Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 325<br />
werbs von Mitarbeiter-Aktien in Beteiligungsunternehmen kann somit sinnvoll sein,<br />
um die Bereitschaft zur Programmteilnahme zu fördern. 17<br />
Die objektiven exogenen, marktbedingten Vermögensrisiken von Kursverlusten<br />
sind bei volatilen Finanzmärkten in allgemeinen Baissezeiten erheblich. Diese exogenen<br />
Risiken sind vor allem in kurzfristiger Perspektive höher einzuschätzen als in<br />
längerfristigen Zeiträumen, so dass Mitarbeiter mit kurzfristigen Liquiditätsinteressen<br />
bzw. kurzfristigen Sparzielen die Risiken möglicher Wertverluste stärker gewichten<br />
müssen. Ein längerfristiger Zeithorizont von Anteilseignern wird hingegen eher dazu<br />
beitragen, die kurzfristigen marktbedingten Wertverluste auszugleichen. 18 Daher kann<br />
angenommen werden, dass bei einem längerfristigen Zeithorizont der Anlagen eine<br />
Relativierung der exogenen Risiken der Kursschwankungen eintreten wird. Auch die<br />
subjektiven Risikoneigungen der Anleger werden bei längerfristiger Anlagebereitschaft<br />
geringer sein, weil die Verlustrisiken wegen der allgemeinen Zeitpräferenz<br />
kurzfristiger, gegenwartsnaher Zeitperioden weniger gewichtet werden, analog der<br />
geringeren Gewichtung der Renditen längerfristig entfernter Zeiträume aus der Sicht<br />
der Gegenwart. Dennoch bleibt zu beachten: Aktienbeteiligungen der Mitarbeiter in<br />
herkömmlicher Form haben – im Gegensatz zu den Aktienoptionen – ein symmetrisches<br />
Profil von Erfolgschancen und Verlustrisiken; sie liefern kein reines success<br />
sharing der Mitarbeiter.<br />
Die unternehmensspezifischen Risiken von Wertverlusten der Mitarbeiter-<br />
Aktien werden hingegen auch längerfristig bedeutsam sein, zumal wenn bei längeren<br />
Haltefristen und eingeschränkter Fungibilität der Anteilspapiere eine längerfristige<br />
Bindung der internen Kapitalbeteiligung verlangt wird. Zu den besonderen unternehmensspezifischen<br />
Risiken der Mitarbeiter-Aktionäre gehören Insolvenzrisiken,<br />
welche die Mitarbeiter in ihrer doppelten Rolle treffen, die drohende Kündigung der<br />
Arbeitsbeziehungen einerseits und die Vermögensverluste andererseits. Das Argument<br />
des doppelten Risikos, der Kumulation von unternehmensbezogenen Beschäftigungs-<br />
und Vermögensrisiken, wurde traditionell von den Gewerkschaften gegen be-<br />
17 Beteiligungsunternehmen in Frankreich bieten häufig sog. „Unternehmenssparpläne“ zur<br />
Vermögensbildung der Mitarbeiter mit mehreren Anlagemöglichkeiten interner und externer<br />
Art an. Deren Finanzierungsquellen bilden u a. periodische Erfolgsbeteiligungen in Form der<br />
obligatorischen „Participation „ - und freiwilligen „Intéressement“-Systeme. In Großbritannien<br />
können die Mitarbeiter bei Teilnahme an bestimmten Aktienplänen in ähnlicher Weise variable<br />
Eigenbeiträge mit dem Erwerb von Aktien des eigenen Unternehmens verknüpfen („Allemployee<br />
share ownership plans“ (AESOP-Systeme)).<br />
18 Anzunehmen ist auch, dass in längerfristigen Zeiträumen die exogenen Marktrisiken eher abnehmen,<br />
während die systematischen, unternehmensspezifischen Ursachen der Kursentwicklungen<br />
relativ stärker zu gewichten sind. Die historischen Erfahrungen lassen zudem auf relativ<br />
günstige Anlagerenditen von Aktienbeteiligungen schließen.