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Titel Band 1 - OPUS

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wissen bewahren wollen und von den Eingeweihten<br />

Unterwürfigkeit erwarten. Die aber seufzen<br />

und hoffen und würden lieber erleben, was geschieht,<br />

wenn der Impurismus — von einem außenstehenden<br />

Nichtverschworenen aufgedeckt —<br />

wieder zur Volksweisheit würde und sie selber<br />

die Katze endlich aus dem Sack lassen dürften,<br />

wogegen auch die H~ sicher nichts einzuwenden<br />

hätten.<br />

HELMUT KELLNER, HORST PERL & DIETMAR<br />

BRANDT: Mümmel-Caper … die phantastische<br />

Geschichte der Salzjagd (o.P.; 1984). Auch dieses<br />

Bilderbuch für Erwachsene hat keine Seitenzählung,<br />

weil man nicht ernsthaft zitieren soll,<br />

was als Scherz gemeint ist. Das Gegenstück zu<br />

den Heinzelmännchenbüchern verherrlicht das<br />

männliche Genital als »Mümmelcaper«, das ist<br />

ein Häsinnen-Jagdgerät (»Häsileinfangeinrichtung«)<br />

in der Form eines Kanonenrohrs auf zwei<br />

Rädern (oder mit zwei eisernen Balancekugeln).<br />

Wir sehen den Caper als »Ka-P-er« und zerlegen<br />

das Wort in »Ka« (ägyptisch »Scrotum«) und<br />

»P.er.«, wie schon Trier 22 dezent schrieb. Die<br />

drei Salzjagdforscher gründeten die »Lepumcapologie«,<br />

als sie in einem Dorf in Ungarn ein Jägerdenkmal<br />

(in der Form einer Herme) fanden. Es<br />

trug im Sockel die Aufschrift: „Lepum cum grano<br />

salis capere“, was im Jägerlatein bedeutet: „Den<br />

Hasen mit einem Korn Salz fangen“, wohl in<br />

Anlehnung an das Sprichwort: „Wer Hasen fangen<br />

will, muß ihnen Salz auf den Schwanz streuen.“<br />

Wir übersetzen besser: „Wie man Häsinnen<br />

fängt — mit einem Körnchen Salz (nicht ganz<br />

wörtlich zu nehmen)“. Schon in der Urzeit war<br />

der Hase der Hauptnahrungslieferant des homo<br />

erectus. „Um 72023 v.Chr.“ entdeckte ein Steinzeitmensch<br />

zufällig die tödliche Schockwirkung<br />

von Salz im Blumenbereich (Schwanzbereich)<br />

des Hasen: Das Salz holt den Hasen von den Füßen,<br />

und wie vom Blitz getroffen liegt er auf dem<br />

Rücken. Der Entdecker dieses Mechanismus hieß<br />

»Hareduk«, also ‘hare/hair’ + ‘duck’ oder ‘hairy<br />

anas/anus’ (»behaarter Hintern«). In der Steinzeit<br />

wurden die Hasen mit einem Salzschuß (wie mit<br />

einer Prise) nach dem »Drei-Finger-System«<br />

beworfen (‘iacere’), dann konstruierte man (der<br />

Mann) einen hölzernen Jagdlöffel als Salzschleuder.<br />

Auch brauchte man einen „Salzbeutel aus<br />

Bisonfell, Haarseite außen“. Die eigentliche Erfindung<br />

war aber der Knochencaper als Vorderlader,<br />

aus dem „die Ladung mit einer stoßenden<br />

Bewegung“ herausgeschleudert wurde. Später<br />

gab es Ton-, Bronze-, Eisen-, Marmor-, Kork-,<br />

Elfenbein- etc. -caper als Hinterlader (vorne mit<br />

Chokebohrung). Mit der klassischen Säule in<br />

Griechenland ist diesem Caper ein bleibendes<br />

Denkmal gesetzt, doch auch Menhire, Obelisken,<br />

Totempfähle, Türme gotischer Kathedralen, Zepter<br />

und Bischöfsstäbe sind Symbole des Mümmelcapers,<br />

Medizinbeutel und Reichsapfel solche<br />

des Jagdbeutels. Andererseits ist der Helmbusch<br />

(lat. ‘crista’, auch »Kitzler«) des römischen Soldaten<br />

ein Abbild der Hasenblume. Ein moderner<br />

Mümmelcaper hat Kimme und Korn, einen Mündungsschoner<br />

und einen Munitionsbehälter. „Um<br />

einen unbeabsichtigten Verlust der Ladung während<br />

der Jagd zu vermeiden, sollte der MC 83<br />

immer leicht schräg, mit der Mündung nach oben<br />

gehalten werden.“ Bei der Jagd trägt der Jäger am<br />

besten „Leisetreter“, das sind Pirschstiefel mit<br />

Gummisohle. „Die Krone der Caperjagd ist die<br />

Pirsch, die man in der Regel alleine ausübt … Die<br />

Pirsch kostet viel Mühe und noch mehr Schweiß<br />

— doch die Freude über den sauber gestreckten<br />

Hasen ist dafür umso größer.“ Mit seinen vielen<br />

Bildern und phantasievollen Einfällen ist das<br />

Buch ein kapitaler (lepidarer) Scherz zum Impurismus.<br />

ANDRÉ VELTER & MARIE JOSÉ LAMOTHE:<br />

Das Buch vom Werkzeug (1979; frz. 1977). Als<br />

ich im Antiquariat dieses schwere und großformatige<br />

Buch in die Hände nahm, verblüffte<br />

mich das doppelseitige Bild eines Schweins<br />

(68f.). Zwei Männerhände im Großformat (12f.)<br />

mochten ja noch mit dem Thema zu tun haben,<br />

doch was tut ein Schwein im „Buch vom Werkzeug“?<br />

War etwa das Schwein als Werkzeug gemeint?<br />

Ich suchte in Georges Handwörterbuch<br />

bei ‘porcus’ und fand (gekürzt): „I) das zahme<br />

Schwein; II) die weibliche (jungfräuliche)<br />

Scham“. Der Fund war ein Schlüsselerlebnis;<br />

denn solche Wörter mit sexuellen Bedeutungsvarianten<br />

gibt es im Lateinischen zu Hunderten,<br />

allein etwa 220 Wörter für »koitieren, reiben,<br />

schlagen, stoßen, stecken«; hier folgt eine Auswahl<br />

der bekannteren:<br />

accubare, agere, amare, ambulare, arare, battuere, cadere,<br />

calcare, celebrare, cogere, cohabitare, coire, collidere,<br />

collocare, committere, communicare, componere, comprehendere,<br />

comprimere, concipere, concludere, concubare,<br />

concurrere, conficere, congredi, contendere, contrahere,<br />

contribuere, convenire, conversari, copulare,<br />

creare, cubare, debattuere, dedecorare, deflorare, delere,<br />

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