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3.1 Zur Psycho® und Sozlodynamlk des Kindes - elearning.hawk ...

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durch das physische <strong>und</strong> psychische Entwicklungs- <strong>und</strong> Reifungsgeschehen,<br />

das in der Interaktion mit der sozialen Umwelt<br />

sein eigentümliches Magnetfeld ausbildet. Deshalb will<br />

ich in einem ersten allgemeinen Schritt eine thematisch entsprechende<br />

Gr<strong>und</strong>schicht' anlegen, auf der dann das Argumentationsgebäude<br />

männlicher Sozialisation im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendalter errichtet werden kann.<br />

Kinder müssen von Geburt an anerkannt bekommen, dass sie<br />

aus sich selbst heraus etwas sind, sie müssen fühlen können,<br />

dass das was aus ihnen kommt, nicht von vornherein abgewertet<br />

wird, sie brauchen die Erfahrung, dass ihre Gefühle aufgenommen<br />

werden <strong>und</strong> außen etwas bewirken, indem auf sie<br />

eingegangen wird, wie sie sind. Das meint Donald Winnicotts<br />

egriff von der „fördernden Umwelt" (1984). Rigide soziale<br />

Anpassung <strong>und</strong> Abwertung der kindlichen Gefühle erzeugt<br />

innere Hilflosigkeit, die abgespalten, von der abstrahiert werden<br />

muss <strong>und</strong> die sich dann als Hass auf das Schwache in sich<br />

selbst <strong>und</strong> Hass auf alles Hilflose, Schwache, fremde in der<br />

Umwelt äußert (so das Modell nach Gruen). Winnicott sieht in<br />

ähnlicher Weise die frühe Spannung von Aggressivität <strong>und</strong><br />

Kreativität: Wenn das Kind spürt, dass es seine Umwelt mit<br />

erschaffen kann, indem diese es versteht <strong>und</strong> seine Impulse<br />

aufnimmt <strong>und</strong> ihm neu (nun in der Interaktion sozial eingeb<strong>und</strong>en)<br />

zurückgibt, dann entsteht eine kreative Gefühlsspannung,<br />

in der das Aggressive der selbstbezogenen, narzisstischen<br />

Äußerung aufgeht. Aggressivität muss ja immer als auf<br />

die Wahrung der psychophysischen Integrität <strong>des</strong> Selbst bezogene<br />

Aktivität verstanden werden. Dieses Behauptungsmotiv<br />

durchzieht die gesamte Sozialisation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalters.<br />

Krappmann/®swald (1995) sehen z.B. das Verhalten<br />

von Schulkindern untereinander <strong>und</strong> den Kindergruppen durch<br />

dieses leibseelische Integritätsprinzip gesteuert <strong>und</strong> deuten die<br />

Aggression in Kindergruppen untereinander in diesem Sinne<br />

als Versuche der gegenseitigen Wahrung von räumlichen Integritätszonen.<br />

Solche selbstbezogene Aggressivität prägt<br />

auch das Bewältigungsverhalten in kritischen Lebenssituationen.<br />

So wird plausibel, wie eng das Problem der IIandlungsfcihigkeit<br />

in solchen Lebenssituationen rückgeb<strong>und</strong>en ist an<br />

die triebstrukturell gespeiste Aggressivität als Verteidigung<br />

<strong>des</strong> Selbst, <strong>und</strong> dass diese einem näher ist als die einzuhalten-<br />

9®<br />

de Norm. Vor allem Winnicott hat immer wieder darauf insistiert,<br />

dass Aggressivität erst einmal als triebgeb<strong>und</strong>ene Aktivität<br />

zu verstehen ist <strong>und</strong> dass es auf die Umwelt ankommt, wie<br />

sie diese Aggressivität zulässt <strong>und</strong> ob es ihr gelingt, mit zu<br />

helfen, Aggressivität in Kreativität umzuwandeln.<br />

Aggressive Aktivitäten (als sozial gerichtete Triebimpulse)<br />

entwickeln sich dann kreativ, wenn das Kind die soziale Umwelt,<br />

auf die sich seine Aktivität richtet als „unzerstörbar"<br />

(Winnicott) erfährt. Das heißt, seine (nach außen „zerstörerisehen")<br />

aggressiven Impulse werden für das Kind nicht gefährlich,<br />

schlagen nicht unvermittelt zurück, werden aufgenommen<br />

<strong>und</strong> in dieser nun an die Umwelt geb<strong>und</strong>ene Aufnahme<br />

zurückgegeben. Das Kind kann also mit seinen Aggressionen<br />

experimentieren, erfährt dabei Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen, entwickelt eine Gewissheit <strong>des</strong> Selbst, die nicht immer<br />

wieder neu aufgebaut werden muss, weil ja in ihm die Erfahrung<br />

<strong>des</strong> „begrenzten" Experimentierenkönnens gewachsen<br />

ist.<br />

Antisoziale Tendenzen dagegen treten dann ein, wenn das<br />

Kind seine Umwelt als zerstörbar erfährt, das heißt wenn seiner<br />

Aggression nichts entgegengesetzt wird, wenn die aggressiven<br />

Impulse für das Kind grenzenlos werden <strong>und</strong> irgendwann<br />

- aus einer nicht mehr überschaubaren Umwelt heraus<br />

auf ein nicht mehr beherrschbares Selbst - zurückschlagen.<br />

ies ist im Kinder-Familien-Bezug vor allem dann zu erwarten,<br />

wenn das Kind die bisher als unzerstörbar erlebte Umwelt<br />

verliert: Z.B. beim Auseinanderbrechen der Familie, bei extremer<br />

Entfremdung der Eltern, aber auch bei stetig zunehmender<br />

Inkonsistenz <strong>und</strong> Unüberschaubarkeit der Familienabläufe<br />

<strong>und</strong> der dadurch für das Kind entstehenden alltäglichen<br />

Überforderungskonstellationen. So büßt das Find eine familiale<br />

Umwelt ein, .,die dem Kind die Erforschung zerstörerischer<br />

Aktivitäten im Bezug auf Trieberfahrungen ermöglichte"<br />

(Winnicott, zit. nach Davis/Wallbridge 1983, S. 126).<br />

Das Gefühl <strong>des</strong> Verlustes einer unzerstörbaren Umwelt kann<br />

bei Kindern vor allem dann aufkommen, wenn Ängste <strong>und</strong><br />

Verwirrungen im Hinblick auf die Beziehungen zu Menschen,<br />

die einem nahe sind („Objektverluste") entstehen. Sie werden<br />

belastet, weil sie nun selbst die Kontrolle übernehmen sollen,<br />

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