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00.9 __ //// AKTUELL<br />
Share the Road o<strong>de</strong>r<br />
Scher dich weg?<br />
Der löchrige Weg zur Fahrradfreundlichkeit<br />
SABINE KATTGE<br />
Der Spaßfaktor Rad ist für viele Menschen in <strong>Rostock</strong> und<br />
Umgebung auf <strong>de</strong>n Freizeitbereich begrenzt, <strong>de</strong>nn das außerstädtische<br />
Wegenetz wur<strong>de</strong> bekanntlich für Urlauber und Touristen<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren mehr und mehr ausgebaut. Kommunen<br />
im Speckgürtel mit gutem Finanzpolster haben in ihren<br />
Gemein<strong>de</strong>n viele Investitionen in die Infrastruktur umsetzen<br />
können, aber eben nur bis an <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>r großen Stadt.<br />
Im Gegenzug plagen sich <strong>Rostock</strong>er Alltagsradler seit Jahren<br />
und ohne großartige Verän<strong>de</strong>rungen mit plötzlich en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Radwegen. Holprige Straßen o<strong>de</strong>r zugeparkte Routen gehören<br />
ebenso zu <strong>de</strong>n üblichen Hin<strong>de</strong>rnissen, um mit <strong>de</strong>m Rad von A<br />
nach B zu kommen. Da verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass viele Radfahrer<br />
Verkehrsregeln in „großzügiger“ Weise auslegen und lieber<br />
auf <strong>de</strong>m Bürgersteig o<strong>de</strong>r to<strong>de</strong>smutig quer über die Kreuzung<br />
flitzen, um schneller zu sein.<br />
Dabei gibt es seit Jahren Bemühungen von Stadt und ADFC-<br />
Aktiven, die Situation zu verän<strong>de</strong>rn. In ihrem Fahrradför<strong>de</strong>rprogramm<br />
von 2006 hat sich <strong>Rostock</strong> auf die Fahnen geschrieben,<br />
innerhalb von 10 Jahren <strong>de</strong>n Radverkehrsanteil von 15%<br />
auf 20% zu erhöhen. Dieses Programm entstand im Ergebnis<br />
eines sogenannten Auditverfahrens zur Fahrradpolitik. Verbesserungspotenziale<br />
sieht das Audit bei <strong>de</strong>r Wegweisung, bei<br />
Straßenreinigung und Winterdienst, bei Abstellanlagen und<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit. Geän<strong>de</strong>rt hat sich seit<strong>de</strong>m wenig.<br />
In Zeiten <strong>de</strong>r Mangelverwaltung und eines überschul<strong>de</strong>ten<br />
Haushalts ist es natürlich bequem, solche Themen erst einmal<br />
aus <strong>de</strong>m Tagesgeschäft auszusparen. Da kann es dann auch passieren,<br />
dass ein großes Einkaufszentrum erst mehrfach aufgefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n muss, ehe es Fahrradabstellanlagen im Eingangsbereich<br />
seines Gelän<strong>de</strong>s installiert o<strong>de</strong>r dass die neuen<br />
Geschäfte in <strong>de</strong>n ehemaligen Werfthallen zwar ein Auto-Parkhaus<br />
und frisch asphaltierte Zufahrtswege haben, aber <strong>de</strong>r brei-<br />
te Gehweg am Gebäu<strong>de</strong> entlang nur Fußgängern vorbehalten<br />
ist. Dabei hätte eine Teilung zwischen Rad- und Gehweg problemlos<br />
eingerichtet wer<strong>de</strong>n können. In allen diesen Fällen<br />
han<strong>de</strong>lt es sich übrigens um Bauvorhaben, die nach Verabschiedung<br />
<strong>de</strong>s <strong>Rostock</strong>er Fahrradför<strong>de</strong>rprogramms abgeschlossen<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Geärgert haben sich Radfahrer diesen Winter auch über einen<br />
mangelhaften Reinigungsdienst auf viel befahrenen Routen.<br />
Gel<strong>de</strong>r stan<strong>de</strong>n zwar bereit aber mangels kommunaler Kontrolle<br />
hat an vielen Stellen die Umsetzung schlichtweg versagt.<br />
Dies soll in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Saison an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
sehen, inwieweit das Versprechen eingehalten wird.<br />
Und auch die städtische Öffentlichkeitsarbeit hat sich in eine<br />
fast unsichtbare Nische zurückgezogen. Initiativen von Stadt<br />
und ADFC wie das Fahrradforum o<strong>de</strong>r lustige One-Hit-Plakatwerbung<br />
wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r breiten Masse kaum wahrgenommen.<br />
Die wenigen Ziele sind so tief gestapelt und Marketingmaßnahmen<br />
fehlt aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n die Kontinuität, so<br />
dass nur Eingeweihte die punktuellen Verbesserungen erkennen.<br />
Auch die im Verlauf <strong>de</strong>s EU-Projektes Baltic Sea Cycling<br />
(2004-2007) entstan<strong>de</strong>ne Internetseite <strong>www</strong>.fahrradregion<strong>rostock</strong>.<strong>de</strong><br />
hat seine letzte Aktualisierung schon eine Weile<br />
hinter sich.<br />
Die Interessenvertreter<br />
Werfen wir doch mal einen kurzen Blick in das Inspirationsbuch<br />
für Radfahrer, das als ein tolles Ergebnis <strong>de</strong>s 2007 abgeschlossenen<br />
EU-Projekts „Baltic Sea Cycling“ zur För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Alltagsradverkehrs präsentiert wur<strong>de</strong> – beteiligt an Projekt<br />
und Bucherstellung waren u. a. die Hansestadt <strong>Rostock</strong> und<br />
<strong>de</strong>r <strong>Rostock</strong>er ADFC. Darin stehen gleich am Anfang bahnbrechen<strong>de</strong><br />
Erkenntnisse (Zitat): Radfahren macht Spaß und<br />
glücklich. Radfahrer haben <strong>de</strong>n Überblick… Wer Rad fährt,