Gesamtbeitrag downloaden - Zahnheilkunde.de
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BILDGEBENDE VERFAHREN – STATUS QUO UND VISIONÄRER BLICK BRISANT<br />
Worin liegen die Ursachen für Fehlinterpretationen<br />
bei bildgeben<strong>de</strong>n Verfahren?<br />
Dr. R. Kalla: Als eine erste Ursache kann eine<br />
nicht korrekte o<strong>de</strong>r mangelhafte Erstellung <strong>de</strong>s<br />
Bil<strong>de</strong>s angesehen wer<strong>de</strong>n. Es muss dabei auf eine<br />
korrekte Aufnahme-Positionierung geachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Bil<strong>de</strong>rstellung sollten hochwertige,<br />
und optimal aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Aufnahmesysteme<br />
(bei analogen Bil<strong>de</strong>rn mit Entwicklung<br />
und Fixierung) und hochwertige Betrachtungssysteme,<br />
bzw. eine qualitativ hohe Diagnosesoftware<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Es bringt nichts, wenn ein<br />
hochwertiges digitales Röntgensystem angeschafft<br />
wird, dann aber am Betrachtungssystem<br />
gespart wird und dadurch die zur Diagnostik notwendige<br />
Bildqualität nicht erzielt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die zweite Ursache kann das unzureichen<strong>de</strong> Wissen<br />
um mögliche Fehldarstellungen bedingt<br />
durch das jeweils verwen<strong>de</strong>ten Aufnahmesystem<br />
und natürlich unzureichen<strong>de</strong> Kenntnisse <strong>de</strong>s diagnostizieren<strong>de</strong>n<br />
Arztes bezüglich radiologischer<br />
Darstellung physiologischer und pathologischer<br />
Prozesse und <strong>de</strong>ren Differentialdiagnostik sein.<br />
Dr. Oehler: Erstaunlich ist oft, welche Interpretationssicherheit<br />
manche Zahnärzte, beispielsweise<br />
Sachverständige o<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r von Prüfungsausschüssen,<br />
bei <strong>de</strong>r Betrachtung von Röntgenbil<strong>de</strong>rn<br />
vorgeben, obwohl eine Diagnose o<strong>de</strong>r<br />
Therapie nie alleine aus einer Röntgenaufnahme<br />
abgeleitet wer<strong>de</strong>n sollte. Nicht selten wird also<br />
auch in die Interpretation <strong>de</strong>r Röntgenaufnahme<br />
zu viel hineingelegt, was die Aufnahme eigentlich<br />
gar nicht hergibt. Beispielsweise wird die<br />
reale Tiefe einer kariösen Läsion anhand einer<br />
Röntgenaufnahme meist unterschätzt. Der<br />
Schluss, dass biologisch keine Verän<strong>de</strong>rung vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist, weil nichts zu sehen ist, ist bei <strong>de</strong>r<br />
Befundung von Röntgenaufnahmen ein schwerer<br />
Fehler.<br />
Wen trifft die Schuld bei (Röntgenbild-)Fehlinterpretationen?<br />
Mensch o<strong>de</strong>r Maschine?<br />
Dr. Fuhrmann: Wichtig ist es, die zur Fragestellung<br />
passen<strong>de</strong> Aufnahmeart zu wählen. Hier müssen<br />
wir zunächst unterschei<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>r<br />
intraoralen Aufnahme mit größerer Zeichenschärfe<br />
und <strong>de</strong>r Panoramaaufnahme mit ihren tomographischen<br />
Unschärfen. Weiter ist zu be<strong>de</strong>nken,<br />
dass die Panoramageräte heutzutage mehr als<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong>de</strong>r: Im Expertenzirkel diskutieren Dr. Andreas Fuhrmann, Dr. Dr. Klaus Oehler und die Dres. Kalla<br />
nur das OPG bieten. Die klassische Panoramaaufnahme<br />
(OPG) ist z.B. zur Darstellung <strong>de</strong>r Kiefergelenke<br />
bei Beschwer<strong>de</strong>n nicht geeignet. Die<br />
richtig durchgeführte Aufnahmetechnik ist eine<br />
weitere wichtige Voraussetzung für die Vermeidung<br />
von Fehlinterpretationen. Die von <strong>de</strong>r Röntgenverordnung<br />
gefor<strong>de</strong>rte diagnostische Qualität<br />
lässt sich nur erreichen, wenn die Röntgenaufnahmen<br />
nach <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />
<strong>de</strong>r Technik durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Ursachen<br />
für die Fehlinterpretationen liegen letztendlich<br />
beim Arzt: er ist verantwortlich für die Indikation,<br />
die Durchführung und schließlich für die<br />
Befundableitung.<br />
Dr. Oehler: Weiterhin ist bei bildgeben<strong>de</strong>n Verfahren<br />
die Technik <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s<br />
inklusive Entwicklung ein wichtiger Faktor dafür,<br />
dass man überhaupt etwas und dann auch noch<br />
wie <strong>de</strong>tailliert erkennt. Ist die Qualität <strong>de</strong>r Aufnahme<br />
gut, kann ich möglicherweise <strong>de</strong>taillierter<br />
befun<strong>de</strong>n als bei einer qualitativ schlechteren<br />
Aufnahme. Deshalb sollte man als Ersteller einer<br />
Röntgenaufnahme schon selbstkritisch genug<br />
sein, ob die Qualität <strong>de</strong>r Röntgenaufnahme ausreichend<br />
ist für die Fragestellung, die zur Indikation<br />
<strong>de</strong>r Röntgenaufnahme geführt hat.<br />
Dr. V. Kalla: Der Arzt/Zahnarzt ist daher <strong>de</strong>rjenige,<br />
welcher für die Verifizierung seiner Befun<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>ren Interpretation verantwortlich ist.<br />
Gera<strong>de</strong> im Bereich differentialdiagnostischen<br />
Wissens vor allem bei seltenen pathologischen<br />
und physiologischen Prozessen stellen wir bei<br />
unseren Kursen häufig Unsicherheiten bei <strong>de</strong>n<br />
Kursteilnehmern fest. Neben <strong>de</strong>n klassischen<br />
Nachschlagewerken und <strong>de</strong>r Aktualisierung <strong>de</strong>s<br />
eigenen Wissens stehen <strong>de</strong>m Praktiker differentialdiagnostische<br />
Softwareprogramme zur Verfügung,<br />
die eine große Vergleichsdatenbank haben.<br />
So können analoge o<strong>de</strong>r digitale Röntgenbil<strong>de</strong>r<br />
mittels interaktiver Menüführung gegen typische<br />
Aufnahmen verglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
Haben Röntgenbil<strong>de</strong>r bzw. an<strong>de</strong>re Aufnahmen<br />
wie MRT o<strong>de</strong>r CT noch <strong>de</strong>n Charakter von Dokumenten?<br />
Wie steht es mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />
Verfälschung?<br />
Dr. Oehler: Die technischen Aufzeichnungen von<br />
Röntgenbil<strong>de</strong>rn, MRT und CT ist für <strong>de</strong>n Sachverständigen,<br />
<strong>de</strong>r ein Gericht ja in (zahn-)medizini-<br />
DENTAL MAGAZIN 4/2003<br />
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