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0.26 __ //// TITELTHEMA Hängepartie wie im dämmernden Zoo SVEN-MARKUS KNAUFF Als Eltern eines gymnasial orientierten Kindes wird einem gegen Ende der Grundschule unwohl. Und es wird nicht immer ganz gelingen, das vor dem Kind zu verheimlichen. Was der Gesetzgeber für das, was dann kommt, formuliert und sich womöglich Bahnbrechendes gedacht hat, ist nämlich ohne Kenntnis des wissenschaftlichen Überbaus, Hintergrundes und Theorienkomplexes eher nebulös. Ich wollte es quasi aus erster Hand erfahren, durch Telefonate mit den Sekretariaten Rostocker Gymnasien. Man war auch auskunftsfreudig. Aber verstanden habe ich nicht alles, und schnell begann mich auch zu beunruhigen, dass für meine Begriffe immer so ein „Wir können ja auch nichts dafür“-Grundton in den Antworten mitschwang. So habe ich am Ende notgedrungen im Gesetz geblättert, um klarer zu sehen, und weil es einen populärwissenschaftlichen Text immer so ungemein ziert, wenn man ständig mit Paragrapheneinschüben oder dekorativ-leserhythmusruinierenden Fußnoten arbeitet, mache ich es so: Alle sogleich folgenden Gesetzesentnahmen stammen aus den §§ 13, 15 und 17-19 des Schulgesetzes für das Land Mecklenburg-Vorpommern (SchulG M-V). Die Grundschule umfasst die Jahrgangsstufen 1 bis 4. Das ist vertraut. Das Gymnasium umfasst die Jahrgangsstufe 7 bis 12. Das ist noch recht neu. Und jeder, der die Grundschule erfolgreich absolviert hat, wird alsbald gewahr: in der Reihe fehlen die 5 und die 6. Und darin liegt die Gefahr einer unschönen Hängepartie. PISA oder Finnland oder Humboldt, so meinen die Macher, lehren, dass vieles für ein gemeinsames Lernen bis zur sechsten Klasse bzw. ein nicht zu frühes „Minderfördern“ potentieller Nichtabiturienten spricht. Also Grundschule bis zur sechsten Klasse? So konsequent will man's dann auch wieder nicht, also schuf man - die Orientierungsstufe: An den Regionalen Schulen und den integrierten und kooperativen Gesamtschulen (egal jetzt mal, was das ist) bilden die bis eben ja schmerzlich vermissten Jahrgangsstufen 5 und 6 die schulartunabhängige Orientierungsstufe. In der Eltern- und Schüler- wahrnehmung aber ist das schlicht ein Zwischending. Ein Zwischending, das die Kinder ausgerechnet in einer Lebensphase, in der Lehrer und andere Erwachsene entwicklungsbedingt ohnehin zur Belastung werden, zu zwei Schulwechseln innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit zwingt. Naja, wird der Gesetzgeber abwiegeln, das kommt auf einen selbst und den jeweiligen Klassenzusammenhalt an. Beabsichtigt ist ja, dass die Grundschulklassen quasi im Verbund auf die jeweilige Orientierungsschule wechseln, so dass sich im Grunde kaum etwas ändert. Zugegeben, nur die Lehrer, das Gebäude, das Umfeld und der Schulweg! Außerdem kann die Orientierungsstufe laut Gesetz in Ausnahmefällen mit einer Grundschule verbunden werden (die in führenden PISA-Ländern geltende Regel der sechsstufigen Grundschule als genehmigungspflichtige Ausnahme, schließlich sind wir in Deutschland). Geschieht das nicht, zeigt die Praxis, dass die Grundschüler qua Neigung oder Wohnortbesonderheiten doch zu unterschiedlichen Orientierungsstufengesamtschulen tendieren. Außerdem: mancher ahnt vielleicht schon, dass er mal ein Großer wird, und zwar im Bereich der Musik oder des Sports. Dann kann er ein spezielles Gymnasium wählen, das gerade diese Fachrichtungen besonders schult - ausgerechnet diese Spezialschulen dürfen dann auch die Orientierungsstufe ab Klasse 5 führen, wobei Orientierung hier das Element einer gewissen Ergebnisoffenheit eventuell vermissen lässt, denn dass die Zielstellung die ist, die fertig Orientierten dann ab Klasse 7 auch schön zu behalten, ist zumindest keine abwegige Unterstellung. Warum dürfen dann nicht auch die Gymnasien ab der 5. Klasse aufnehmen, die eine, sagen wir, klassische Gymnasiumsdisziplin wie Sprachen oder Naturwissenschaften besonders fördern, Fächer also, die dann auch zu qualifizierten Berufen mit dem Potenzial führen, den Abiturienten ein Leben lang zu ernähren? Dazu schweigt sich das Gesetz aus, und auch an den entsprechenden Schulen weiß man es nicht. An diesen Stellen ist das „Wir können doch auch nicht dafür“ im Ton endgültig unüberhörbar. Zu vermuten ist, dass das zu nahe am alten System wäre, und das hat einfach allzu viele PISA-Punkte geko-
