Ist die sogenannte Versammlung - bruederbewegung.de
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FRIEDRICH KAISER: IST DIE SOGENANNTE VERSAMMLUNG … BIBLISCH? 6<br />
so viel. Ungeachtet <strong>de</strong>ssen waren sie innerlich eins. Ihre Einheit bestand in einem gemeinsamen<br />
Glaubens- und Liebesleben, in <strong>de</strong>r Gesinnung, überhaupt in einem höheren Geistesleben,<br />
das allen Gläubigen von Gott <strong>de</strong>m Vater in [7] <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt mitgeteilt<br />
wird. Paulus sagt: »Denn wir sind in einem Geist alle zu einem Leibe getauft« (I. Kor. 12,<br />
13); <strong>die</strong> an Jesum gläubigen Ju<strong>de</strong>n waren mit <strong>de</strong>n Gläubigen aus <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n eins; in<br />
Christo zu einem neuen Menschen geschaffen (Eph. 2, 13 u. 14); bil<strong>de</strong>ten einen Leib (3,<br />
6), eine geistliche Einheit (4, 3). »Hier ist kein Ju<strong>de</strong> noch Grieche; <strong>de</strong>nn ihr seid allzumal<br />
einer in Christo Jesu« (Gal. 3, 28). Alle Gotteskin<strong>de</strong>r haben <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> unter ihnen<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Geisteseinigkeit zu bewahren, und sich gegenseitig zu tragen und zu lieben,<br />
wie Jesus sie geliebt hat (Joh. 13, 34; Gal. 6, 2). Aber davon, daß sie eine äußere Bekenntnis-<br />
und <strong>Versammlung</strong>seinheit erstreben sollen, lehrt <strong>die</strong> Heilige Schrift nichts.<br />
In <strong>de</strong>r Apostelzeit haben alle <strong>die</strong> Gläubigen an einem Ort auch nicht immer eine äußere<br />
<strong>Versammlung</strong> o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t. In Rom war neben <strong>de</strong>r eigentlichen Gemein<strong>de</strong><br />
auch noch eine Hausgemein<strong>de</strong> (Röm. 16, 5), ebenso in Ephesus(?) (I. Kor. 16, 19), Laodizäa<br />
(Kol. 4, 15) und Kolossä (Philemon 2; Kol. 4, 17). Daraus geht hervor, daß <strong>die</strong> Gotteskin<strong>de</strong>r<br />
an einem Ort sich in zwei o<strong>de</strong>r mehreren <strong>Versammlung</strong>en, <strong>die</strong> alle etwas verschie<strong>de</strong>n<br />
voneinan<strong>de</strong>r sind, teilen können. Aus Röm. 16 ergibt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit,<br />
daß in Rom neben <strong>de</strong>r eigentlichen Gemein<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Hausgemein<strong>de</strong> von<br />
Priszilla und Aquila, noch verschie<strong>de</strong>ne an<strong>de</strong>re Gruppen gläubiger Leute waren, von<br />
<strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> ihre beson<strong>de</strong>re Zusammenkünfte usw. hatte (siehe V. 14 u. 15). Wir sehen<br />
nach <strong>de</strong>r Schrift keinen Grund dafür, warum an einem Ort (beson<strong>de</strong>rs einem größeren)<br />
nicht zwei o<strong>de</strong>r mehrere <strong>Versammlung</strong>en mit etwas voneinan<strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong>n Formen<br />
sein sollten. Die Hauptsache ist, daß <strong>die</strong> Einigkeit im Geist bewahrt wird. – Die Anhänger<br />
<strong>de</strong>r <strong>sogenannte</strong>n <strong>Versammlung</strong> machens ähnlich wie <strong>die</strong> Jünger, als sie <strong>de</strong>m wehrten, <strong>de</strong>r<br />
im Namen Jesu <strong>die</strong> Teufel austrieb, weil er nicht mit ihnen zusammen <strong>de</strong>m Herrn nachfolgte<br />
(Luc. 9, 49); aber Jesus sagte zu ihnen: »Wehret ihm nicht, <strong>de</strong>nn wer nicht wi<strong>de</strong>r<br />
uns ist, <strong>de</strong>r ist für uns« (V. 50). Damit spricht <strong>de</strong>r Herr aus, [8] daß bei einem äußeren<br />
Auseinan<strong>de</strong>rgehen, doch ein inneres Vereinigtsein und Zusammenwirken möglich ist.<br />
Daß Paulus wenig Gewicht auf äußere Formen und Uebereinstimmung in <strong>de</strong>rselben<br />
gelegt hat, beweist <strong>de</strong>r Umstand, daß er Timotheus beschnitt um <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n willen (Apg.<br />
16, 3), sein Haupt beschor zu Kenchreä (Apg. 18, 18) und das Gelüb<strong>de</strong> auf sich nahm zu<br />
Jerusalem (Apg. 21, 22–26); man solle meinen, als Hei<strong>de</strong>napostel, <strong>de</strong>r da lehrte, daß für<br />
<strong>die</strong> Gläubigen in Christo das Gesetz erfüllt und abgetan sei (Röm. 6, 15; 7, 4; 10, 14),<br />
habe er das nicht tun dürfen. Ich hörte einmal, wie ein Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r jahrelang in <strong>de</strong>r <strong>Versammlung</strong><br />
mit <strong>de</strong>m Wort ge<strong>die</strong>nt hatte, auch sagte, <strong>de</strong>r Apostel habe hier gefehlt. Freilich<br />
kann man ein solches Verhalten <strong>de</strong>s Apostels mit <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r <strong>Versammlung</strong><br />
nicht gut vereinigen. Allein hätte <strong>de</strong>r Apostel hier in eigenem Geiste gehan<strong>de</strong>lt und geirrt,<br />
so müßte das um <strong>de</strong>r Wahrheit willen in <strong>de</strong>r Apostelgeschichte o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Briefen, <strong>die</strong> er<br />
später von Rom aus geschrieben hat, ange<strong>de</strong>utet sein. Die Fehler von Moses, David, Petrus,<br />
Barnabas usw. verhehlt <strong>die</strong> Heilige Schrift doch nicht (IV. Moses 20, 12; II. Sam. 12;<br />
Mt. 26, 70; Gal. 2, 11–14). Warum <strong>de</strong>nn <strong>die</strong> <strong>de</strong>s Paulus? Die Fehler <strong>de</strong>s Apostels lägen<br />
dann auch auf einer Linie, und zwar in ziemlich be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Zeitabstän<strong>de</strong>n; das gera<strong>de</strong><br />
macht sie unverzeihlicher und kann nicht gut mit <strong>de</strong>r apostolischen Wür<strong>de</strong> in Einklang<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Wenn jemand dreimal hintereinan<strong>de</strong>r nach längeren Zwischenpausen in<br />
ein und <strong>de</strong>rselben Sache <strong>de</strong>n gleichen Fehler macht, so büßt er nicht allein viel ein von<br />
seinem Ansehen, son<strong>de</strong>rn man kann ihm auch in gewisser Hinsicht nicht mehr recht vertrauen.<br />
Wir müssen es darum verneinen, daß <strong>de</strong>r Apostel hier gefehlt hat und können sein<br />
Verhalten nur als ein vor Gott korrektes ansehen. Er han<strong>de</strong>lte nach <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r<br />
evangelischen Freiheit, wonach man in Christo Jesu frei ist vom Gesetz und seinen ver-