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Titel Band 1 - OPUS

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Werkschlüssel auf, der aber nichts zu tun hat mit<br />

dem von uns gesuchten Gedankengebäude des<br />

Impurismus; denn (1) er gilt NUR für Kafka, nicht<br />

für alle die Bardengesänge aus vergangenen Jahrhunderten<br />

und Jahrtausenden, (2) er besteht aus<br />

willkürlich gesetzten Zeichen (Chiffren), nicht<br />

aus gewachsenen Bedeutungen der Sprache, (3)<br />

er versteckt homosexuelle Aktivitäten, nicht heterosexuelle<br />

Zusammenhänge, und (4) er beruht auf<br />

einer „diabolischen Sprachverwirrung“, nicht auf<br />

der babylonischen (vgl. 63), die wir suchen.<br />

JAMES JOYCE: Finnegans Wake (1941); dt.<br />

Finnegans Wehg. Übertragen von Dieter H. Stündel<br />

(1994). Joyce (1882-1941) arbeitete 17 Jahre<br />

lang an seinem letzten Werk, und 17 Jahre<br />

brauchte auch der Übersetzer für seine Arbeit,<br />

davon allein zehn Jahre, um den Text des Originals<br />

zu begreifen. Dieses 1200-Seiten-Buch<br />

bringt den englischen Text, Stündels Kommentare<br />

und die Übersetzung ins Deutsche. Joyce<br />

ging es „um eine Art Heiligung des Wirklichen<br />

mit all seinem Schmutz, seiner Erotik, seiner<br />

Banalität … Freilich ist die mythisch-symbolische<br />

Bedeutung vieler Details seiner Darstellung<br />

nicht ohne weiteres einsichtig und oft nur mit<br />

Hilfe eines Kommentars zu erkennen.“ 20 Joyce<br />

ging sehr frei mit der Sprache um, er erfand neue<br />

Wörter und benutzte Material aus 22 Sprachen.<br />

Stündel will mit seinem Feuerwerk von Sprachspielen<br />

dem Original gerecht werden, und so<br />

verdreht und kreuzt er Wörter, bis sie mehrere<br />

Bedeutungen annehmen: 50.000 neue Wörter<br />

wird man vergeblich im Wörterbuch suchen, d.h.<br />

Stündel und Joyce spielen mit den Buchstaben<br />

(Lauten), die demnach selbst einen (impuristischen)<br />

Sinn haben, mit dem man Scherze machen<br />

kann. Der Eigen-Sinn der Laute und Buchstaben<br />

wird in der Literatur offiziell bestritten. Wir werden<br />

die Sache untersuchen müssen. Da ich auf<br />

der Suche nach Spuren des Impurismus nicht<br />

ebenfalls 17 Jahre für ein einziges Buch aufwenden<br />

wollte, mußte mir das Leseerlebnis von wenigen<br />

Seiten genügen. Für den Übersetzer Stündel<br />

ist das Buch „eine vor Erotik triefende Auferstehungsgeschichte<br />

mit viel Whiskey“ (Verlagsprospekt).<br />

Und der oben behandelte Arno<br />

Schmidt nannte Finnegans Wake „einen einzigen<br />

großen Unterleibswitz“ (Verlagsprospekt). Das<br />

muß uns genügen, da wir hier nur Spuren finden<br />

wollen, die die Existenz impuristischer Texte<br />

beweisen. Wünschenswert wäre eine Ausgabe mit<br />

Text, Übersetzung und Code-Wörtern in Klammern,<br />

so daß die verstehende Lektüre in kürzerer<br />

Zeit möglich ist. Ein einziger Satz soll die<br />

Schwierigkeit verdeutlichen:<br />

BaugerMeister Finnegan, von der Schlotternden Hand,<br />

Freimanns Maurer, lebte in der bereitest nur vorställbarren<br />

Straße in seinem Räuchlichtschön weitweg von<br />

Bordschafften, bevor Josuanische Richter uns Nummern<br />

gegeben hatten oder Helveticus überlieferte das Deuteronomium<br />

(einmal hat er jestörn sterniglich seinen Kopp<br />

in das TonnenMättchen gestaeckt, um die Zugcuntft seines<br />

Geschicksells zu sähen, doch hier stank er es abermalz<br />

schwifftlich durch, und zwar durch die Gerafft von<br />

Mostes, der wahrhoffte Wasserer war verdünfftet und die<br />

ganze Guinnesses hatte dort ihren Exodus angetroffen,<br />

und das sollte dich mit der Nase darauf stoßen, was für<br />

ein pentatäuflischer Cairl der war!) und während<br />

schröcklich verreckter Jahrve häufte der Mann Hottes,<br />

Cements und Ebäudes in Soifers Dorf Gehbeute auf<br />

Gehbeute an den Ufern des Luffes von Soangso (S. 4).<br />

In diesem Text finden wir einen Hinweis auf die<br />

Freimaurer, die wir für die Hüter der Tradition<br />

halten. Außerdem wird Moses „Mann Hottes“<br />

genannt, wodurch das »H« zum Zeichen für Gott<br />

wird, ganz so, wie es im Hebräischen der Fall ist.<br />

Wir wollen dieses »H« im Auge behalten und<br />

finden es auch im Buchtitel: „Wehg“. Bei Faulmann<br />

steht die Gleichung »Phallus = Weg« 21 , der<br />

wohl mit dem deutschen Dehnungs-H ein besonders<br />

langer sein muß.<br />

WIL HUYGEN UND RIEN POORTVLIET: (I) Das<br />

große Buch der Heinzelmännchen. Die ganze<br />

Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken des<br />

Zwergenvolkes (1983, holl. 1976); & (II) Das<br />

geheime Buch der Heinzelmännchen. Neues vom<br />

Zwergenvolk und ihre Botschaft an die Menschheit<br />

(1987, holl. 1976); beide ohne Seitenzählung.<br />

Diese großformatigen Schmunzelbände mit mehr<br />

Bildern als Text kommen daher wie Kinderbücher,<br />

richten sich aber an erwachsene Leser, die<br />

gelegentlich mit »Sie« angeredet werden. Auch<br />

das Bild der Müllwelt von Qliphot (am Schluß<br />

von II) ist nicht für Kinder. Die Autoren bedauern,<br />

daß sie fünf Jahre auf die Entscheidung des<br />

Rates der H~ warten mußten, bevor das erste<br />

Buch erscheinen konnte, wahrscheinlich ist das<br />

Imprimatur einer Bruderschaft gemeint. Man<br />

spürt deutlich einen Hintersinn von Text und<br />

Bild, traut sich aber kaum, konsequent zu denken.<br />

Beim Lesen dämmerte mir ein Verdacht, der sich<br />

am Ende zur Gewißheit verdichtete: Die Heinzelfamilie<br />

ist eine pluralisierte Clitoris-Familie,<br />

Vater und Mutter mit roten stehenden Zipfelmützen<br />

(Labia Minora), die zwei Kinder (zweieiige<br />

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