stet. Aber war gerade dies Ursache der Punktabzüge?? Ich muss also den Zug nach der vierten irgendwie verlassen, auch wenn ich im Triebwagen in Richtung Orientierungsstufe sitzen bleiben kann. Ein gewisser Rest wird aber abgekoppelt. Oder ich mache nach der vierten Klasse selbst den Systemverräter, pfeife aufs gemeinsame Lernen und werde Spitzensportler. Schwierig wird es im Grunde ja auch nur für absolute Exoten. Nehmen wir ein zehnjähriges Mädchen mit durchgängig eindeutiger Gymnasialqualifikation und Leistungsspitzen im Bereich der Sprachbegabung und, mit Abstrichen, der Naturwissenschaften (Beispiel funktioniert auch umgekehrt). Die Gute weiß zwar, dass sie das Zeugnis zum Gymnasium hat, will aber in diesem Leben nicht mehr Weitspringerin oder Flötistin werden, so dass sich kein passendes frühförderberechtigtes Gymnasium findet. Also orientiert sie sich zwei Jahre lang gemeinsam mit einer eher zufällig übrig gebliebenen Handvoll Mitexgrundschülern vor sich hin, als stünde sie mit sich verkantenden Gesichtszügen in der Dämmerung im Zoo, hätte die Drehtür längst gefunden, könnte sie aber nicht benutzen, weil sie ein Ministerialer verkeilt hat, und inzwischen fährt draußen die Straßenbahn davon. Zwei Jahre später darf sie dann (das kann in der Dämmerung im Zoo eine lange Zeit sein) und wechselt erneut alles: Schule, Schulweg, Lehrer, Klassenkameraden. Im Ansatz sicher fein überlegt, liebe Schulgesetzgeber. Aber wohl nicht ganz fertig. Dämmert's? ¬ Rostocker Statistiken (Schuljahr 2006/2007) Allgemeinbildende Schulen in Rostock 54 Davon: Realschulen 21 Regionale Schulen 6 Integrierte Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe 2 Integrierte Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe 2 Integrierte Gesamtschulen mit gymnasiale Oberstufe und Grundschule 1 Kooperative Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe 1 Kooperative Gesamtschulen mit gymnasiale Oberstufe und Grundschule 1 Gymnasien 8 Abendgymnasien 1 Waldorfschulen 1 Förderschulen 10 Schüler in allgemeinbildenden Schulen 16.773 (2001 waren es noch 24.717) davon: männlich 8.516 weiblich 8.257 davon nach Schularten: Grundschulen 4.172 Hauptschulen keine (im Vorjahr noch 99) Regionale Schulen 1.700 Gesamtschulen 3.498 Gymnasien 5.379 Abendgymnasien 247 Waldorfschulen 228 Förderschulen 1.549 Berufliche Schulen 10 Schüler in Berufliche Schulen insgesamt 12.511 davon: männlich 6.737 weiblich 5.774 Kindertagesstätten Anzahl der Einrichtungen 73 Betreute Kinder in Einrichtungen im Alter von 0 bis unter 3 Jahren 1.714 Betreute Kinder in Einrichtungen im Alter von 3 bis unter 6,5 Jahren 4.514 Betreute Kinder in Einrichtungen im Alter von 6,5 bis unter 10,5 Jahren 2.970 Kinderspielplätze Öffentliche Kinderspielplätze 243 Fläche der öffentlichen Kinderspielplätze (m2) 275.802 ¬
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Seite 21 und 22: Turboschulbildung in Rostock? Der T
Seite 23 und 24: drum) unterworfen, in dem Universal
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Seite 27: Idealismus der allen gut tut? GOTTF
Seite 31 und 32: 0.29 __ //// TITELTHEMA „Eigentli
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Seite 43 und 44: Schwarzes Brett Alternative Miss-KT

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