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Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...

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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 335<br />

segmente („Neuer Markt“-Unternehmen). Diese Unternehmen haben wegen ihrer<br />

Know how-Intensität einen relativ qualifizierten Personalbedarf und einen hohen Bedarf<br />

an eigenen Finanzierungsmitteln in Relation zu den Umsätzen, insbesondere<br />

auch um vergleichsweise höhere, risikohaftere FuE-Investitionen durchführen zu<br />

können (vgl. Scherer 2000, 62). Dem Charakter der jungen, technologieintensiven<br />

Unternehmen der New Economy entspricht ein typisches, eher unstetiges Entwicklungsprofil<br />

im Zeitverlauf mit ungewissen Erfolgspotentialen bei zunächst hohen objektiven<br />

firmenspezifischen Risikofaktoren. Die überproportionalen Erfolgschancen<br />

bzw. wirtschaftlichen Risiken schlagen sich in heterogenen Merkmalen der Differenzierung<br />

zwischen den einzelnen Unternehmen mit höheren Insolvenz- und Bestandsrisiken<br />

der Unternehmen nieder, sowie in höheren Volatilitäten der Ertragsentwicklungen<br />

und der jeweiligen Aktienkurse an den Finanzmärkten. Gemäß der agency-<br />

Theorie sind folglich bei überproportionalen objektiven finanzwirtschaftlichen Risiken<br />

dieser Unternehmen allgemein geringere Beteiligungsintensitäten, sprich: geringere<br />

Anteile <strong>variabler</strong> Entgeltverträge der agents, zu erwarten. Denn mit höheren<br />

Kursrisiken und Erwartungsunsicherheiten der Finanzmarktakteure sowie höheren Insolvenzrisiken<br />

der jungen Unternehmen raten agency-theoretische Überlegungen eher<br />

zu einer Verringerung der Risikointensitäten <strong>variabler</strong> Entgelte, um Fehlanreize mit<br />

afunktionalen Ausweichreaktionen der jeweiligen Führungskräfte zu verhindern. 33<br />

Die Beobachtungen zur Häufigkeit und Gestaltung von AOP bei technologieintensiven<br />

Unternehmen des Neuen Marktes deuten hingegen in eine andere Richtung:<br />

Diese Unternehmen haben AOP oft in extensiver Weise implementiert; viele Unternehmen<br />

gewähren Aktienoptionen an breite Mitarbeiterkreise, die variablen Entgelte<br />

mittels Aktienoptionen machen eher höhere Relationen zu den Basisentgelten der<br />

Mitarbeiter aus. Dieser extensive Einsatz von AOP bei Neuer Markt-Unternehmen erscheint<br />

bemerkenswert, wenn man berücksichtigt, dass AOP aus agency-theoretischer<br />

Sicht der Unternehmenseigner relativ aufwändige Entgeltinstrumente bilden 34 , die aus<br />

arbeitsökonomischer Sicht nur lohnend sind, wenn positive Anreiz- und Produktivitätseffekte<br />

zu erwarten sind (vgl. Murphy 1999, 2511). Hinzu kommt, dass diese Unternehmen<br />

nach vorliegenden Erkenntnissen eines Studienprojekts relativ häufiger<br />

standardisierte Formen von AOP verwenden, mit geringeren Häufigkeiten von Gestaltungsparametern<br />

der Risikobegrenzung (z.B. indexierte Ausübungshürden). 35 Wie<br />

kann dieser offenkundige Widerspruch zur agency-Theorie begründet werden?<br />

33 „[...] among higher-risk firms, greater use of incentive pay should be negatively related to<br />

firm performance.“ (Bloom/Milkovich 1998, 286).<br />

34 Der Ertragswert der Aktienoptionen aus der Sicht der Begünstigten ist allgemein geringer als<br />

die Opportunitätskosten der Unternehmenseigner (Murphy 1999, 2511).<br />

35 Dieser Befund bildet u.a. ein Ergebnis einer postalischen Befragung unter DAX-30- und<br />

NEMAX-50-Unternehmen im Rahmen eines Studienprojekts an der Universität Trier im<br />

Sommersemester 2000<br />

(vgl. http://www.uni-trier.de/uni/fb4/vwl-apo/PBSF2000/aop/index.htm).

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