Quantenphysik im Schulunterricht - Universität Wien
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abstrakten Inhalte zu veranschaulichen. Das Bohr`sche Atommodell sei eine willkommene<br />
Verständnishilfe sowohl in naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern als auch in den<br />
populärwissenschaftlichen Darstellungen, es gehöre zum „common sense“ der<br />
naturwissenschaftlich Gebildeten. Ein Infragestellen käme einem Kampf gegen<br />
Windmühlen gleich.<br />
Als zweites Argument wird angeführt, dass die Beliebtheit dieses Modells aus seiner<br />
Leistungsfähigkeit resultiere, so fragt sich Höfling <strong>im</strong> gleichen Band: Welches Modell lässt<br />
so viele erfolgreiche Deduktionen zu wie dieses?<br />
Natürlich wird auch noch ein anderes Argument ins Spiel gebracht. Die Bedeutung von<br />
Modellen für den Prozess der Erkenntnisgewinnung in der Physik sei mit diesem Modell<br />
bzw. mit der Abfolge der verschiedenen Atommodelle besonders überzeugend zu<br />
demonstrieren. Das schließe die Erörterung der Mängel und Grenzen des Modells ein.<br />
Zum Abschluss wird auch noch das Argument vorgebracht, dass Kenntnisse über die<br />
historische Entwicklung ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Zielsetzungen für den<br />
Physikunterricht seien. (Fischler, Helmut: Anschaulichkeit oder Abstraktion- Grundlagen<br />
oder Anwendungen? In: Fischler 1992, S.12)<br />
Im gleichen Artikel wird auch sofort angeführt, dass es an Erwiderungen auf diese<br />
Argumente in der fachdidaktischen Diskussion nicht fehlt. In diesen wird z.B. darauf<br />
hingewiesen, dass das Bohr`sche Atommodell, aus größerer zeitlicher Distanz betrachtet,<br />
eine sehr kurzlebige Zwischenstufe auf dem Wege zur <strong>Quantenphysik</strong> war und dass die<br />
Erklärungsmächtigkeit sehr begrenzt ist. Die auf die Schüler bezogenen Entgegnungen<br />
stellen vor allem Lernprobleme in den Vordergrund, die damit verbunden sind, dass den<br />
Schülern zunächst die Leistungsfähigkeit eines anschaulichen Modells demonstriert wird,<br />
das am Ende der Unterrichtssequenz in der Regel mit nur recht vagen Bemerkungen in<br />
Frage gestellt wird.<br />
Fischler gibt weiter zu bedenken, dass die (schul-) physikalische Stärke des Modells<br />
zugleich seine didaktische Schwäche ist:<br />
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