Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 321<br />
3.4 Differenzierungen der Risikoteilung nach subjektiven Merkmalen<br />
Nach dem Basiskonzept der agency-Theorie haben effiziente, teil-variable Entgeltverträge<br />
auch die subjektiven Risikoeinstellungen der Mitarbeiter gegenüber zeitlich<br />
schwankenden Entgeltkomponenten zu berücksichtigen. Die effiziente Balance<br />
der Anreiz- und Risikoaspekte hängt somit von personenbezogenen Merkmalen der<br />
Mitarbeiter ab. Je stärker die Risikoaversion der Mitarbeiter, desto geringer sollten<br />
die Anteile (Intensitäten) von variablen Beteiligungsentgelten sein (vgl. Weitzman/Kruse<br />
1990, 101; <strong>Hardes</strong>/Uhly 1996, 74 f.). Aus diesem vertragstheoretischen<br />
Grundsatz lassen sich daher Differenzierungen teil-<strong>variabler</strong> Entgelte ableiten. Sofern<br />
sich die personenbezogenen relativen Risikobereitschaften von periodischen Varianzen<br />
der Entgelte unter den Gruppen der Mitarbeiter systematisch unterscheiden, sollten<br />
folglich die Relationen <strong>variabler</strong> und fixer Entgeltkomponenten nach Mitarbeitergruppen<br />
unterschiedlich gestaltet werden. Höhere Anteile fixierter Entgeltteile berücksichtigen<br />
relativ geringere Risikotoleranzen gegenüber Einkommensschwankungen,<br />
z.B. bei älteren Mitarbeitern, geringer qualifizierten Arbeitnehmern und<br />
Mitarbeitern unterer Einkommensgruppen und mit geringem Vermögen (vgl. <strong>Hardes</strong>/<strong>Wickert</strong><br />
2000, S. 61 ff.). Die betriebsspezifischen Erfahrungen der Mitarbeiter<br />
mit Einkommensschwankungen bei variablen Entgeltverträgen im längerfristigen<br />
Zeitraum hingegen dürften die Risikoneigungen positiv beeinflussen.<br />
Insofern die Einstellungen zu zeitlich variablen Entgelten personenbezogene, individuelle<br />
Merkmale mit unterschiedlichen Ausprägungen darstellen, erfordern effektive Entgeltverträge<br />
demnach individuelle Wahlmöglichkeiten der Mitarbeiter zwischen unterschiedlichen<br />
Beteiligungsintensitäten. Das Risiko <strong>variabler</strong> Beteiligungsentgelte kann<br />
durch entsprechende Wahloptionen bezüglich der Zusammensetzung der Entgeltformen<br />
nach den jeweiligen personenbezogenen Risikoneigungen relativ „abgesichert“ werden.<br />
Relative Absicherungen bieten ferner nicht-lineare Entgeltverträge: Reine „success<br />
sharing“-Pläne schließen monetäre Verlustbeteiligungen der Mitarbeiter aus, da<br />
sie – wie im Regelfall der praktischen Umsetzung von Bonussystemen – lediglich variable<br />
Zusatzentgelte im Fall positiver finanzieller Performance des Unternehmens<br />
vorsehen. Success sharing-Pläne berücksichtigen somit stärker die Basisannahme der<br />
asymmetrischen Risikobereitschaft der Akteure der Arbeitsbeziehungen als lineare<br />
risk sharing-Pläne mit negativen Beteiligungsentgelten oder Entgeltabzügen bei negativen<br />
Unternehmensergebnissen (vgl. Milkovich/Newman 1999, 282 f.).<br />
Folgerungen:<br />
6. Wenn die Annahme asymmetrischer Risikopräferenzen im Vergleich zwischen<br />
Unternehmenseignern und Mitarbeitern zutrifft, dann sind success sharing-<br />
Systeme, die eine Verlustbeteiligung der Arbeitnehmer ausschließen, als relativ<br />
effizientere Beteiligungssysteme zu betrachten – im Vergleich zu Systemen mit<br />
Verlustbeteiligungen der Arbeitnehmer.<br />
7. Wenn die relativen Risikoeinstellungen der Mitarbeiter gegenüber Einkommensschwankungen<br />
nach personenbezogenen Merkmalen differieren, dann spricht das<br />
Prinzip der effizienten Risikoteilung für Wahlmöglichkeiten der Mitarbeiter hinsichtlich<br />
der Anteile <strong>variabler</strong> Entgeltkomponenten und fixierter Basisentgelte.