Download - Gneisenau Gesellschaft
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PILOTEN DER „BEMANNTEN RAKETE“. AUFTRAG UND ALLTAG MIT DER „HUNDERTVIER“.<br />
Hinzu kam seine eingeschränkte Wendigkeit, die gerade<br />
bei Aufklärungseinsätzen hinderlich war.<br />
Der Alltag in den Aufklärungsgeschwadern war von<br />
Flügen bis zum „Eisernen Vorhang“ und möglichen Begegnungen<br />
mit Flugzeugen und anderen Einheiten des<br />
Warschauer Pakts geprägt. So stand neben den täglichen<br />
Flügen eine ausführliche Theorieausbildung über gegnerische<br />
Schiffe, Flugzeuge und Waffen und mögliche Abwehrmaßnahmen<br />
auf dem Dienstplan. Um auch vom<br />
fliegerischen Aspekt her für eine Konfrontation mit dem<br />
Gegner gerüstet zu sein, wurden Luftkampfausweichmanöver<br />
praktisch geübt. Flüge mit der T-33 Shooting Star,<br />
Do27 und auch Do28 waren an der Tagesordnung, um<br />
fliegerische Fähigkeiten zu schulen, aufrechtzuerhalten<br />
oder auch, wenn Flüge mit dem Starfighter, teilweise wetterbedingt,<br />
nicht möglich waren. 23<br />
Überprüfungen<br />
Zusätzlich zum Alltagsdienst waren für alle Starfighter-<br />
Verbände, wie auch andere Einsatzverbände der Luftwaffe,<br />
Übungen oder taktische Überprüfungen (Tactical<br />
Evaluation, kurz: TacEval) durch die NATO zu absolvieren.<br />
Die jährlich stattfindende Überprüfung erfolgten in<br />
Form einer zwei- bis dreitägige Kriegsübung, wobei ein<br />
internationales Überprüfungsteam der NATO den jeweiligen<br />
Einsatzverband überprüfte und seine nach NATO-<br />
Standards definierte Leistungsfähigkeit feststellte. Im Jahr<br />
1968 wurden insgesamt 13 der 16 Luftwaffengeschwader<br />
überprüft, wobei alle besser abschlossen als im Vorjahr<br />
und vier Geschwader in einem Bewertungsschema zwischen<br />
Note 1 (sehr gut) und Note 4 (ungenügend) mit<br />
der Note 1 abschlossen und neun Verbände mit der Note<br />
2. Die Luftwaffe erreichte einen Grad von 81 Prozent bei<br />
der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft und<br />
übertraf die NATO-Vorgaben von 70 Prozent deutlich.<br />
Dieses Ergebnis stellte auch eine Verdopplung der Qualität<br />
im Vergleich zum Jahr 1962 dar. Qualität und Einsatzbereitschaft<br />
hatten sich zum Ende der 1960er Jahre, nach<br />
der Umrüstung auf die neuen Waffensysteme, worunter<br />
sich auch die F-104 Starfighter befand, deutlich verbessert.<br />
Die erbrachten Leistungen der Luftwaffe fanden bei den<br />
Verbündeten Anerkennung. 24<br />
Auftrag und Alltag in den Marinefliegergeschwadern<br />
„[...] Die Marine konnte mit dem Starfighter ihren<br />
Auftrag voll umfänglich erfüllen. Wir haben eine hervorragende<br />
Waffe damals mit dem Starfighter gehabt, das war der<br />
Kormoran, der heute noch schön langsam ausphast, aber der<br />
heute noch am Tornado von der Luftwaffe geflogen wird, also<br />
als Abstandwaffe, dann Bomben, gut, das machte das Flugzeug<br />
natürlich schwer und unbeweglich und Luft-Boden-<br />
Raketen, die ausgesprochen wirkungsvoll waren.[...]“ 25<br />
Ab dem Frühjahr 1963 wurden auch die Marinefliegergeschwader<br />
1 und 2 mit dem Starfighter ausgerüstet. 26<br />
Ihr Auftrag war sehr umfangreich und bildete nahezu<br />
das vollständige Aufgabenspektrum der Marine ab,<br />
das mit dem Starfighter – laut Aussage eines ehemaligen<br />
Marinefliegers – auch im vollen Umfang erfüllt werden<br />
konnte. So waren zwar Überwachung bzw. Aufklärung<br />
und mögliche Bekämpfung von Schiffen, auch mit Hilfe<br />
der 1970 eingeführten Anti-Schiff-Raketen vom Typ<br />
Kormoran, Luft-Boden-Raketen und Bomben im Tiefflug<br />
der Hauptauftrag, aber die Marinefliegerpiloten flogen<br />
auch Begleitschutzmissionen und hatten daher auch<br />
Luftkampfübungen durchzuführen. Die meisten Flüge,<br />
ungefähr 70 Prozent, wurden im Gegensatz zur Luftwaffe<br />
über See durchgeführt. Auf Grund der vielseitigen Aufgaben<br />
mussten die Marineflieger ein ähnlich hohes Pensum<br />
an Übungsflügen durchführen wie ihre Kameraden von<br />
der Luftwaffe. Im Durchschnitt flog jeder Pilot sieben<br />
bis acht Flüge pro Woche, im wöchentlich wechselnden<br />
Rhythmus von Früh- und Spätschicht. Zum praktischen<br />
fliegerischen Dienst kam noch ein erheblicher Anteil an<br />
theoretischer Ausbildung hinzu. Das Hauptaugenmerk<br />
lag dabei auf der Erkennung von Schiffen des Warschauer<br />
Pakts wie auch der NATO. 27<br />
23. Vgl. Interview mit Frank, Gerhard.<br />
24. Vgl. Rebhan, Aufbau und Organisation der Luftwaffe 1955 bis 1971, S. 640-641 und Jarosch, Hans-Werner (Hrsg.): Immer im Einsatz. 50 Jahre Luftwaffe, 2. Auflage Hamburg 2005, S. 84-88.<br />
25. Interview mit einem Marineflieger.<br />
26. Vgl. Preylowski, Lockheed F-104 Starfighter, S. 39.<br />
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