Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 319<br />
exogene markt- oder branchenbezogene Schwankungen des Unternehmenserfolgs als<br />
Bezugsgrößen von variablen Entgelten eher ausschließen. 10<br />
Im Vergleich zu reinen Bonussystemen folgen erfolgs- oder gewinnorientierte<br />
Beteiligungssysteme hingegen konsequenter dem Prinzip der finanziellen Risikoteilung:<br />
Nur wenn Unternehmen positive Ergebnisse oder Gewinne aus ordentlicher Geschäftstätigkeit<br />
erzielen, werden Zusatzentgelte als Erfolgsboni gezahlt. Reine Erfolgs-<br />
oder Gewinnbeteiligungen der Arbeitnehmer haben somit weitergehende Ziele.<br />
Statt um direkte Leistungseffekte geht es eher um Partnerschaft, Mitunternehmertum<br />
und indirekte Effekte der personalpolitischen Bindung von Mitarbeitern. Für eine Erfolgs-<br />
oder Gewinnorientierung von Beteiligungsentgelten sprechen ferner betriebsinterne<br />
Kommunikationsziele aus der Sicht des Managements: Den Mitarbeitern soll<br />
die wirtschaftliche Situation des Unternehmens vermittelt und deutlich gemacht werden.<br />
11<br />
Wenn einerseits Vorteile einer effizienten Risikoteilung eher für inputorientierte<br />
variable Bonussysteme sprechen, andererseits jedoch die finanzielle Performance des<br />
Unternehmens als die maßgebliche Grundlage von variablen Erfolgsbeteiligungen der<br />
Mitarbeiter gilt, mögen kombinierte Bezugsgrößen mit Input- und Outputindikatoren<br />
eine sinnvolle Mischung bilden. Inputbezogene Beteiligungsentgelte zielen stärker<br />
auf direkte Handlungs- oder Leistungseffekte der Mitarbeiter, am finanziellen Erfolg<br />
des Unternehmens ausgerichtete variable Beteiligungen hingegen stärker auf Unternehmer-Denken<br />
und indirekte personalpolitische Verhaltenseffekte bei den Mitarbeitern.<br />
Kombinierte Bezugsgrößen dürfen allerdings nicht zu widersprüchlichen Effekten<br />
in der Umsetzung führen, wenn etwa exogen verursachte negative Erfolgsdaten<br />
positive endogene Leistungsgrößen der Mitarbeiter hinfällig machen können. Frustrationseffekte<br />
wären eine wahrscheinliche Folge. Um inkonsistente Effekte kombinierter<br />
Bezugsgrößen zu vermeiden, können die jeweiligen Bonussysteme gesplittet werden:<br />
Positive Ergebnis- oder Erfolgsdaten des Unternehmens führen dann zu einem<br />
Teilbonus <strong>variabler</strong> Sonderentgelte, während positive Input-Daten gleichfalls einen<br />
inputbezogenen variablen Teilbonus der Mitarbeiter ermöglichen. Der geteilte, additive<br />
Charakter kombinierter Teilsysteme von Bonusentgelten vermeidet die möglichen<br />
Entgeltrisiken gegensätzlicher Entwicklungen der Bezugsgrößen.<br />
10 Entsprechend ordnen Milkovich/Newman (1999) Entgeltverträge nach Risikoerwägungen aus<br />
der Sicht der Mitarbeiter: Gain sharing-Systeme gelten demnach als weniger risikobehaftet im<br />
Vergleich zu Erfolgs- oder Gewinnbeteiligungssystemen, weil letztere stärker durch exogene<br />
Marktrisiken beeinflusst sind (Milkovich/Newman 1999, 282 f.). Demnach finden sich in den<br />
USA gain sharing-Systeme vorrangig in produzierenden Unternehmensbereichen, d.h. bei<br />
Mitarbeitergruppen mit vermutlich relativ hoher Risikoaversion. Reine input- oder leistungsbezogene<br />
Bonussysteme führen zu zeitlich variablen Entgeltkomponenten der Mitarbeiter, die<br />
vornehmlich mit endogenen, beeinflussbaren Einkommensrisiken verknüpft sind.<br />
11 Eine entsprechende Begründung findet sich explizit in der Broschüre eines deutschen Stahlunternehmens<br />
zur Einführung eines erfolgsabhängigen Beteiligungssystems.