Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftliches Engagement
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Christina Auer:<br />
Fremdsprachenerwerb<br />
Erwachsener in der<br />
Weiterbildung.<br />
Bielefeld: Bertelsmann 2013, 210 Seiten.<br />
Werner Lenz<br />
Die Türen zur Welt stehen offen. Wer mehr<br />
als eine Sprache spricht, geht leichter auf globalen<br />
Wegen. In öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
beim Einkaufen, auf dem Spaziergang<br />
durch die Stadt, in Schule oder Hochschule,<br />
im Beruf – fremde Sprachen begegnen uns beständig.<br />
Sie zu verstehen und sie zu sprechen<br />
ist ein Gebot der Stunde. Das Erlernen fremder<br />
Sprachen betrifft uns als gesellschaftspolitische<br />
Vorgabe und als persönliches Anliegen:<br />
zum Beispiel in Empfehlungen der EU<br />
oder als konkrete Anlässe am Arbeitsplatz,<br />
durch einen Urlaub oder aufgrund interkultureller<br />
Partnerschaften in der Familie.<br />
Doch der Fremdsprachenunterricht richtet<br />
sich hauptsächlich nach Mustern und<br />
Lehrbüchern für Kinder. Christina Auer,<br />
Trainerin und Lehrbeauftragte für Didaktik<br />
und Methodik für erwachsenengerechtes<br />
Lehren und Lernen von Fremdsprachen, hat<br />
sich dieses von ihr beanstandeten Defizits<br />
angenommen. Ihre Forschungsfrage lautet:<br />
Wie soll ein teilnahmeorientierter Unterricht<br />
konzipiert sein, um der Forderung nach individualisiertem,<br />
den eigenen Wünschen und<br />
Ansprüchen entsprechendem, lebens- und<br />
arbeitsorientiertem Fremdsprachenlernen<br />
von Erwachsenen gerecht zu werden? Die<br />
von der Universität Klagenfurt als Dissertation<br />
approbierte Studie liegt hiermit in überarbeiteter<br />
und angenehm lesbarer Form vor.<br />
Anliegen der Autorin ist es, Erkenntnisse, die<br />
dem Erwerb von Fremdsprachen durch Erwachsene<br />
dienen, interdisziplinär orientiert<br />
zu gewinnen.<br />
Dieser Zielsetzung folgt der Aufbau des<br />
Buches. Ausgangspunkt bilden die Lage<br />
lernender Erwachsener und ihre Lernbedürfnisse.<br />
Die Diskussion des Begriffs von<br />
Zielgruppen steht im Vordergrund, wodurch<br />
vielleicht die Thematik „Milieu“ sowie der<br />
soziale Bedingungsrahmen lernender Erwachsener<br />
etwas zu wenig erörtert werden.<br />
Anschließend werden lerntheoretische<br />
Grundlagen vorgestellt, wobei handlungs-<br />
und prozessorientiertes Lernen im Mittelpunkt<br />
steht.<br />
Aufgrund ihrer Expertise stellt Christina<br />
Auer ihre eigenen didaktischen Überlegungen<br />
bezüglich Englisch für Erwachsene vor.<br />
In diesem Abschnitt wird auch der Übergang<br />
von der „Grammatik-Übersetzungsmethode“<br />
zum „kommunikativ-situativen Sprachunterricht“<br />
kompetent geschildert. Mit dieser<br />
Reform in den 1990er-Jahren werden die<br />
Sprachkompetenzen der Lernenden in den<br />
Vordergrund gestellt – ihr Sprachgebrauch<br />
wird wichtig. Der Wandel zur Orientierung<br />
an den Lernenden, zur „learner-centeredness“,<br />
wird vollzogen. Damit erweitert sich<br />
die traditionelle Rolle der Lehrenden um<br />
Aufgaben als Berater, Begleiter und Coach.<br />
Konsequenterweise behandelt die Autorin<br />
in diesem Zusammenhang auch die Funktion<br />
und Gestaltung von Lehrmaterialien.<br />
Der letzte Abschnitt des Buches umfasst<br />
die Entwicklung eines Unterrichtskonzepts.<br />
Als Ergebnis liegt ein Modell vor, das, teilweise<br />
schon in der Praxis erprobt, durch<br />
größtmögliche Teilnehmerorientierung charakterisiert<br />
ist.<br />
Die Komplexität des Themas regt an,<br />
die wissenschaftlichen Forschungen weiterzuführen,<br />
um auch den Zusammenhang<br />
von gesellschaftlicher Entwicklung, Erwerb<br />
von Fremdsprachen und Veränderung von<br />
Bildungsanspruch noch deutlicher in den<br />
Blick zu bekommen. Ihr anspruchsvolles<br />
Rezensionen<br />
Ziel, Erkenntnisse über den Erwerb von<br />
Fremdsprachen bei Erwachsenen theoretisch<br />
fundiert und praxisorientiert darzustellen,<br />
hat die Autorin sicherlich erreicht. Ihre wissenschaftlichen<br />
Bemühungen kommen der<br />
Theorie und Praxis einer Erwachsenenbildung<br />
zugute, die mündige und handlungsfähige<br />
(soll ich sagen handlungskompetente?)<br />
Mitgestalter/innen der Gesellschaft hervorbringen<br />
und fördern will – einer Erwachsenenbildung,<br />
die den Teilnehmer/innen ermöglicht,<br />
selbstbestimmt zu lernen und sich<br />
selbst zu bilden. //<br />
DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 02-2013 · NR. 248 — 49