09.10.2013 Aufrufe

2. KONZERT im Kanzlerbungalow - Beethoven Orchester Bonn

2. KONZERT im Kanzlerbungalow - Beethoven Orchester Bonn

2. KONZERT im Kanzlerbungalow - Beethoven Orchester Bonn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

Kreisler war ein talentierter Bearbeiter von Melodien und<br />

bewies dabei die Schlitzohrigkeit, so manches Werk in Barock-<br />

nachahmung als Archivfund auszugeben – und dann ein neut-<br />

rales Gesicht zu machen, wenn Kritiker oder mehr oder weniger<br />

selbst ernannte Experten an den jeweiligen Kompositionen typi-<br />

sche und „unnachahmliche“ Merkmale des Barockstils konsta-<br />

tierten.<br />

Kreislers Bearbeitungsfreude verdanken wir auch eine besonde-<br />

re Version des 5. Stückes aus den 12 spanischen Tänzen von<br />

Enrique Granados, das sich mit Klarinette statt Solovioline auch<br />

gut ausn<strong>im</strong>mt. In den 1890er Jahren entstanden, setzte damit<br />

der spanische Komponist Enrique Granados seinem He<strong>im</strong>at-<br />

land ein populäres klingendes Denkmal. Bei der orientalisch<br />

gefärbten Melodie des „Andaluza“ über einer Art Gitarrenak-<br />

kordnachahmung <strong>im</strong> Klavier mit effektvoller Moll-Dur-<br />

Aufhellung in der Schlusswendung handelt es sich um eine Mala-<br />

gueña, wie sie auch in den Zarzuelas – der spanischen Variante<br />

der volkstümlichen Singspiele – vorkommt. Im Vergleich mit<br />

dem Original für Klaviersolo betont die Version mit herausge-<br />

löster Solost<strong>im</strong>me den kantablen Charakter.<br />

In seinen Originalkompositionen verband Fritz Kreisler auch<br />

gerne die Salonmusik der Spätromantik mit typischen Unterhal-<br />

tungsidiomen seiner Zeit. So etwa in seinem Stück „Syncopati-<br />

on“: In den Eckteilen st<strong>im</strong>mt der Solopart so etwas wie ein char-<br />

mantes Couplet der Strauss-Zeit an, bis dann <strong>im</strong> zweiten Teil –<br />

ganz <strong>im</strong> Sinne des Titels – ein foxtrottartig verschobenes<br />

Schlendern beginnt. Hier sind Komponist und Publikum in den<br />

goldenen Zwanzigern angekommen, in deren Mitte das Stück<br />

auch entstanden ist.<br />

Oliver Buslau

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!