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Bürgerschaftliches Engagement

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Unterwegs zur Teilhabegesellschaft<br />

In der Hoffnung und im Glauben daran, dass auch mit<br />

kleinen Schritten viel zu erreichen ist und Veränderungen<br />

nachhaltig zu verankern sind , werden das eapn und<br />

seine Netzwerke auch weiterhin für die verstärkte Teilhabe<br />

von Menschen mit Armutserfahrungen kämpfen und<br />

diese durch die Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung<br />

entsprechender Projekte fördern.<br />

Auch wenn die konkreten Ergebnisse der einschlägigen<br />

europäischen und nationalen Treffen oft mager ausfallen<br />

und der gewünschte ernsthafte und wirksame Dialog mit<br />

politischen Entscheidungsträger/innen bislang nur vereinzelt<br />

zustande kam, lassen sich doch auch Erfolge verbuchen.<br />

So führten Diskussionen zwischen Politiker/innen<br />

und Menschen mit Armutserfahrungen im Zuge des<br />

regionalen Theaterprojekts „Kein Kies zum Kurven kratzen“<br />

zu einer Veränderung im damals geltenden Sozialhilfegesetz<br />

des österreichischen Bundeslandes Steiermark<br />

und zu einem breiten Diskurs zu Armutsfragen in vielen<br />

steirischen Gemeinden. Ein als Weltcafé organisiertes Zusammentreffen<br />

von Menschen mit Armutserfahrungen<br />

mit dem österreichischen Bundespräsidenten, dem Sozialminister,<br />

Beamt/innen weiterer Ministerien, sowie Vertreter/innen<br />

von Sozialamt, Arbeitsmarktservice, Medien<br />

und Bildungseinrichtungen sorgte für neue Einblicke in<br />

konkrete Armutsrealitäten, unter deren Eindruck die eingeladenen<br />

Gäste zumindest zu Reflexionen, wenn nicht<br />

Änderungen ihrer bisherigen Arbeit angeregt wurden.<br />

Und im Jänner dieses Jahres fand eine Veranstaltung<br />

im Sozialministerium statt, in der relevante sozial- und<br />

arbeitsmarktpolitische Entscheidungsträger/innen, darunter<br />

auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer und ams-<br />

Vorstand Johannes Kopf, Probleme und Lösungsvorschläge<br />

im Anschluss an ein von Jugendlichen, die von<br />

Armut und Ausgrenzung betroffen sind, entwickeltes<br />

Theaterstück mit den Betroffenen selbst diskutierten und<br />

in einzelnen Punkten die Umsetzung von Änderungsvorschlägen<br />

bereits in die Wege geleitet haben.<br />

Ähnliche Erfahrungen wurden bei Projekten in anderen<br />

Ländern gemacht, auch wenn nicht wenige vielversprechende<br />

Projekte in den letzten Jahren dem Sparstift<br />

zum Opfer gefallen sind.<br />

Umso wichtiger ist die Forderung an die Politik und<br />

öffentliche Verwaltung, Partizipationsprozesse nicht<br />

nur weiterhin verstärkt zu fördern, sondern Ergebnisse<br />

auch entsprechend aufzugreifen und umzusetzen. Dies<br />

verlangt freilich die Einsicht, dass die Entwicklung einer<br />

Teilhabegesellschaft zentrales Element einer umfassenden,<br />

effektiven und nachhaltigen Armutsbekämpfungsstrategie<br />

ist. Mit der Förderung einzelner Projekten,<br />

mögen sie noch so positiv sein, wird es hier nicht getan<br />

sein. Vielmehr müssen entsprechend demokratie-, aber<br />

auch bildungs-, sozial-, wirtschafts- und finanzpolitische<br />

Prioritäten überdacht und geändert sowie mithilfe der genannten<br />

und weiterer Partizipationsprojekte Gesellschaft<br />

von unten neu gestaltet werden.<br />

