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Mitteilung mit Anlage(n) (PDF 705 KB ) - Berliner ...

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2.1<br />

gen weitergeleitet werden, die da<strong>mit</strong> ihre Tarife dynamisch an die Risiken<br />

anpassen können, die der Autofahrer eingeht.<br />

Werden Mikroprozessoren in die Kleidung und in Gegenstände, die man<br />

regelmäßig am Körper trägt (Armbanduhren, Schmuck, Schuhe), integriert,<br />

so spricht man von „Wearable Computing“. Bereits 1998 beschrieben wir<br />

ein Szenario <strong>mit</strong> in der Kleidung integrierten Sensoren, die die Signale eines<br />

implantierten RFID-Chips aufnehmen und zur Rettung eines Joggers beitragen,<br />

der beim Sport einen Herzanfall erleidet 30 .<br />

Die dritte Vision betrifft „Sensornetze“. Eine Vielzahl miniaturisierter<br />

Sensoren wird in die Umwelt eingebracht; sie können ihre jeweilige Umgebung<br />

beobachten und untereinander Ergebnisse austauschen. Handelt es sich<br />

z. B. um Sensoren, die Temperaturen messen können, so können sie etwa<br />

durch Vergleich der gemessenen Temperaturen plötzliche Temperatursteigerungen<br />

und Ausbreitungsgeschwindigkeit sowie -richtung von Bränden feststellen<br />

und entsprechende Alarmmeldungen abgeben. Eine ganz aktuelle<br />

Anwendung sind Drucksensoren, die im Meer ausgebracht werden und bei<br />

Tsunami-Warnsystemen Verwendung finden.<br />

Die Vision der Sensornetze macht anschaulich, was sich beispielsweise<br />

unter den Begriff „Smart Dust“ (Intelligenter Staub) zusammenfassen lässt:<br />

Hochgradig miniaturisierte – geradezu staubartige – <strong>mit</strong>einander und <strong>mit</strong><br />

Hintergrundsystemen kommunizierende – spezialisierte Mikroprozessoren,<br />

für deren Anwendungsbereiche und -zwecke der Fantasie keine Grenzen<br />

gesetzt werden können.<br />

Und was ist <strong>mit</strong> dem Datenschutz?<br />

Die Datenschutzgesetze des Bundes und der Länder wurden in den letzten<br />

Jahren aus Anlass der Umsetzung der Europäischen Datenschutzrichtlinie<br />

von 1995 novelliert. Gleichzeitig erfolgte eine teilweise zaghafte Anpassung<br />

an die aktuellen informationstechnischen Rahmenbedingungen, die es erlauben,<br />

die <strong>mit</strong> dem Trend zur Vernetzung einhergehenden Konsequenzen für<br />

die informationelle Selbstbestimmung und für die Sicherheit der Datenverarbeitung<br />

<strong>mit</strong> der Terminologie des Datenschutzes zu erfassen. Nach wie vor<br />

ist umstritten, wieweit die vielfältigen Beeinträchtigungen der Privatsphäre<br />

oder Beeinträchtigungen des eigenen Selbstbestimmungsrechts, die das<br />

Internet <strong>mit</strong> sich bringt, durch den Datenschutz erfasst, bewertet und vielleicht<br />

auch unterbunden werden können. Die anarchische Entwicklung des<br />

E-Mail-Dienstes im Internet <strong>mit</strong> seinen extremen Risiken für die Vertraulichkeit,<br />

Integrität, Verfügbarkeit und Authentizität der E-Mails, <strong>mit</strong> der<br />

extensiven Verbreitung von Schadsoftware, der Vermüllung der elektronischen<br />

Postfächer <strong>mit</strong> Spam sei hier als Beispiel genannt.<br />

30 JB 1998, 2.1<br />

16<br />

Jahresbericht BlnBDI 2004<br />

Es ist längst erkannt, dass die umfassende Modernisierung des Datenschutzrechts<br />

unumgänglich ist, wolle man sich nicht den <strong>mit</strong> der zunehmenden<br />

Informatisierung verbundenen Gefahren für die Persönlichkeitsrechte<br />

widerstandslos ausliefern 31 . Welchen Regelungsbedarf bewirkt aber „Smart<br />

Dust“ und seine Vorläufer?<br />

War die elektronische Beobachtbarkeit der Menschen bisher beschränkt<br />

auf die Erkenntnisse, die sich aus der Nutzung elektronischer Kommunikationsmedien<br />

wie Internet, Telefon und Handy ergaben, so fallen diese<br />

Beschränkungen <strong>mit</strong> der Ausweitung des Ubiquitous Computing zum „Internet<br />

der Dinge“. Der vollständigen Erfassbarkeit der <strong>mit</strong> dem Kommunikationsverhalten<br />

verbundenen Lebensäußerungen steht jetzt die vollständige<br />

Erfassbarkeit alles persönlichen Verhaltens entgegen, Persönlichkeitsprofile<br />

könnten lückenlos erstellt werden.<br />

Was wird aus dem Gerüst des Datenschutzes im Zeitalter der allgegenwärtigen<br />

Systeme, in dem permanent Daten erhoben, verarbeitet und kommuniziert<br />

werden? Was wird aus den Prinzipien des Datenschutzes wie das<br />

Gebot der Zweckbindung bei der Datenverarbeitung, der Erforderlichkeit<br />

der Datenverarbeitung als Voraussetzung für ihre Zulässigkeit, was wird aus<br />

dem Auskunftsrecht, was aus dem Gebot, dass prinzipiell jeder wissen soll,<br />

wer wann zu welchen Zwecken und in welcher Weise Daten über ihn verarbeitet<br />

(Transparenz)? Wie kann noch eine Einwilligung in die Datenverarbeitung<br />

sinnvoll und wirksam gegeben werden?<br />

Diese Prinzipien können kaum mehr eingehalten werden 32 . Die permanente<br />

Erhebung personenbezogener Daten durch allgegenwärtige Sensoren,<br />

Identifikatoren und Lokalisatoren würde zur permanenten Vorratsspeicherung<br />

von Daten führen, die keinem konkreten Zweck dienen und daher auch<br />

nicht aktuell erforderlich sind. Sie werden gesammelt, um sie bei passender<br />

Gelegenheit zu nutzen. Die Kenntnisnahme permanenter Erhebungen oder<br />

gar das Erfordernis rechtlich wirksamer Einwilligungen scheitert schon an<br />

der schieren Masse. Und wie und bei wem sollte man Auskunftsrechte<br />

wahrnehmen können?<br />

Der Datenschutz steht also angesichts der technischen Entwicklung vor<br />

neuen Herausforderungen.<br />

2.2 Datenverarbeitung in der <strong>Berliner</strong> Verwaltung<br />

Angesichts der Haushaltslage des Landes sind die Bemühungen weiter<br />

verstärkt worden, <strong>mit</strong> der Automatisierung von Verwaltungsprozessen personelle<br />

Einsparungen zu erreichen und gleichzeitig die Bürgerfreundlichkeit<br />

31 Roßnagel, Alexander; Pfitzmann, Andreas; Garstka, Hansjürgen: Modernisierung des Datenschutzrechts.<br />

Berlin: Bundesministerium des Inneren, 2001<br />

32 Roßnagel, Alexander; Müller, Jürgen: Ubiqitous Computing – neue Herausforderungen für den Datenschutz.<br />

In: Computer und Recht 8/2004<br />

Jahresbericht BlnBDI 2004<br />

2.2<br />

17

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