Bruun Rasmussen
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SPECIAL<br />
Das ist ja ein Phänomen, das man<br />
jetzt weltweit auf dem Kunstmarkt<br />
beobachtet.<br />
In der Tat. Diese Entwicklung setzte<br />
ein mit dem Interesse aus den so<br />
genannten Schwellenländern. Wir<br />
hatten ja zunächst eine starke Nachfrage<br />
aus Russland, und in den letzten<br />
fünf, sechs Jahren registrieren<br />
wir eine wachsende Zahl von Kunden<br />
in China. Sammler aus diesen<br />
Ländern suchen vor allem nach Objekten<br />
ihrer eigenen Kulturgeschichte,<br />
während sich die Sammler aus<br />
Deutschland vor allem für europäische<br />
Kunst interessieren. Allen gemeinsam<br />
ist der Wunsch nach wirklich<br />
exzellenter Qualität.<br />
Wie hat sich der Markt für Sie in den<br />
letzten Jahren entwickelt?<br />
Das 19. Jahrhundert ist ein schwieriger<br />
Markt geworden. Wenn wir noch<br />
einmal zehn, zwanzig Jahre zurückblicken,<br />
dann muss man sagen, dass<br />
gerade die dänischen Maler des 19.<br />
Jahrhunderts damals unser Hauptgeschäft<br />
ausmachten. Heute liegen<br />
unsere Verkäufe im Bereich der modernen<br />
und der zeitgenössischen<br />
Kunst um 40 bis 50 Prozent höher als<br />
im Bereich der alten Kunst. Das ist<br />
wohl auch eine Frage der Mode, des<br />
Zeitgeschmacks. Unsere neuen Kunden<br />
im Alter zwischen dreißig und<br />
vierzig sind mehr auf die zeitgenös-<br />
sische Kunst und das 20. Jahrhundert<br />
fixiert. Darunter leidet natürlich<br />
die alte Kunst, es sei denn, es handelt<br />
sich um herausragende Qualität. In<br />
dieser Hinsicht hat die dänische Malerei<br />
glücklicherweise einiges zu bieten:<br />
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
ist unser goldenes Zeitalter,<br />
die von fantastischen Malern<br />
wie Eckersberg bestimmt war. Ihre<br />
Werke sind weltweit gefragt, auch<br />
von Museen. Das gilt auch für die<br />
Künstler der berühmten Kolonie in<br />
Skagen, die sich dort in Nordjütland<br />
in den 1880er- und 90er-Jahren etablierte.<br />
Wer steht bei den modernen Malern<br />
im Mittelpunkt?<br />
Unter den modernen dänischen Malern<br />
ist zweifellos Asger Jorn am<br />
meisten gefragt. Besonders in den<br />
Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise<br />
liefen für ihn die Verkäufe fantastisch.<br />
Sie erzielten sehr hohe Preise.<br />
2008 gab es dann einen Einbruch,<br />
von dem wir uns jetzt langsam wieder<br />
erholen. Aber auch auf dem Gebiet<br />
der modernen Kunst und der<br />
Zeitgenossen können wir beobachten,<br />
dass sich die Kunden sehr viel<br />
selektiver und kritischer verhalten<br />
als noch vor fünf, sechs Jahren.<br />
Auf welche zeitgenössischen Künstler<br />
aus Dänemark sollte man achten?<br />
Der stärkste Name ist augenblicklich<br />
Olafur Eliasson. Aber leider ist er kein<br />
Maler, sondern macht große Installationen,<br />
oft in Zusammenarbeit mit<br />
Architekten. Seine Werke lassen sich<br />
durch uns nicht verkaufen. Zwei weitere<br />
starke Vertreter sind Tal R – Rosenzweig<br />
– und Michael Kvium, deren<br />
Werke sehr häufig in unseren<br />
Auktionen vertreten sind. Allgemein<br />
kann man sagen, dass zeitgenössische<br />
Kunst aus Dänemark langsam<br />
Kasper Nielsen (links) leitet die Abtei-<br />
lung Schätzungen und Verkauf. Hier be-<br />
rät er einen Kunden<br />
aber sicher ihr internationales Publikum<br />
findet. Auf diesem Gebiet haben<br />
wir sehr große Erwartungen,<br />
denn wir sind überzeugt, dass die<br />
Nachfrage raketenartig ansteigen<br />
wird, sobald sich die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen gebessert haben.<br />
Wir schätzen, dass das in den<br />
nächsten fünf, sechs Jahren der Fall<br />
sein wird.<br />
Sind Sie persönlich auch ein Sammler?<br />
Ich bin kein ausgesprochener Kunstsammler,<br />
aber ich sammle schöne<br />
Dinge: Bilder, Teppiche, Möbel, einfach<br />
alles, was mir gefällt und was<br />
ich mir leisten kann. Ich liebe Kunst<br />
und Design, das ist wohl ein Teil meiner<br />
Erbanlage. Wenn man dieses<br />
Gen in meinem Job nicht hätte, hätte<br />
man wohl ein Problem.<br />
Was würden Sie kaufen, wenn Sie<br />
lediglich 5.000 Euro zur Verfügung<br />
hätten?<br />
Ich würde mich bei den Möbeln des<br />
19. und des 18. Jahrhunderts umsehen.<br />
Hier befinden sich die Preise in<br />
einem Allzeittief, eigentlich eine<br />
Schande. Es gibt Stücke von höchster<br />
Qualität zu Preisen, die etwa ein<br />
Zehntel dessen ausmachen, was<br />
noch vor zehn oder fünfzehn Jahren<br />
gezahlt wurde.<br />
Welches Kunstwerk haben Sie zuletzt<br />
gekauft?<br />
Mein letzter Kauf war ein Aquarell<br />
von Michael Kvium.<br />
Haben Sie noch einen unerfüllten<br />
Traum?<br />
Nicht nur einen, sondern Tausende.<br />
Ich bin 42 Jahre alt und hoffe, dass<br />
ich noch vieles werde kaufen können.<br />
Ein absolutes Traumstück wäre<br />
eine große Keramik von Axel Salto.<br />
Ich mag den Künstler sehr, habe früher<br />
auch schon einige Stücke von<br />
ihm besessen, die ich dann verkauft<br />
habe. Jetzt sind die Preise für Stücke,<br />
die ich gern besäße, leider davongezogen.<br />
Sie liegen bei 50.000 Euro<br />
und das überschreitet mein Limit.