Scientia Halensis 2 (2007) - Martin-Luther-Universität Halle ...
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25 Fragen an<br />
Armenuhi Drost-Abgarjan<br />
Verbales Porträt einer Zeitgenossin<br />
Unzählige Varianten des Fragebogens, der durch die Antworten von Marcel Proust<br />
(http://www.lauramars.de/gruppe-m/proust2000.html) so berühmt geworden ist, sind in den<br />
Medien (FAZ, Forschung & Lehre, UNICUM etc.) zu finden.<br />
scientia halensis spielt mit. Diesmal ist unsere Match-Partnerin die Privatdozentin Frau Dr.<br />
Armenuhi Drost-Abgarjan vom Orientalischen Institut der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>:<br />
1. Warum sind Sie in <strong>Halle</strong> und nicht anderswo?<br />
Weil <strong>Halle</strong> die einzige Stadt ist, in der ich<br />
meinen Beruf in einem einzigartigen Kontext<br />
und mit optimaler Infrastruktur ausüben<br />
kann. Und weil ich hier meinen Mann kennengelernt<br />
habe.<br />
2. Wenn nicht Armenologin, was wären Sie dann<br />
geworden?<br />
Immer wieder Armenologin.<br />
3. Was war an Ihrer Studienzeit am besten?<br />
Der Stand der Allgemeinbildung.<br />
4. Welchen Rat fürs Leben geben Sie Studierenden<br />
und Absolvent(inn)en heute?<br />
Vertrauen in die Zukunft.<br />
5. Welchen Rat fürs Überleben geben Sie<br />
Kolleg(inn)en?<br />
Nie aufgeben.<br />
6. Wenn Sie Rektorin einer <strong>Universität</strong> wären,<br />
was würden Sie als erstes tun?<br />
Lehre und Forschung von Management entlasten.<br />
7. Wenn Sie Forschungsministerin eines Landes<br />
wären, was würden Sie niemals tun?<br />
Natur- und Geisteswissenschaften mit den<br />
gleichen Kriterien messen.<br />
8. Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?<br />
Die Menschheit näher an die Verwirklichung<br />
ihrer Ideale und Visionen heranzuführen.<br />
9. Was haben Intelligenz und Menschlichkeit<br />
miteinander zu tun?<br />
Je nachdem, wie man die Intelligenz<br />
definiert ...<br />
10. Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen<br />
Mensch und Technik ein?<br />
Zwiespältig: faszinierend, aber auch<br />
bedrohlich.<br />
11. Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />
Über die Unkollegialität und Unfairness in<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />
12. Worauf freuen Sie sich gerade jetzt?<br />
Auf das Abitur meiner Söhne.<br />
13. Was macht Sie schwach?<br />
Vertrauensbruch. Hilflosigkeit vor Gewalt<br />
und Sturheit.<br />
14. Wo sehen Sie Ihre Stärken?<br />
In der Vermittlung zwischen den Menschen<br />
und Kulturen.<br />
15. Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />
Dass bei wichtigen Entscheidungen für die<br />
Gesellschaft nicht immer finanzielle Aspekte<br />
im Vordergrund stehen.<br />
16. Warum muss jeder Mensch an etwas glauben?<br />
Darin sehe ich den Sinn des Lebens.<br />
17. Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit<br />
hätten Sie gern als Gesprächspartner?<br />
Als Altphilologin wäre ich geneigt, Gesprächspartner<br />
bei den nicht mehr unter uns<br />
Weilenden zu suchen.<br />
18. Wer war oder ist für Sie der wichtigste<br />
Mensch in Ihrem Leben?<br />
Mein Vater.<br />
19. Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt<br />
kennen lernen?<br />
Görlitz.<br />
20. Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am<br />
liebsten?<br />
Wenn ich sie hätte, würde ich reisen und neue<br />
Sprachen lernen.<br />
21. Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?<br />
Ein Philosophie-, ein Poesie-, ein Fachbuch.<br />
22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten ...?<br />
.. . würde ich um die Eintragung des letzten<br />
Seminars für die Sprachen und Kulturen des<br />
Christlichen Orients im deutschsprachigen<br />
Raum an unserer <strong>Universität</strong> in das »Rote<br />
Buch« bitten, damit diese bedrohte seltene<br />
und exzellente Wissenschaftskultur der wissenschaftlichen<br />
Landschaft Zentraleuropas<br />
bewahrt bleibt und nicht Sparmaßnahmen<br />
zum Opfer fällt.<br />
SCIENTIA HALENSIS 2/07<br />
AUS DER VITA:<br />
Geboren 1955 in Jerewan; Studium der<br />
Armenologie, Klassischen Philologie und<br />
Byzantinistik in Jerewan und Moskau; Promotion<br />
1984 in Moskau und Tbilissi; 1985<br />
Übersiedlung nach Deutschland; seitdem<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut<br />
für Orientalistik der MLU;<br />
2003 Habilitation in <strong>Halle</strong>; Forschungsschwerpunkt:<br />
komparative Studien zur<br />
Geschichte der armenischen Literatur im<br />
Kontext der Sprachen und Literaturen<br />
des Christlichen Orients und von Byzanz;<br />
Initiatorin mehrerer interdisziplinärer und<br />
internationaler DFG- und VW-Projekte:<br />
• Übersetzung des Armenischen Hymnariums<br />
Scharaknotz,<br />
• Das Wörterbuch des Mittelarmenischen<br />
von Josef Karst,<br />
• Expertenworkshops Deutsche und armenische<br />
mittelalterliche Literaturen u. a.;<br />
Mitbegründerin des MESROP-Zentrums<br />
für armenische Studien; Mitorganisatorin<br />
der Leucorea-Tagungen zu den interkulturellen<br />
und interreligiösen Studien im<br />
Orient und Redaktionsmitglied der Schriftenreihe<br />
<strong>Halle</strong>sche Beiträge zur Orientwissenschaft;<br />
seit 1983 verheiratet mit Dr. rer. nat. Wolf-<br />
Gernot Drost; zwei Kinder: Hajk-Georg<br />
und David.<br />
Armenuhi Drost-Abgarjan im April 1995 in der Klosterbibliothek der Mechitharisten in Venedig (Foto: privat)<br />
23. Wie lautet Ihre Lebensmaxime?<br />
Optimismus.<br />
24. Was bringt Sie zum Lachen?<br />
Geschmackvoller Scharfsinn.<br />
25. Warum nehmen Sie sich Zeit für dieses Interview?<br />
Weil ich von Natur aus kommunikativ bin.<br />
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P ORTRÄT EINER ZEITGENOSSIN