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Fokus<br />
Automobilabsatz in Ungarn<br />
Kampf ums Überleben<br />
Die ungarische Wirtschaft erlebt zurzeit ihre tiefste Krise seit 20 Jahren. Dies spüren auch die Autohändler: der<br />
Absatz von Neufahrzeugen brach dramatisch ein, und für konjunkturbelebende Maßnahmen fehlt der ungarischen<br />
Regierung das Geld. Einige Experten erwarten erst in vier Jahren eine Rückkehr zu den Absatzzahlen von 2008.<br />
Die ungarische Automobilwirtschaft,<br />
die einen Beitrag von ca.<br />
8,5% zum ungarischen Bruttosozialprodukt<br />
leistet wird von dieser Entwicklung<br />
besonders schwer getroffen.<br />
Zum einen werden aufgrund der weltweiten<br />
Absatzrückgänge Kapazitäten in<br />
der Produktion stillgelegt, zum anderen<br />
spüren auch die Verbraucher die Auswirkungen<br />
der Krise. Investitionsentscheidungen<br />
werden neu überdacht, nicht<br />
unbedingt notwendige Ausgaben werden<br />
auf die Zukunft vertagt.<br />
Der Wertverlust des ungarischen Forint,<br />
die hohen Zinsen für Kredite sowie die<br />
steigende Steuer- und Abgabenlast tragen<br />
zusätzlich dazu bei, die Kaufbereitschaft der<br />
potenziellen Käufer zu reduzieren. Speziell<br />
auch die unverhältnismäßig hohen Abgaben<br />
auf Neufahrzeuge sind für die ungarischen<br />
Händler ein signifikanter Standortnachteil<br />
gegenüber den Nachbarländern.<br />
Nach Informationen des statistischen<br />
Zentralamts sank das Realeinkommen in<br />
2009 bis Mai bereits um 2,1%, eine weitere<br />
Reduzierung der Kaufkraft ist durch<br />
die Erhöhung der Mehrwertsteuer ab 1.<br />
Juli 2009 zu erwarten.<br />
Die ungarische Regierung hat nur wenige<br />
Möglichkeiten, kosumfördernd einzugreifen.<br />
Der strikte Sparkurs lässt Maßnahmen<br />
wie die Abwrackprämie, die in einigen<br />
europäischen Staaten einen spürbaren Effekt<br />
auf die Verkaufszahlen hatte, nicht zu. Die<br />
in Ungarn produzierenden Gesellschaften<br />
der Automobilindustrie reagieren auf die<br />
Krise und haben ihre Kapazitäten angepasst.<br />
Magyar Suzuki in Esztergom, Ungarns<br />
größter Automobilhersteller, hat seine<br />
geplanten Produktionszahlen kontinuierlich<br />
reduziert. Nachdem Ende 2008 noch<br />
von einer Produktion von 220.000 Einheiten<br />
für 2009 ausgegangen wurde, musste<br />
diese Zahl bis zum Mai auf 190.000<br />
reduziert werden. In 2008 wurden noch<br />
285.000 Fahrzeuge produziert; die Fabrik<br />
in Esztergom ist für maximal 300.000<br />
Fahrzeuge ausgelegt.<br />
Experten erwarten, dass die Zahl der verkauften<br />
Neufahrzeuge erst 2013 wieder das<br />
Niveau des Jahres 2008 erreichen wird.<br />
Audi in Győr hat ebenfalls auf die Krise<br />
reagiert und die Produktion von Motoren<br />
und Fahrzeugen seit Weihnachten 2008<br />
mehrfach stillgelegt. Ungarns größter<br />
Exporteur produzierte in 2008 1,9 Millionen<br />
Motoren und 60.000 Fahrzeuge. Für<br />
2009 wird ein deutlicher Rückgang dieser<br />
Zahlen erwartet.<br />
Bis Mai 2009 wurden in Ungarn nur<br />
noch 33.000 Neufahrzeuge verkauft. Dies<br />
entspricht einem Rückgang von über<br />
50% gegenüber dem Vergleichszeitraum<br />
des Vorjahres. Im Mai kam der Neuwagenmarkt<br />
mit 4.500 Einheiten nahezu<br />
zum Erliegen. Für das Gesamtjahr wird<br />
nur noch mit einer Zahl von weniger als<br />
100.000 verkauften Einheiten gerechnet.<br />
In 2008 wurden noch ca. 160.000 neue<br />
Fahrzeuge verkauft (2007: 175.000).<br />
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt zeigt<br />
sich ein Trend zu älteren und kleineren<br />
– somit preiswerteren – Fahrzeugen. Die<br />
