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Titel Band 1 - OPUS

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Anfangs war das Ziel meiner Arbeit ein Wörterbuch.<br />

Ich wollte für jedes Wort eine Gleichung<br />

aufstellen, mit deren Hilfe ich die impuristisch<br />

codierte Literatur decodieren und verstehen könnte.<br />

Dieser Arbeit lag die Annahme zugrunde, daß<br />

viele sprachliche Kunstwerke stark verschlüsselt<br />

im Bereich der Sexualorgane angesiedelt sind und<br />

daß man sie auf einer zweiten Ebene verstehen<br />

kann. „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du<br />

nur das Zauberwort.“ Nach einigen Jahren hatte<br />

dieses Wörterbuch tatsächlich etwa 35.000 Eintragungen<br />

und war eine stattliche Materialsammlung<br />

zum Thema und eine Leiter zu weiteren<br />

Erkenntnissen, aber da die Anfänge im Nichts<br />

lagen, steckt es bis heute voller Fehler. Als echte<br />

Kartei mit Kästen hatte ich für etwa 10.000 Wörter<br />

eine Lösung vorgesehen, bevor mir ernsthafte<br />

Bedenken kamen. Diese zehntausend waren Wörter<br />

der deutschen Sprache und insofern direkt auf<br />

die zu lesende Literatur anwendbar. Zu dem Zeitpunkt<br />

wäre es leicht gewesen, die Zahl der<br />

Stichwörter erheblich zu erhöhen, weil ich mich<br />

auf einem Weg zur richtigen Lösung befand. Nur<br />

befürchtete ich, daß mir niemand das Gesamtsystem<br />

— trotz seiner Stimmigkeit — als philologisch<br />

haltbar abgenommen hätte. Es ergab sich<br />

also die Notwendigkeit, für das intuitiv Gesetzte<br />

eine in der Sprache selbst liegende Begründung<br />

zu finden. Ich mußte eine Brücke schlagen zwischen<br />

der harmlosen Normalbedeutung aller<br />

deutschen Wörter und der hypothetisch gesetzten<br />

Sexualbedeutung. Als diese Brücke erkannte ich<br />

den Fachwortschatz der Mediziner, der hinüberführt<br />

zum anderen Ufer der lateinischen und griechischen<br />

Sprache und der auch eine Fülle von<br />

deutschen Wörtern als Teile eines impuristischen<br />

Codes enthält. Wer sich mit lebendigem Sprachgefühl<br />

in die Terminologie der Mediziner versetzt,<br />

dem ist nicht verwunderlich, warum so<br />

viele Doctores zu Poeten wurden. Für mich selbst<br />

muß ich das Handicap eingestehen, daß ich des<br />

Griechischen nicht mächtig bin.<br />

Ich begann also mit dem Studium der Anatomie<br />

der Sexualorgane nach Heinz Feneis: Anatomisches<br />

Bildwörterbuch der internationalen Nomenklatur.<br />

Daraus entwickelte ich ein Verzeich-<br />

Kapitel 2<br />

Impuristisches Grundvokabular<br />

nis der impuristischen Schlüsselwörter. Es stellt<br />

die Wurzelwörter vor, den Code, mit dem man<br />

alle anderen Wörter erfassen kann. Da es sich bei<br />

unserem Gegenstand der Betrachtung um einen<br />

Tabubereich handelt, der sprachlich nur schwer<br />

mit Anstand bewältigt werden kann, werde ich<br />

auch im Text die codierten Abkürzungen verwenden.<br />

Es sind insgesamt ca. 400, mit denen wir<br />

uns allerdings vertraut machen müssen. Am Anfang<br />

meiner Forschungen hatte ich erheblich weniger<br />

angesetzt, weil ich mir nicht vorstellen<br />

konnte, wie detailliert die inneren Organe und<br />

ihre Funktionen tatsächlich wichtig werden könnten.<br />

Immer wieder ergab sich aber der Zwang zur<br />

Einbindung weiterer Details, z.B. sehr spät noch<br />

CapS und CauS und Fontes, die „Quellöcher von<br />

Elefantine“ (im ägyptischen Totenbuch). Und<br />

nach zwanzig Jahren Arbeit mußte ich für die<br />

praktischen Analysen noch etwa dreißig Wörter<br />

aus dem Analbereich und einige Perversitäten<br />

aufnehmen, die ich bis dahin als Tabubereich<br />

betrachtet hatte. Einige Wörter fehlen noch heute,<br />

doch würde ich sie erst ins Vokabular aufnehmen,<br />

wenn sie gebraucht werden, z.B. Follikel, Gelbkörperhormon,<br />

Gebärmutterbänder, schwanger,<br />

schwängern, Schwangerschaft, Embryo, Foetus<br />

und gebären.<br />

Um den Kreis der Wörter zu erweitern, stellte<br />

ich die These auf: Alle Organe des menschlichen<br />

Körpers werden im Impurismus auf die Genitalorgane<br />

projiziert. Ich studierte weiter das Bildwörterbuch<br />

von Feneis sowie die anschauliche<br />

Darstellung von Fritz Kahn: Der Mensch. Ein<br />

weiteres Buch, nämlich Duden: Das Wörterbuch<br />

medizinischer Fachausdrücke, erwies sich als<br />

sehr nützlich. So gewann ich aus dem gesamten<br />

medizinischen Wortschatz nicht nur etwa 5.000<br />

Wörter, sondern auch eine Menge bildlicher Vorstellungen,<br />

die die Mediziner beinah unausweichlich<br />

zur Welt des Impurismus bringen. Aus<br />

den Reaktionen auf meine frühen Traktate weiß<br />

ich, daß eine auf gesundem Menschenverstand<br />

beruhende Anschaulichkeit und Einsicht in parallele<br />

Strukturen manchen Leser eben doch an der<br />

Gesundheit dieses Verstandes zweifeln lassen. Zu<br />

meinem Glück ist die Sprache der Mediziner viel<br />

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