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Die Rezeption der „Winterreise“ von Franz Schubert in der Moderne ...

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MAGISTERARBEIT –ZENDERS WINTERREISE– JANINE CHRISTGEN<br />

- JANINE CHRISTGEN<br />

Identität zurückf<strong>in</strong>den. Der Wan<strong>der</strong>er entfremdet sich also auf se<strong>in</strong>em Weg nicht nur immer<br />

weiter <strong>von</strong> allen möglichen Heimatstrukturen, son<strong>der</strong>n durch se<strong>in</strong> Projektionsverhalten auch<br />

<strong>von</strong> sich selbst.<br />

Gleichzeitig erfährt er soziale Ausgrenzung, welche ihm als reale Fremdheit entgegentritt.<br />

Doch auch hier kann er <strong>der</strong> Fremdheitserfahrung nicht vermittelnd begegnen, so dass er an <strong>der</strong><br />

Gesamtsituation <strong>in</strong> immer stärkerem Maße zu zerbrechen droht, als dass diese Auslöser für<br />

Auf- o<strong>der</strong> Umbruch werden könnte.<br />

Dem Ich ist also schließlich nicht nur die es umgebende Welt fremd geworden, son<strong>der</strong>n auch<br />

die eigene Persönlichkeit. E<strong>in</strong>e umfassende Fremdheitserfahrung, die es <strong>in</strong> dieser Weise <strong>in</strong><br />

den „W<strong>in</strong>terreisen“ vor Müller wohl nicht gegeben hat und die eben daher den Weg zur<br />

Mo<strong>der</strong>ne schlägt und verständlich machen kann, wieso e<strong>in</strong>e <strong>Rezeption</strong> <strong>der</strong> <strong>„W<strong>in</strong>terreise“</strong> nie<br />

abgebrochen ist und gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Zeit auch wie<strong>der</strong> neue Relevanz erlangt. <strong>Die</strong><br />

Überzeitlichkeit <strong>der</strong> Thematik sche<strong>in</strong>t also auf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Fremdheitserfahrung zu<br />

basieren, die sich seit <strong>der</strong> Zeit Müllers und <strong>Schubert</strong>s als soziologische Grundkonstante<br />

durchhält: <strong>Die</strong> Problematik, e<strong>in</strong> grundsätzlich an<strong>der</strong>es Verständnis <strong>von</strong> Welt zu haben,<br />

welches man <strong>in</strong> repressiven Staaten nicht artikulieren konnte/kann, das Verhängnis, e<strong>in</strong>e<br />

immer komplexer sich differenzierende Welt nicht mehr durchdr<strong>in</strong>gen zu können. So wird <strong>der</strong><br />

Mensch zum vere<strong>in</strong>zelten, solipsistischen, <strong>in</strong> die Welt geworfenen Individuum. „Der Mensch<br />

ist“, so heißt es im Humanismusbrief Heideggers „vom Se<strong>in</strong> selbst <strong>in</strong> die Wahrheit des Se<strong>in</strong>s<br />

>geworfen

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