Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
Heinz-Dieter Hardes, Heiko Wickert Zum Risikocharakter variabler ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 333<br />
abhängig ist. Die Gewährung und Verfügbarkeit von Aktienoptionen bestimmten<br />
Umfangs hängt dann von der Voraussetzung proportionaler Eigentümerrechte des<br />
Managements als Aktionäre des Unternehmens ab. Der vorherige eigenfinanzierte<br />
Erwerb von Aktien erfordert einen entsprechenden Eigenbeitrag des Managements<br />
aus liquidem Vermögen oder Einkommensteilen, so dass der Bezug von Optionen<br />
durch eigene individuelle Anlageentscheidungen der berechtigten Führungskräfte ermöglicht<br />
wird und die Rollenidentität mit den Aktionären stärker gefördert wird –<br />
ähnlich den MAP. 28 Durch die Voraussetzung von Eigeninvestments kann die individuelle<br />
Risikobereitschaft der Führungskräfte zur Anlage in Aktien des eigenen Unternehmens<br />
erhöht werden. Denn Aktienoptionen werden von Seiten vieler Führungskräfte<br />
als Chancen positiver Zusatzentgelte verstanden, da die Optionsrechte<br />
nach den internationalen Erfahrungen häufig im Zeitraum der Berechtigung zeitnah<br />
liquidiert werden. 29<br />
Wenn demnach AOP in der Praxis vornehmlich als variable Sonderentgelte seitens<br />
der Begünstigten verstanden werden, mag ein Interesse der agents an der kurzfristigen<br />
Liquidierung der durch die Optionsausübung erworbenen Aktien bestehen.<br />
Den monetären Interessen stehen jedoch intendierte längerfristige personalpolitische<br />
Bindungen der Begünstigten von AOP durch Wartefristen 30 sowie (mögliche) Haltefristen<br />
der durch die Optionen bezogenen Aktien des Unternehmens entgegen. Diese<br />
Bindungen der agents dienen zugleich der Ausrichtung der unternehmenswertorientierten<br />
Anreizeffekte von AOP: Die finanziellen Interessen der agents sollen funktional<br />
mit einem strategischen, längerfristigen Zeithorizont abgestimmt werden. Eine<br />
28<br />
Das Eigeninvestment der Begünstigten kann auch als eine Maßnahme gegen Vorwürfe der finanziellen<br />
„Selbstbedienung“ des Managements durch AOP betrachtet werden. Die Gewährung<br />
von nackten Optionen wurde in Deutschland durch das KonTraG von 1998 ermöglicht;<br />
diese setzen – im Gegensatz zur vorherigen Umsetzung mittels Options- und Wandelschuldverschreibungen<br />
– keine Eigenbeiträge der Begünstigten voraus. Dennoch haben einzelne<br />
deutsche DAX-Unternehmen Eigeninvestments mit der Teilnahme an AOP gekoppelt (z.B.<br />
BASF AG, E.ON AG, Bayer AG).<br />
29<br />
In einer Untersuchung für Großbritannien aus dem Jahr 1999 in 316 britischen Beteiligungsunternehmen<br />
konnte ermittelt werden, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle (63%) im<br />
Rahmen der steuerlich geförderten AOP (Company Share Option Plans) unmittelbar nach den<br />
Optionsausübung eine Weiterveräußerung der Aktien erfolgte (vgl. http://www.proshare.org/<br />
Research/cos.asp). Murphy (1999, 2534) berichtet, dass Führungskräfte in den USA im Verlauf<br />
der 90er Jahre erhebliche Zuwächse an Aktienoptionen erhielten, gleichzeitig wurden deren<br />
Anteile am Aktienvermögen des eigenen Unternehmens reduziert. Diese Beobachtungen<br />
lassen schließen, dass Aktienoptionen verstärkt ausgeübt wurden, ohne dass die Begünstigten<br />
den längerfristigen Besitz an Aktien ihres Unternehmens erhöhten. Die Zusatzentgelte aus<br />
Aktienoptionen wurden also entweder zu diversifizierten Vermögensanlagen oder zu Konsumausgaben<br />
verwendet.<br />
30<br />
Das KonTraG verlangt gesetzliche Mindestwartefristen von zwei Jahren bis zur Verfügungsberechtigung<br />
von Aktienoptionen.