Auf dem Weg in Richtung Teilhabegesellschaft gilt es<br />

nicht zuletzt auch zu lernen, dass die richtigen Antworten<br />

oft erst im Prozess gefunden werden können. „Gerechtigkeit“,<br />

so der Soziologe Lutz Leisering, „ist eine Frage –<br />

und nicht […] eine Antwort oder gar ein politisches Konzept.<br />

Die Konflikte über die Ausgestaltung unserer Gesellschaft<br />

haben damit gerade erst begonnen.“ //<br />

Literatur<br />

European Anti Poverty Network EAPN (Hrsg.) (2008): Small steps – big<br />

changes. Building participation of people experiencing poverty.<br />

Brüssel: Eigenverlag (Bestellung über: www.eapn.eu ).<br />

European Anti Poverty Network EAPN (Hrsg.) (2011): Breaking barriers<br />

– driving change. Case studies of building participation of people<br />

experiencing poverty. Brüssel: Eigenverlag (Bestellung über: www.<br />

eapn.eu ).<br />

Leisering, Lutz (2000): Die Rückkehr der Gerechtigkeitsfrage. In: Magazin<br />

Mitbestimmung, 2000,01-02. http://www.boeckler.de/18739_18754.<br />

htm [2013-04-27].<br />

Moser, Michaela/Schenk, Martin (2009): Armutsbetroffene als<br />

Akteure.Partizipation und Selbstorganisation von Menschen mit<br />

Armutserfahrungen. In: Dimmel, Niklaus/Heitzmann, Karin/<br />

Schenk, Martin (Hrsg.): Handbuch Armut in Österreich. Innsbruck:<br />

Studienverlag, S. 410-419. (Neuauflage in Vorbereitung).<br />

Nussbaum, Martha (1999): Gerechtigkeit oder Das gute Leben. Frankfurt<br />

am Main: Suhrkamp.<br />

Politische Bildung in der<br />

Basisbildung<br />

Pädagogischer Ansatz des<br />

Grundbildungszentrums der VHS Linz<br />

Ausreichende Basisqualifikation ist Voraussetzung für eine uneingeschränkte<br />

Teilnahme am sozialen, politischen und beruflichen Leben. Sprach- und<br />

Schriftsprachenkompetenz, sowie zumindest grundlegende Kenntnisse in<br />

Ma-thematik und im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik<br />

(ikt) sind in unserer Gesellschaft als notwendige Basiskompetenzen<br />

hinreichend bekannt. Zur politischen Partizipation, der aktiven Teilhabe an<br />

der Gesellschaft und der Mitgestaltung des persönlichen Umfeldes braucht<br />

es allerdings auch noch einen kritischen, reflektierten und gestalterischen<br />

Zugang zu den erlernten Fähigkeiten und den damit verbundenen erweiterten<br />

Handlungsmöglichkeiten innerhalb spezifischer gesellschaftspolitischer<br />

Umfelder.<br />

„Nur wer die Welt<br />

benennen kann, d. h.<br />

nur wer die Sprache<br />

in Wort und Schrift<br />

beherrscht, ist in der<br />

Lage, die Welt zu<br />

verändern.“<br />

Paulo Freire<br />

Schwerpunkt <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

Birgit Krupka, Sonja Muckenhuber<br />

Schwerpunkt<br />

Selbstverständnis einer politischen Basisbildung<br />

Bildung und insbesondere Basisbildung enthalten immer<br />

auch einen politischen Aspekt. Ermächtigung und<br />

Selbstermächtigung der Teilnehmenden stehen im Mittelpunkt.<br />

Dies geschieht durch Förderung der Lernautonomie<br />

und konsequent dialogischer Lernprozesse. Wechselseitigkeit<br />

prägt die Beziehung zwischen Lernenden und<br />

Lehrenden. Lehrinhalte werden nicht vorab bestimmt<br />

und den Teilnehmenden bevormundend auferlegt, vielmehr<br />

stehen das Fokussieren der Lebenswirklichkeit<br />

DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 02-2013 · NR. 248 — 19

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