Download PDF - Medien Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen
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Von Seiten der Verantwortlichen auf der Baustelle vor Ort wird auf die gehäuften<br />
Verständnis‐ und Verständigungsprobleme der anderssprachigen Leiharbeiter oftmals nur<br />
wenig Rücksicht genommen, um sich stattdessen darauf zu verlassen, dass die betreffenden<br />
Personen durch Imitation oder Rücksprache mit anderen Arbeitenden, die eventuell ihre<br />
Muttersprache beherrschen, in die relevanten Thematiken eingeführt werden. 39 In diesen<br />
Fällen wird zwar die aus Sicht des rechtlichen Prozedere erforderliche Maßnahme der<br />
seitens der Arbeitenden zu leistenden Unterschrift (die den Erhalt der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Instruktionen bestätigt) erfüllt, jedoch entstehen durch die auf Grund der<br />
sprachlichen Mängel nur unzureichend erfolgten Unterweisung vielfach ein hohes Risiko<br />
bergende Missverständnisse und Unklarheiten, die für die Sicherheitssituation auf der<br />
gesamten Baustelle schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können 40 . Verstärkend<br />
wirkt sich zudem aus, dass Leiharbeiter auf Grund der inhärenten Organisationsstruktur der<br />
Baubranche im Vergleich zu Kräften des Stammpersonals kaum in den Genuss von<br />
detaillierten Schulungen kommen und so zusätzlich zu den ohnehin gegebenen<br />
Kommunikationsproblemen oftmals ein generell mangelndes Wissen um Gefahren und<br />
richtiges Verhalten auf der Baustelle aufweisen 41 . Ein grundsätzliches Problem im<br />
vorliegenden Untersuchungsfeld stellt der – wie in sämtlichen Wirtschaftssektoren ‐ auch im<br />
Bereich der Baustelle stetig zunehmende Zeitdruck dar. In dieser Konstellation ergeben sich<br />
vielfach Interessenskonflikte zwischen der Bauleitung und den Sicherheitsverantwortlichen,<br />
die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen 42 . Neben den vorhandenen<br />
Kommunikationsproblemen spielt jedoch laut Aussage vieler Verantwortlicher zu einem<br />
mindestens ebenso großen Anteil die Einstellung der Arbeitenden die entscheidende Rolle<br />
für das Niveau der Sicherheitskultur auf der jeweiligen Baustelle. Denn oft ist nicht<br />
mangelndes Verstehen der Vorschriften, sondern schlichtweg deren bewusstes Ignorieren<br />
der Hauptgrund für das hohe Gefährdungspotential am Bau 43 . In diesem Sinne muss das Ziel<br />
39 Nehmen Sie zum Beispiel einen Leiharbeiter her: kurze Einweisung, kurze Unterweisung (.) würde ich eher<br />
als Einweisung sagen, was er tun muss. Ob es jetzt sicherheitstechnisch dann ist oder weniger dabei ist (.),<br />
also wahrscheinlich in der Zeit wird das eingespart; wenn er einen Helm braucht, das sieht er von den<br />
anderen, wo er einen haben muss (III, 271‐275).<br />
40 Ein paar Kleinigkeiten und schon unterschreibt er, aber die Baustelle ist ihm nicht erklärt worden (I, 218).<br />
41 Die sind einfach zum Arbeiten da und da wird in der Fortbildung und Unterweisung und in der<br />
entsprechenden Einstimmung auf den Arbeitsprozess wenig gemacht. Und bei dem kurzfristigen<br />
Beschäftigungsverhältnis ‐ ein Leiharbeiter für eine bestimmte Baustelle und dann geht er wieder woanders<br />
hin ‐ ist es oft noch dramatischer. [...] Der bekommt pflichtgemäß ‐ ich kenne das deshalb, weil ich selber<br />
auch eine Leiharbeiterfirma auditiere im Sicherheitsmanagementbereich ‐ und da habe ich gesehen, der<br />
bekommt einmal so eine Standardunterweisung von seinem Leiharbeitsunternehmen und sagt, das andere<br />
muss ihm die Firma sagen, wo er hinkommt. Und die sagt ihm auch das Minimum. Also das ist eine<br />
Unterweisung, die dauert fünf Minuten (I, 54‐65).<br />
42 Der Interessenkonflikt ist da. Der Bauleiter hat keine Lust, dass er die Leute eine Stunde oder eine halbe<br />
Stunde da unterweist (I, 227‐228).<br />
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