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3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...

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macht in dieser Erfolgssymbolik keinen Unterschied mehr, ob<br />

die Gewinner oder Verlierer nun heterosexuelle Männer,<br />

Frauen oder homosexuelle Männer oder Frauen sind. Dennoch<br />

bleibt das Homosexualitätstabu weiter in den Familien hängen,<br />

denn es existiert ein diffuser systemischer Druck in der<br />

Durchsetzung von Heterosexualität. Dieser äußert sich vor allem<br />

dann, wenn es um die demographische Krise geht, wenn<br />

z.B. die „Babylücke" in dem Sinne öffentlich thematisiert<br />

wird, dass mit dem Rückgang der Geburten <strong>und</strong> der demographischen<br />

Schwächung der nachfolgenden Generation die Renten<br />

<strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitskosten nicht mehr bezahlbar seien.<br />

Aus dieser gesellschaftlichen Diskussion sind Schwule von<br />

vornherein - genannt oder ungenannt - ausgeschlossen. Die<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter aber wollen ihre Jungen gesellschaftsfähig<br />

machen <strong>und</strong> bleiben so weiterhin gespalten: Während also in<br />

den privaten familialen Beziehungen die Tendenz zum Verständnis<br />

<strong>und</strong> Einfühlen in die Situation <strong>des</strong> Jungen steigt,<br />

bleibt dennoch die Hoffnung erhalten, dass der Junge ein gesellschaftsfähiger,<br />

d.h. ein ,richtiger', normaler' <strong>und</strong> damit<br />

ein heterosexuell orientierter Mann wird.<br />

Insofern bleibt gerade im Jugendalter nicht nur der soziale<br />

Druck auf die innere Spannung von homoerotischen Anmutungen<br />

<strong>und</strong> heterosexuellen Vergewisserungen erhalten, sie<br />

wird auch durch das somatische Verwirrspiel der Pubertät<br />

(s.o.) aufgeladen. Für Jungen selbst ist die Homosexualität<br />

immer noch eine heikle Zone der Körperlichkeit. „Schwul" ist<br />

ein weit verbreitetes Schimpfwort, aber es ist nicht mehr das<br />

Stigma, das alte Tabu, das es früher war. Dennoch ist Schwulenfeindlichkeit<br />

- nicht nur bei sozial benachteiligten Jungen -<br />

nicht verschw<strong>und</strong>en, sie taucht immer wieder dann auf, wenn<br />

die Jugendlichen mit ihrer eigenen Sexualität nicht zurecht<br />

kommen. In dem Schimpfwort „schwul" ist also bei<strong>des</strong> enthalten:<br />

Zum einen die Angst davor, nicht als heterosexueller<br />

Mann zu funktionieren, gleichzeitig aber auch die Neugier auf<br />

verwehrte Sexualität. Das Schimpfwort ist also eine Folie, mit<br />

der gar nicht so sehr die homosexuellen gemeint sind, obwohl<br />

es durchaus immer wieder Situationen gibt, die zu Aggressivität<br />

gegen Homosexuelle führen können. Hier wirkt wieder der<br />

Bewältigungsmechanismus der Abspaltung der eigenen Hilflosigkeit.<br />

„Schwul" bleibt aber ein Ausdruck für nicht nor-<br />

mal', nicht männlich', ist als tiefsitzender Abwertungsbegriff<br />

resistent, obwohl er gleichsam jugendkulturell auf der Kippe<br />

steht: Er wird einerseits unbefangen gebraucht lind ist andererseits<br />

wieder mit Angst <strong>und</strong> Unsicherheit besetzt. Die<br />

Gr<strong>und</strong>angst vieler männlicher Jugendlicher ist dabei, nicht als<br />

„richtiger Mann" zu funktionieren. Deshalb suchen sie auch<br />

immer wieder Bilder <strong>des</strong> Funktionierens, greifen auch zu Pornos,<br />

die ihnen aber dann nicht weiterhelfen, denn je eindeutiger<br />

die Milder sind, <strong>des</strong>to weniger taugen sie, um einem die<br />

eigene Angst vor dem Nichtfunktionieren zu nehmen. Die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene latente Hilflosigkeit <strong>des</strong> männlichen Jugendlichen<br />

bleibt gerade auch in einer Welt bestehen, in der es<br />

keine sexuellen Tabus mehr gibt <strong>und</strong> alles aufs Erklärenkönnen<br />

<strong>und</strong> Funktionierenmüssen drängt. Gleichzeitig ist es angesichts<br />

eines nivellierten Geschlechterverhältnisses in den Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Jugendkulturen für Jungen immer weniger möglich,<br />

ihre innere männliche Identitätsdiffusion in maskulinem<br />

ominanzverhalten abzuspalten. Deshalb sind - gerade auch<br />

in der Schule - Räume, Beziehungen <strong>und</strong> kulturelle Ausdruck,.,formen<br />

notwendig, in denen diese männliche Hilflosigkeit<br />

anerkannt <strong>und</strong> kreativ umgewandelt werden kann. Insofern<br />

ist das Jugendalter in der Phase der Pubertät trotz aller<br />

jugendkulturellen Überformung <strong>und</strong> Nivellierung immer noch<br />

die Zeit der „zweiten Chance", in der sich Männlichkeit <strong>und</strong><br />

Mannsein aus der Betroffenheit <strong>des</strong> eigenen Selbst heraus entwickeln<br />

können.<br />

3.4 Mütter <strong>und</strong> Söhne, Mädchen <strong>und</strong> Jungen,<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

it der ambivalenten Familienposition <strong>des</strong> Vaters wächst die<br />

familiale Macht der Mutter, der man alltagswirklich begegnen<br />

kann, die den Jungen zwar loslassen, gleichzeitig aber auch<br />

den Vater in der Familie aufbauen <strong>und</strong> hochhalten muss. So<br />

ist ihre Macht eine doppelte geworden: Sie konfrontiert den<br />

Vater nicht nur mit ihrer Überlegenheit bei der Geburt <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong>, sondern auch damit, dass es von ihr abhängig ist, wie<br />

der Vater in die Familie eingeführt, wie er aufgebaut <strong>und</strong><br />

hochgehalten wird. Der Psychoanalytiker Martin Lukas Moel-

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