06.10.2013 Aufrufe

Titel Band 1 - OPUS

Titel Band 1 - OPUS

Titel Band 1 - OPUS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nach Schmidt Mays erste Methode des Versteckspiels:<br />

„Sein Haupttrick … mit dem er … die<br />

wahren Tatbestände … unsichtbar gemacht hat,<br />

bestand in der >blinden VergrößerungAllen, die es<br />

angehtMAY-CodeKurdistanCurdistan<<br />

mit >CLand des Herzenscor, cordiscurdische Berge<<br />

zieren ja jede Geliebte!“ (240). Anscheinend klar<br />

gesagt, bleibt die Deutung doch unsicher, ob<br />

nämlich die Mammae gemeint sind oder (impuristisch)<br />

die Labia Minora! Da helfen auch nicht<br />

die Wörter „Hängezauber“ (241) oder „wohlbebust“<br />

(241). Und „kurdische Zackenmützen“ sind<br />

erst recht verwirrend. Wir lernen daraus, daß wir<br />

genauer sein wollen, um zu überzeugen, und daß<br />

wir die Argumentation nicht durch überbordenden<br />

Spaß verderben dürfen. May war kein Impurist<br />

in dem Sinne, den wir als Deutung suchen.<br />

Ihm ging es nur um den Gegenstand, den er durch<br />

UNBEWUSSTE Sprachwahl in die Handlungsstränge<br />

fügte und leicht verfremdete, um nicht mit<br />

seiner Obsession entdeckt zu werden („alles natürlich<br />

hübsch unbewußt“: 136), während die<br />

Impuristen die Sprachform bewußt gestalten.<br />

Arno Schmidt halten wir für einen Wissenden.<br />

Er zieht für uns eine bärenstarke Rechtfertigungsspur,<br />

gibt sich aber den Anschein, nichts Esote-<br />

risches zu verraten. Er sucht und findet die „stereotype<br />

Genitalisierung der Außenwelt“ (105),<br />

die inhaltlich und sprachlich zu dauernden Wiederholungen<br />

führt. Das macht Schmidts Buch auf<br />

die Dauer langweilig, und er weiß es: „… die<br />

Rückübersetzung [ist] ein Spiel (und eigentlich<br />

sogar schnell langweilig)“ (114). Trotz aller Kalauer<br />

(75/79/84) betrachtet er nicht ernsthaft die<br />

Sprache an sich, sondern nur Mays „Wortschätzchen<br />

von 3000“ (87). Er könnte es wohl<br />

genauer und systematischer, das zeigt er in seinen<br />

eigenen Spielereien, er bleibt aber ganz eng bei<br />

der „Objektivation von Unterleibsorganen“ (329)<br />

im Stile Mays. Schmidt deutet an, daß May kein<br />

Einzelfall ist, daß „vielmehr an seinem Modellfall<br />

nur die Bedingungen des Zustandekommens gewisser<br />

Bildungen in den Werken gewisser Künstler<br />

allgemein abgeleitet werden sollten“ (338).<br />

Seine Germanisten-Kritik ist ein mächtiger Wasserfall<br />

auf unsere Mühlen: „Obwohl ich von<br />

>Germanisten< nicht allzuviel halte: die Herren<br />

Ordinarii haben seit einigen Jahrhunderten so<br />

eklatant versagt, wie nur je Kärrner vor Königsbauten“<br />

(330). Seit Jahrhunderten! Offensichtlich<br />

denkt Schmidt nicht nur an May, sondern viel<br />

allgemeiner an das Problem: „… die ganze mittelalterliche<br />

Dichtung liefert hier einen der Ewigen<br />

Jagdgründe“ (352). Und dann geht er zurück<br />

bis zum Ursprung der Sprache: „… es ist anscheinend<br />

eines der Bildungsgesetze aller Sprachen<br />

überhaupt, dies Parallelisieren von Körperteilen<br />

mit Landschaften & Dingen … ein Teil der<br />

Sprache … entspricht einer Ab-Sonderung unserer<br />

Keim-Drüsen“ (353). Bei diesem Gedanken<br />

werden wir gegen Ende unserer Untersuchung<br />

ankommen!<br />

Die letzten zwanzig Seiten widmet Schmidt<br />

dem Werk Adalbert Stifters. Die Tischplatten im<br />

Nachsommer sind Mays Sitara-Scheiben (356)!<br />

„Stifter ist ein weiterer Beleg für die vorgetragene<br />

Theorie der Organ-Abbildungen … Das<br />

deutet auf eine mögliche beträchtliche Gültigkeitsbreite<br />

der entwickelten Sätze, zumindest bei<br />

gewissen Gruppen von Künstlern; vielleicht bei<br />

Menschen-allgemein [sic]“ (358). Und die ganze<br />

literarische Technik als eine bewußte Machart<br />

von Poesie gibt es bis hinauf in allerhöchste Kreise:<br />

„Ein guter & witziger Schriftsteller nun kann<br />

sich eines genau parallelen Verfahrens bedienen,<br />

um dem intelligenten Leser die sinnreichsten &<br />

hübschesten Doppel- oder gar Mehrfach-<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!