2. KONZERT im Kanzlerbungalow - Beethoven Orchester Bonn

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8 Neue Klassik und Exotik: Françaix, Massenet, Granados und Kreisler Ein Komponist, der bis zu seinem Tod im Jahre 1997 die tonale Sprache und seine Orientierung an klassischen Vorbildern trotz aller avantgardistischer Entwicklungen um ihn herum beibe- hielt, war der Franzose Jean Françaix. Selbst in seinen aller- spätesten Werken sind jugendlicher Elan und ein besonderer Charme, gepaart mit Witz und Klangsinn, unverkennbar. Aus einem musikalischen Elternhaus stammend, wurde ihm die Beschäftigung mit den musikalischen Disziplinen schon in die Wiege gelegt. Der Vater war Direktor des Konservatoriums in Le Mans, die Mutter Sängerin und Gesangslehrerin. Françaix absol- vierte eine Pianistenausbildung, bevor er sich bei der legendä- ren Pariser Kompositionslehrerin Nadia Boulanger der schöpfe- rischen Seite der Musik hingab. „Thema und Variationen für Klarinette und Klavier“ entstand 1974 im Auftrag des Pariser Konservatoriums. Die Veränderungen über ein in geruhsamem Largo gehaltenen Thema sind wahrscheinlich das einzige Klari- nettenkammermusikwerk der Siebzigerjahre, das sich bis heute im Repertoire gehalten hat. Später arbeitete der Komponist den Klavierpart in eine Streichorchesterbegleitung um. Jules Massenet Es ist eines der berühmtesten Solowerke für die Violine, aber es stammt aus einer Oper: Jules Massenets „Méditation“ aus der Oper „Thaïs“, die 1894 entstand, erklingt im Original als konzertante Zwischenakt- musik für Violine und Orches-
ter. Das expressive Stück schildert die moralische Läuterung der antiken Kurtisane Thaïs, die sich zwischen zwei Handlungstei- len vollzieht. Die Oper um diese Dame ist viel unbekannter geblieben als dieses berühmte Instrumentalstück. Die „Elégie“ aus Massenets Opus 10 entstammt einem kleinen Zyklus aus Klavierstücken, von denen der französische Komponist eine ganze Reihe geschrieben hat – auch wenn man ihn heute eigentlich mit anderen Werken in Verbindung bringt, vor allem mit der Oper „Werther“. Die Vertonung des Romans von Goethe ist ein Zeichen für die besondere Verbindung zur deutschen Lite- raturgeschichte, die Massenet pflegte. In Zeiten der Feind- schaft zwischen Deutschland und Frankreich setzte er sich stark für die Musik des Nachbarlandes ein und war ein vehementer Verfechter der Musik von Richard Wagner und Franz Liszt. Sicher hat Massenet auch noch den großen Wiener Geigenvir- tuosen Fritz Kreisler spielen hören, der nicht nur ein bedeuten- der Solist war, sondern auch einen Sinn für Geschichten besaß. Fritz Kreisler studierte unter anderem bei Anton Bruckner und Massenets Kollege Leo Delibes, legte schon als Teenager eine umjubelte USA-Tournee hin, unterbrach seine Karriere jedoch für ein Studium der Kunstgeschichte und Medizin sowie einer Offizierslauf- bahn. Viele seiner Stücke kennt man als Zugabenwerke, aber diese „Schmankerln“ mit ansprechenden Titeln wie „Schön Rosmarin“ und „Lie- besleid“ sind nicht alles: Fritz Kreisler 9
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