absoluten Verkaufszahlen gehen jedoch<br />
auch in diesem Segment dramatisch<br />
zurück. Der größte Gebrauchtwagenhänd-<br />
ler der Region AAA hat sich entschlossen,<br />
seine Aktivitäten in Ungarn einzustellen.<br />
Der Ausblick für das verbleibende Jahr<br />
2009 und für 2010 gestaltet sich schwierig.<br />
Sowohl die Verbände der Automobilindustrie<br />
als auch die Unternehmen selber müssen<br />
ihre Prognosen regelmäßig nach unten<br />
korrigieren. Indikatoren, die auf eine Erholung<br />
der Automobilwirtschaft in Ungarn<br />
hinweisen, sind nicht zu erkennen.<br />
Es wird erwartet, dass die Zahl der<br />
verkauften Neufahrzeuge erst 2013 wieder<br />
das Niveau des Jahres 2008 erreichen<br />
wird. Für den Binnenmarkt ist eine derartige<br />
Tendenz noch nicht zu erkennen. Im<br />
Vergleich zu vor allem den Ländern Westeuropas<br />
ist Ungarns Automobilmarkt zwar<br />
noch nicht gesättigt. Das Verhältnis von<br />
zugelassenen Fahrzeugen pro Einwohner<br />
liegt zum Teil deutlich unter dem Wert<br />
anderer Länder in der Region.<br />
Eine weitere Entwicklung des Marktes<br />
für Neu- bzw. Gebrauchtwagen lässt sich<br />
aber nur bei verbesserten wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen und durch eine<br />
Erholung des privaten Konsums verwirklichen.<br />
Die Zeichen dafür stehen jedoch<br />
zum gegenwärtigen Zeitpunkt schlecht.<br />
Dieter Joachim Boehm<br />
PricewaterhouseCoopers<br />
Fahrzeugbau und Wirtschaftspolitik<br />
Aktionsplan<br />
für die Zukunft<br />
Die ungarische Regierung baut bei der Rettung der Automobilindustrie sowohl<br />
auf die Arbeitskräfte als auch auf das Wissen. Die Branche ist an einem Wendepunkt<br />
angelangt und obschon die Belebung in Westeuropa mittelfristig nicht zu<br />
halten sein wird, könnte Ungarn sogar vom Abbau in diesen Ländern profitieren.<br />
Nach dem fatal verlaufenen ersten<br />
Halbjahr 2009 scheint sich die<br />
europäische Automobilindustrie<br />
zu erholen. Laut den Business-Intelligence-<br />
Daten von JATO Dynamics sollen die Neuwagenverkäufe<br />
im Frühjahr dank der in<br />
<strong>Deutsch</strong>land und auch in Frankreich eingeführten<br />
Abwrackprämie in <strong>Deutsch</strong>land<br />
einen Anstieg um knapp 40 Prozent und<br />
in Frankreich um 12 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr verzeichnen (dabei werden bis<br />
zu 2.500 Euro des Neuwagenpreises übernommen).<br />
Die bessere Lage der wichtigsten<br />
Partner für die ungarische Automobilindustrie<br />
ist vorerst jedoch noch nicht gefestigt,<br />
da die Mittel im Herbst erschöpft sein werden,<br />
die die nationalen Regierungen für die<br />
Rettung der Automobilbranche zur Verfügung<br />
stellen. „Die Automobilbranche steht<br />
vor einem außerordentlich schwierigen<br />
Jahr, ohne staatliche Hilfe können mehrere<br />
hundert Unternehmen, in erster Linie<br />
kleine und mittelständische Betriebe mit<br />
ungarischer Beteiligung, in Konkurs gehen“<br />
– meinte István Lepsényi, Co-Vorsitzender<br />
der Arbeitsgruppe für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Automobilbranche (und Vorstandsvorsitzender<br />
von Knorr-Bremse) auf<br />
der letzten Sitzung des Runden Tisches.<br />
Die Interessenvertretungen sprachen in<br />
den vergangenen Monaten mehrfach die<br />
Senkung der Registrierungssteuer beziehungsweise<br />
auch die Möglichkeit an, dass<br />
nach westeuropäischem Muster ein System<br />
zur Förderung des Austauschs von Altfahrzeugen<br />
eingeführt werden soll, allerdings<br />
berief sich die ungarische Regierung auf die<br />
Knappheit der Mittel beziehungsweise die<br />
schwachen Auswirkungen der Zuschüsse auf<br />
