen<strong>des</strong> Verhältnis zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen<br />
aufzubauen. Sie agieren - unterschiedlich bewältigt - immer<br />
wieder in Abhängigkeit von Müttem <strong>und</strong> Frauen oder besser:<br />
in Abhängigkeit von einer Konstellation, die nicht aus dem<br />
Machtstreben der Mutter, sondern ihrer Zwangslage heraus<br />
entspringt. Insofern ist die Abhängigkeit der Männer von<br />
Frauen <strong>und</strong> die gleichzeitige männliche Abwertung der Frau<br />
im Alltag schwer thematisierbar, weil es ein tiefenstrukturelles<br />
Phänomen ist, das den männlichen <strong>und</strong> weiblichen Akteuren<br />
so überhaupt nicht bewusst sein kann. Es tritt - wie alles Tiefenpsychische<br />
- an der Oberfläche der Verhaltensweise ganz<br />
anders auf <strong>und</strong> wird von den Menschen auch entsprechend<br />
anders gedeutet. So ist das Verhältnis von Männern <strong>und</strong> Frauen<br />
ein spannungsreiches Magnetfeld, <strong>des</strong>sen Kräfte im Verborgenen<br />
wirken <strong>und</strong> es so im Alltag oft zum grotesken Verwirrspiel<br />
werden lassen.<br />
as können wir früh beobachten, wenn sich Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />
einander nähern <strong>und</strong> damit - nach der frühkindlichen<br />
Phase - zum ersten Mal wieder hoffnungsvoll <strong>und</strong> hoffnungslos<br />
zugleich in das Magnetfeld Mann-Frau-Beziehung geraten.<br />
Schon im vorpubertären Kin<strong>des</strong>alter - zwischen 10 <strong>und</strong> 12<br />
Jahren - ist es mit der kindlichen Geschlechterharmonie vorbei.<br />
Da Mädchen sich schneller entwickeln <strong>und</strong> früher in die<br />
Pubertät eintreten, wenden sie sich älteren Jungen zu. Das<br />
versetzt die gleichaltrigen Buben in wütende Hilflosigkeit, die<br />
sie dann oft in sexistische Mädchenanmache <strong>und</strong> Frauenabwertung<br />
abspalten. Der Kreisel von Idolisierung <strong>des</strong> Maskulinen<br />
<strong>und</strong> Abwertung <strong>des</strong> Weiblichen beginnt sich nun stärker<br />
zu drehen. So hat sich dann zu Beginn der Pubertät bereits ein<br />
doppeldeutiges Mädchen- <strong>und</strong> Frauenbild festgesetzt, das in<br />
der Jungenclique seine Bestätigung <strong>und</strong> Verankerung sucht.<br />
Hier kommen Jungen zusammen, die fast alle in unterschiedlicher<br />
Weise das Problem mit sich herumtragen, dass sie im-<br />
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mer noch auf der Suche nach sich als Mann sind <strong>und</strong> in dieser<br />
Suche nicht fündig werden, weil sie in dieses Hin- <strong>und</strong> Hergerissensein<br />
zwischen der Anziehung hin zum <strong>und</strong> Abwertung<br />
<strong>des</strong> Weiblichen geraten sind (vgl. Kap. 3.7).<br />
In diesem Gruppenklima gedeihen auch jene stereotypen Einstellungen<br />
der männlichen Bewertung von Frauen, derer sich<br />
Männer im Laufe ihres Lebens immer wieder bedienen <strong>und</strong> in<br />
denen auch wieder das Gr<strong>und</strong>muster von Anziehung <strong>und</strong> Abwertung<br />
aufscheint: Die unnahbare, nie erreichbare "Traumfrau<br />
auf der einen Seite, das Sexualobjekt, die benutzbare Hure auf<br />
der anderen. Auch dies erschwert wieder Kommunikation mit<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen, weil Jungen <strong>und</strong> Männer oft ihr Kontrollverhalten<br />
gegenüber Mädchen <strong>und</strong> Frauen an diesen Stereotypen<br />
<strong>und</strong> ihrer unüberbrückbaren Spannung ausrichten. In<br />
Krisensituationen der Partnerschaft <strong>und</strong> natürlich bei der<br />
Scheidung brechen diese Stereotype nicht selten wieder aus<br />
den Männern heraus.<br />
Die Urangst <strong>des</strong> männlichen Geschlechts<br />
„Gerade die körperliche Beschaffenheit <strong>des</strong> Mannes legt ihm<br />
Schranken auf, nur ihm, nicht aber der Frau. Seine Fähigkeit<br />
zum Sexualgenuss ist an die Erfüllung bestimmter physiologischer<br />
Bedingungen geknüpft, die ihre ist es nicht. Seine Funktionsmöglichkeit<br />
ist an das Steifwerden <strong>des</strong> männlichen Glie<strong>des</strong><br />
geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> daher beschränkt, die ihre ist unbeschränkt.<br />
[...] Damit liegt zweifellos eine Begünstigung der Frau vor.<br />
[...] Lind so hat sich auch in der männlichen Psyche eine starke<br />
Bewertung dieser Unterscheidung festgesetzt <strong>und</strong> damit<br />
zugleich ein Zwang zur Überkompensation. Aus dem Bewusstsein<br />
<strong>des</strong> Mannes von der physiologischen Überlegenheit<br />
der Frau im sexuellen Genuss hat sich bei ihm ein ganzer<br />
Angstkomplex entwickelt, <strong>des</strong>sen Ausstrahlung sich bis in die<br />
letzte Verästelung nicht nur unseres Sexual-, sondern <strong>des</strong> gesamten<br />
Kulturlebens fühlbar macht. Es ist die Angst vor dem<br />
Versagen, vor der sexuellen Niederlage. Als individuelle Erscheinung<br />
ist diese Angst <strong>des</strong> Mannes vor zeitweiliger oder<br />
dauernder Impotenz zur Genüge bekannt.[ ...] Aber durchaus<br />
nicht nur der einzelne Mann, sondern die männliche Psyche in<br />
ihrer Gesamtheit lebt unter dem Druck der gleichen Angst <strong>und</strong><br />
man kann das männliche Weltbild gar nicht verstehen, wenn<br />
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