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3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...

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Phantasien über den Vater überlassen bleibt, statt ihn in einer<br />

Welt erfahren zu können, in der es ihn durch Mittätigkeit kennen<br />

lernen kann" (1967, S. 193f). Hier ist schon das gemeint,<br />

was wir als Idolisierung von Männlichkeit durch die Jungen<br />

bezeichnen <strong>und</strong> das - so müssen wir hinzufügen - die Abwertung<br />

<strong>des</strong> Weiblichen fast zwangsläufig nach sich zieht.<br />

Heute drängen viele Männer aus eigenen biografischen Antrieben<br />

in die Familie hinein, werden aber gleichzeitig im Zuge<br />

der Intensivierung der Arbeit (bei höherer ökonomischer<br />

Verfügbarkeit <strong>des</strong> Mannes) wieder von der Familie weggezogen.<br />

Der Traum der männerbewegten Zirkel der 1990er Jahre,<br />

der „neue Mann" könne sich biografisch durchsetzen, auch<br />

wenn ihn das ökonomische System weiter vereinnahme, konnte<br />

sich so nicht erfüllen. Vielmehr hat sich ein bezeichnender<br />

Spannungszustand entwickelt, der sich in der neueren empirischen<br />

Väterforschung gut abbildet: Väter beteiligen sich deutlich<br />

mehr in den Familien, aber es scheint nicht für einen<br />

strukturellen Wandel hin zur Familienvaterschaft zu reichen.<br />

So hat sich zwar der entsprechende zeitliche Aufwand bei den<br />

Vätern im Durchschnitt wesentlich erhöht, er konzentriert sich<br />

aber vor allem auf das arbeitsfreie Wochenende sowie sportliche<br />

<strong>und</strong> spielerische Aktivitäten, während die Mithilfe bei<br />

pflegerischen <strong>und</strong> haushaltsbezogenen Arbeiten deutlich weniger<br />

zugenommen hat (vgl. Gonser 1994, Fthenakis 1999).<br />

Auch die Erwerbstätigkeit der Frau führt nicht zwingend zur<br />

partnerschaftlichen Teilung der Haushalts- <strong>und</strong> Familienaufgaben<br />

(vgl. BMFSJ 1997). Erhärtet werden diese Bef<strong>und</strong>e von<br />

der Kinderseite her. Der deutsche Kinder-Eltern-Survey Mitte<br />

der 1990er Jahre zeigte, dass Väter über den Alltag, die Einstellungen<br />

<strong>und</strong> die sozialen Beziehungen ihrer Finder wesentlich<br />

weniger Bescheid wissen als die Mütter (Zinnecker/Silbereisen<br />

1996). Viele Väter können also die für das<br />

Mannwerden notwendige Geschlechteridentifikation nicht anbieten.<br />

So sind es in der überwiegenden Mehrheit (85%) die<br />

Mütter, die über die Woche hinweg für die Kinder zuständig<br />

sind (BMSFJ 1997). Gisela Notz spricht in ihrer Väterstudie<br />

anfangs der 1990er Jahre sogar noch vom „Vater als Märchenprinz",<br />

der nur für „Action" zuständig ist <strong>und</strong> die alltägliche<br />

Pflege, in der sich ja Versorgung, Zuwendung <strong>und</strong> Identi-<br />

140<br />

fikationsdynamik miteinander verbinden, weiterhin der Mutter<br />

überlässt, auch wenn am Wochenende die Väter mehr als früher<br />

Pflegetätigkeiten übernehmen (Fthenakis 1999). Dass diese<br />

Mütterzentrierung in der frühkindlichen Phase von der<br />

Mehrheit der Bevölkerung als nicht problematisch, ja als<br />

selbstverständlich positiv angesehen wird, zeigt eine Repräsentativerhebung<br />

<strong>des</strong> Deutschen Jugendinstituts von<br />

1991/1992, nach der über zwei Drittel der westdeutschen Väter<br />

<strong>und</strong> Mütter der Antwortvorgabe „Kleinkinder sollten in<br />

den ersten drei Jahren bei der Mutter/in der Familie sein" zustimmten.<br />

Dem entspricht, dass viele der kinderbetreuenden<br />

Mütter mit ihrer Familienrolle so zufrieden sind, dass sie freiwillig<br />

auf die Erwerbstätigkeit verzichten <strong>und</strong> die ersten Lebensjahre<br />

ausschließlich für das Kind da sein wollen (Matzner<br />

1998; vgl. auch Döge/Volz 2002). Auch dies ist eine nicht zu<br />

unterschätzende Barriere für Männer, in die alltägliche Familienarbeit<br />

einzusteigen. So entsteht ein Verwehrungskreisel,<br />

der aber nicht als solcher erkannt, höchstens in anderen Bezügen<br />

(Bedürftigkeit) gespürt wird: Wird ein Kind geboren,<br />

kommen die Paare unter den Druck der Aushandlung, aus arbeitsorganisatorischen<br />

Gründen (Zusammenspiel zwischen<br />

externer männlicher Verfügbarkeit <strong>und</strong> Karriere), aber auch<br />

unter dem Einfluss geschlechtsdifferenter Lebenszufriedenheit<br />

zur traditionellen Rollenteilung zurück. Dies geschieht auch,<br />

wenn sie vorher in ihren Einstellungen <strong>und</strong> ihrer Lebenspraxis<br />

eine partnerschaftliche Rollenteilung in Haushalt <strong>und</strong> Beruf<br />

bevorzugt hatten (vgl. Notz 1991, Gonser 1994). Im Nachhinein<br />

- so zeigt eine entsprechende Väterstudie - wird dann die<br />

„verpasste Gelegenheit", das Auslassen <strong>des</strong> väterlichen Erziehungsurlaubs<br />

von einigen (allerdings im Gesamtsample eher<br />

wenigen) Männern nicht nur als Ursache für die mangelnde<br />

Intensität der weiteren Beziehung <strong>des</strong> Vaters zu dem Kind,<br />

sondern auch als Ursache für Unzufriedenheiten in der Partnerschaft<br />

gesehen (Vascovics/Rost 1999, S. 162f). Auch diese widersprüchlichen<br />

Konstellationen - viele Männer möchten gerne<br />

in die Familien hinein, können es aber nicht <strong>und</strong> rationalisieren<br />

dann zwangsläufig diese Verwehrung - verweisen wieder auf<br />

die Probleme der Entgrenzung der Männlichkeit. Die Rationalisierung<br />

geschieht dann vor allem über Begründungen wie Eingeb<strong>und</strong>ensein<br />

in die Arbeit <strong>und</strong> drohender Karriereverlust, zu

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