die Automobilindustrie in Ungarn – Studien<br />
besagen, dass eine derartige Maßnahme<br />
vor allem den Importen zugute käme – und<br />
beschäftigte sich nicht maßgeblich mit der<br />
Frage. Unseren Informationen nach nahm<br />
Suzuki die Sache in die eigene Hand und<br />
plant dem europäischen Beispiel Fiats folgend<br />
die Einführung eines eigenständigen<br />
Förderprogramms. „An Stelle direkter Mittel<br />
wollen wir die ungarische Automobilindustrie<br />
durch ein Förderprogramm in Gang<br />
bringen“ – erläuterte Wirtschaftsminister<br />
István Varga nach der Verabschiedung des<br />
Maßnahmenplans für den Fahrzeugbau im<br />
Juni. Das in diesem Jahr anlaufende vierjährige<br />
Programm ist neben Arbeitskräften,<br />
Zulieferern und der Forschung und Entwicklung<br />
auf Investitionsanreize fokussiert.<br />
Unter den wenigen, bereits beschlossenen<br />
konkreten Maßnahmen ist vielleicht diejenige<br />
am wichtigsten, die das bürokratische<br />
System der Grundenteignung und der<br />
Baugenehmigungen bei neuen Standorten<br />
erheblich beschleunigen soll. „Es gibt auch<br />
eine andere konkrete Planung, die gleichzeitig<br />
der Erhaltung des ungarischen Wissensstandes<br />
und der Innovation bei kleineren<br />
einheimischen Marktakteuren dienen würde“<br />
– erfuhr WiU von Mátyás Klauber, For-<br />
schungsmitarbeiter des Institutes Kopint-<br />
Tárki, das vom Wirtschaftsressort mit der<br />
Ausarbeitung der Entscheidungsgrundlagen<br />
beauftragt wurde. Dabei würde die ungarische<br />
Regierung einen Teil des Lohnes der<br />
Fachleute übernehmen. „Wir begrüßen,<br />
dass endlich ein Aktionsplan erstellt wurde,<br />
weil dadurch vieles planbar wird, jedoch<br />
müsste die Auszahlung der Fördergelder<br />
beschleunigt werden, denn bei den Mitteln<br />
für die Erhaltung von Arbeitsplätzen dauert<br />
allein die Beurteilungsfrist häufig vier<br />
Monate, während für kleinere Unternehmen<br />
jede Woche zählt“ – erläuterte WiU<br />
gegenüber József Gaál, Geschäftsführer von<br />
Szimikron und Präs<strong>ide</strong>nt der Industrie- und<br />
Handelskammer des Komitats Bács-Kiskun<br />
gegenüber der WiU.<br />
Neben der Abfederung der Folgen der<br />
Weltwirtschaftskrise rechnet der Plan damit,<br />
dass der Fahrzeugbau in Ungarn innerhalb<br />
einiger Jahre wieder erstarkt. „Trotz der<br />
Schwierigkeiten sind wir gegenüber vielen<br />
Ländern der Region immer noch im Vorteil<br />
beziehungsweise haben im Gegensatz<br />
zur Slowakei mehrere größere Marktakteure<br />
wie Audi oder BOSCH Forschungs-<br />
und Entwicklungskapazitäten nach Ungarn<br />
gebracht“ – skizzierte Mátyás Klauber ein<br />
positives Zukunftsszenario. Neben der Entlassungswelle<br />
der letzten Monate gab es<br />
auch positive Nachrichten: Bosal, einer der<br />
weltgrößten Automobilzulieferer, baut seine<br />
Belegschaft in Folge des Megaprojekts<br />
von Daimler in Kecskemét mit 250 Mitarbeitern<br />
aus, neben der reinen Produktion<br />
werden am Standort auch Konstruktion<br />
und Entwicklung betrieben. Die ungarische<br />
Investitions- und Handelsförderungsagentur<br />
ITD Hungary, die für die Anwerbung<br />
von Investoren verantwortlich zeichnet, verhandelt<br />
übrigens zur Zeit über zwölf Investitionsvorhaben<br />
in der Automobilbranche,<br />
was insgesamt 6.000 potentielle Arbeitsplätze<br />
bedeuten würde, falls alle Unternehmen<br />
sich in Ungarn niederlassen oder ihre<br />
Standorte hier erweitern würden.<br />
Gábor Homonnai<br />
8 2009 | 4 Wirtschaft in Ungarn Wirtschaft in Ungarn 2009 | 4 9<br />
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