Bürgerschaftliches Engagement

Rezensionen
Barbara Prammer:
Wir sind Demokratie.
Eine Ermunterung.
Wien-Ohlsdorf: Edition Ausblick 2013, 128 Seiten.
Gerhard Bisovsky
Mit ihrer neuesten Publikation will Barbara
Prammer, Präsidentin des Nationalrates,
„Lust auf Demokratie“ machen, auf die
„Einmischung in die Politik“ (S. 11). In dem
verständlich geschriebenen Buch, das keinesfalls
leichte Kost ist, erläutert sie die Funktionsweise
und die Spielregeln der Demokratie.
Dabei legt sie ein starkes Bekenntnis zur
repräsentativen und parlamentarischen Demokratie
ab und bringt auch Vorschläge zur
Verbesserung durch mehr direkt-demokratische
Elemente ein. Sie argumentiert dabei jedoch
immer auf dem Boden der Demokratie
und wendet sich deutlich gegen Vorschläge,
die eine Umgehung des Parlaments beinhalten
könnten.
Demokratie, so Prammer, bedeute die
Bereitschaft und die Fähigkeit, anderen Argumenten
gegenüber aufgeschlossen zu
bleiben und bereit zu sein, den Kompromiss
zu suchen. Demokratie muss gelernt werden
und sie setzt die Fähigkeit und Bereitschaft
zu Meinungsbildung voraus. Diese Meinung
mag auch vertreten werden, was wiederum
„Selbstbewusstsein und Zivilcourage“ voraussetzt
(S. 85). Ebenso sind Toleranz und der
„Respekt gegenüber anderen Meinungen“
(S. 86) notwendig, sowie die „Überzeugung
und die Fähigkeit zum Kompromiss“ (ebd.).
Konflikte werden durch Argumente ausgetragen
und nicht auf der Straße, schlussendlich
sollen demokratische Beschlüsse gefasst
werden.
Mit ihrem Buch „Wir sind Demokratie“
wendet sich Prammer vor allem an junge
Menschen und will diese dazu motivieren,
aktiv an der Demokratie teilzuhaben. Denn
Demokratie „baut darauf auf, dass sich alle
an der Gestaltung des gesellschaftlichen
Lebens beteiligen“ (S. 10). Und: „Demokratie
geht Hand in Hand mit Solidarität und setzt
voraus, dass wir füreinander Verantwortung
übernehmen“ (ebd.).
Wie Demokratie, Parlamentarismus und
Politik funktionieren, wird kurzweilig in
zehn Kapiteln, mit etlichen Schautafeln und
konkreten Beispielen versehen, erläutert.
Prammer bezieht sich dabei nicht nur auf die
Bundesebene der Politik, sondern ebenso auf
die Ebene der Länder und Gemeinden und
schreibt auch über die europäische Politik.
Das Buch eignet sich gut zum Einsatz im
Unterricht. In verständlicher Sprache werden
komplexe Sachverhalte erklärt und Prammer
setzt sich auch mit den vielen gängigen
Vorurteilen gegenüber „der Politik“ und
gegenüber Politiker/innen auseinander. Im
zehnten Kapitel „Wie aus Stimmen Mandate
werden“, erläutert Prammer gut nachvollziehbar
die Verfahren zur Mandatsvergabe
von der Errechnung der Wahlzahl und der
Ermittlung der Direktmandate in Wahlkreisen
bis zur Ermittlung der Mandate in einem
Bundesland. Einzig das im dritten Schritt
verwendete Höchstzahlverfahren nach
D’Hondt, das kompliziert zu rechnen ist,
lässt Prammer aus. Das Rechenbeispiel kann
sehr gut im Unterricht verwendet werden.
Barbara Prammer ist es ein Anliegen, so
viele Menschen wie möglich zur Teilnahme
an der Demokratie zu motivieren und sie
dazu auch zu befähigen. Mit der von Prammer
initiierten, viel beachteten „Demokratiewerkstatt“
(www.demokratiewebstatt.at),
die sich an Kinder und Jugendliche richtet,
ist es gelungen, viele junge Menschen mit
parlamentarischer Demokratie vertraut zu
machen.
48 — DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 02-2013 · NR. 248
Fazit: „Wir sind Demokratie“ ist eine gute
Einstiegshilfe für alle, die mehr über Demokratie
und darüber, wie sie funktioniert,
wissen wollen und eignet sich im Besonderen
gut für junge Menschen, die zum ersten Mal
oder erst seit kurzem wahlberechtigt sind.
Zur Verwendung im Unterricht stehen in den
Landesverbänden der Volkshochschulen Exemplare
des Buches zur Verfügung. Sollten
Sie dort keine mehr vorfinden, können wir
Ihnen gerne ein Exemplar für den Unterricht
übermitteln: voev@vhs.or.at. Im Buchhandel
ist das Buch um den günstigen Preis von acht
Euro erhältlich. //